Kersbach bekommt einen "romantischen" Kreisel

14.1.2020, 16:45 Uhr
Kersbach bekommt einen

© Roland Huber

„Der Beginn der deutschen Romantik liegt zwischen Ebermannstadt und Streitberg“, sagt Anton Eckert, Kulturreferent des Landkreises Forchheim. Das mag mancher Kunst- beziehungsweise Literaturhistoriker nicht ganz so sehen – aber fest steht: Der Berliner Schriftsteller Ludwig Tieck war im Mai 1793 zusammen mit seinem Kommilitonen Wilhelm Heinrich Wackenroder (beide studierten in Erlangen) auf seiner „Pfingstreise“ durch die Fränkische Schweiz.

Und nicht wenige sehen in den daraus entstandenen, schwelgerischen Reisebeschreibungen die Geburtsstunde der deutschen Romantik - und in Tieck den „König der Romantik“.

Schön und gut. Aber was hat das mit dem (ausgesprochen unromantischen) Kersbacher Kreisel zu tun? Bald jede Menge: Eckert, seine Kulturamts-Kollegin Rita Metzner und Landrat Hermann Ulm haben nun das Sieger-Modell zur künstlerischen Gestaltung des Kreisverkehrs zwischen Sigritzau und Kersbach präsentiert.

Etwas Anspruchsvolles sollte hier geschaffen werden, gilt der Kreisel doch als „Einfallstor“ für Ausflügler und Touristen, die, von der A73 kommend, in die Fränkische fahren.

Kreisrunder Schriftzug

Und etwas Anspruchsvolles ist entstanden – aus einem Zitat Ludwig Tiecks, entnommen aus einem Brief, den er über die Eindrücke seiner Pfingstreise schrieb: „...die ganze Natur ist dem Menschen, wenn er poetisch gestimmt ist, nur ein Spiegel, worin er nichts als sich selbst wiederfindet.“ Fortan soll dieses Zitat die Verkehrsinsel „einrahmen“: Kreisrund und leicht aufsteigend verlaufen 50 Zentimeter große Lettern aus beschichtetem Aluminium um die Insel, die Anfangsbuchstaben der Hauptwörter mit Blattgold überzogen.

Das gesamte Zitat steht, rund zwei Meter über der Erde, auf einem Metallband, dessen senkrechte Stützen nach hinten zurückversetzt sind – womit der Eindruck entstehen soll, als ob die Worte in der Luft „schweben“. So zumindest drückt es ihr Schöpfer aus: Harald Winter, der seinerzeit auch den Zeitbrunnen am Bahnhofsplatz entwarf.

Aus 101 Bewerbern im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung erhielt der Weilersbacher Künstler den Zuschlag – nachdem er sowohl eine Fachjury (aus Künstlern, Landratsamt-Mitarbeitern, Verkehrsexperten und Vertretern des Staatlichen Bauamts Bamberg) als auch die Kreisräte des Bau- und Verkehrsausschusses überzeugt hatte.

Winters Modell entsprach zudem den verkehrsrechtlichen Vorgaben, die bei Kreisel außerhalb geschlossener Ortschaften rigide sind; allen voran sei es wichtig gewesen, dass keine starren Mauern oder massiven Steine zum Einsatz kommen. Im Unglücksfall verbiegt und verformt sich Winters Konstrukt bei hohem Druck – und federt einen Aufprall ab.

Er habe lange über die Umsetzung nachgedacht, erklärt der Künstler. Die zündende Eingebung sei ihm in der Badewanne gekommen, lacht der Künstler. „Die Fränkische ist mehr als ihre Sehenswürdigkeiten“. Es gehe um die Erfahrung der Natur, in der sich der Mensch mithilfe der Poesie selbst spiegeln könne. Und um den Erhalt eben jener Natur – „was das Thema wieder brandaktuell macht“, so Winter.

Etwa 80.000 Euro wird die Installation des Kunstwerks alles in allem kosten. Eckert erklärt, dass man mit einer 50-prozentigen Förderung durch das EU-Leader-Programm rechne, die andere Hälfte zahlt der Landkreis.

"Gottlob ohne BayWa"

Mitte des Jahres soll die Gestaltung des Kreisels über die Bühne gehen. Winter freut sich, dass er für den Bau mit ortsansässigen Firmen zusammenarbeiten wird, darunter die Forchheimer Bau- und Kunstschlosserei Zocher.

Das vollendete Werk soll sich nach seinen Vorstellungen prägnant, aber harmonisch in die Umgebung einfügen: „Mit dem Walberla und Sigritzau im Hintergrund, dazu die Wiesen und Wälder – und gottlob ohne BayWa.“ Dafür gibt es von Ulm und Eckert lächelnde Zustimmung.

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