Kersbach: Fünf Meter hoher Zaun an der Schule

15.5.2019, 06:00 Uhr
Kersbach: Fünf Meter hoher Zaun an der Schule

© Foto: Roland Huber

Gertrud Dreßel wohnt zusammen mit ihrem Mann Peter in nächster Nähe zur Kersbacher Schule, genauer gesagt, grenzt ihr Grundstück an den Außenbereich des Schulneubaus.

Damit die Schüler dort auch Ball spielen können, hat man das Schul-Grundstück erst vor wenigen Wochen auf eine Länge von neun Metern eingezäunt, mit einem silbrigen Zaun und Metallpfosten die 5,10 Meter hoch sind. In Richtung Turnhalle reduziert sich die Höhe auf 3,75 Meter. Im unteren Bereich ist der Zaun mit Holz verkleidet, darüber lässt er Licht durch und damit auch Luft und Wind, der sich bei stärkeren Böen mit einem Heulen in der Konstruktion fängt.

Hinzu kommt das "Krawumm", wenn die Schüler Bälle gegen den luftigen Zaun schießen. Doch auch mit dem Schulgong um 13 Uhr ist noch lange nicht Schluss mit Ballspiel-Krach. "Ab dem nächsten Jahr haben wir hier eine Ganztagsschule", erzählt Dreßel. Und am Wochenende kämen die Kinder, um hier zu toben und Ball zu spielen.

Die Baugenehmigung für den Kersbacher Schulhausneubau wurde im Jahr 2015 erteilt. Dass man allerdings "versäumt hat, den Zaun baurechtlich zu genehmigen", muss Bauordnungsamtsleiter Stefan Schelter im Rahmen der aktuellen Sitzung des Bauausschusses einräumen. "Der Bauantrag liegt zwischenzeitlich vor."

Schelter stützt sich in seiner Argumentation auf das Bauordnungsrecht: "Ein Zaun verursacht keine Abstandsfläche. Der transparente Stabmattenzaun transportiert nicht die Wirkung eines Gebäudes. Diese Konstruktion ist baurechtlich zulässig."

Wie ein Gefängnis

Außerdem gebe es DIN-Normen, die es einzuhalten gelte. Schelter erinnert auch die Versicherungspflicht, "wenn ein Ball über das Gitter fliegt und ein Kind dem Ball nachläuft und auf die Straße rennt".

Auch die Stadträte können sich nicht wirklich mit dem Zaun anfreunden. "Da fehlt nur noch eine Beleuchtung und ein Wachturm, dann haben wir ein Gefängnis", meint Holger Lehnard (CSU). Martina Hebendanz (CSU) hofft, "dass die Kinder in der Pause nicht denken, sie hätten gerade Hofgang".

Dass "dort dringend nachgebessert werden muss", dafür plädiert Lehnard. Man könne eventuell Gummipuffer in den Zaun einbauen, schlägt Schelter vor. Denn der Ballspiel-Lärm "stört nicht nur die Anwohner, sondern auch den Unterricht", so Hebendanz. Sebastian Körber (FDP), erinnert an die "DIN-Norm, die das regelt, die müssen wir einhalten".

Auch das Begrünen mit Rankpflanzen, Efeu oder ähnlichem gestalte sich problematisch, erklärt Schelter. Denn ist der Zaun einmal grün, ist er nicht mehr transparent und gilt als eine Art Gebäude, das wiederum eine größere Abstandsfläche braucht.

Nach einer emotionalen Grundsatz-Diskussion über den Schulhaus-Neubau in Kersbach regt Markus Schmitt (CSU) an, den Tagesordnungspunkt "Ballfangzaun" auf Wiedervorlage zu legen. "Wir sollten versuchen, alle an einen Tisch zu bringen. Nachbarn, Zaunbauer, Bauamt und so weiter". Dem kann sich auch Manfred Mauser (FBF) anschließen: "Wir sollten uns zusammensetzen und auf einen Kompromiss einigen, der Lärmpegel dort ist nicht auszuhalten." Der Beschluss, die Causa "Ballfangzaun" auf Wiedervorlage zu legen und vorab das Gespräch zu suchen, fällt einstimmig.

Einen Tag nach der Bauausschuss-Sitzung zeigt sich Gertrud Dreßel "hin- und hergerissen". "Die Probleme sind nicht wirklich gelöst", sagen sie und ihr Mann unisono und zitieren noch einmal aus ihrem Brief, den sie an alle Stadträte geschickt haben: "Wir als direkt betroffene Nachbarn möchten noch nicht einmal die vollständige Beseitigung des Zauns, aber den Rückbau auf die ursprünglich von Herrn Zedler (den früheren Leiter des Bauamts, Anm. d. Red.) uns gegenüber genannte Höhe in etwa bis zur Dachrinne unserer Garage."

Den Tisch und ihre Gartenstühle haben die Dreßels noch immer eingemottet auf ihrem Speicher stehen. "Wir haben keine Lust mehr rauszugehen", sagen sie.

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