Kirchehrenbach im Fokus: "Liebens- und lebenswert mit viel Potenzial"

10.2.2021, 05:38 Uhr
Kirchehrenbach im Fokus:

© Foto: Stefan Hippel

Monika Kraus, Inhaberin des Ladens Naturnah, trägt gerade Blumentöpfe nach draußen, stellt sie auf dem Außentisch ihres Ladens ab, schiebt die Ärmel ihrer braunen Strickjacke hoch. Instinktiv zieht sie die Schultern ein wenig nach oben. Ein richtig kalter Tag heute, dicke Schneeflocken fallen vom Himmel.

Eine Passantin läuft auf der gegenüberliegenden Seite der Hauptstraße vorbei, lacht und winkt freundlich herüber: "Frisch heute, gell?! Jetzt kam der Schnee doch wieder."

Vor dem Nahkauf Lochner stehen zwei ältere Herren und sind im Gespräch. Lautes, ausgelassenes Lachen dringt über den Platz. Unterhalb der Kirche schiebt eine ältere Dame ein Gehwägelchen und ruft zu einer Bekannten über die Straße: "Wie geht’s deiner Mutter? Wieder besser?" Ein ganz normaler Wochentag in Kirchehrenbach.

Einige Menschen machen Besorgungen im Nahkauf, ein Mann geht gerade mit seinen zwei Hunden Gassi, eine junge Mutter macht einen Spaziergang und ist mit dem Kinderwagen unterwegs. Ohne coronabedingten Lockdown wäre sogar sicher noch mehr los in diesem Ort am Fuße des Walberlas, wo 2208 Einwohner leben.

Nur wenige Gehminuten entfernt

Bäcker, Metzger, Banken, Arzt, Apotheke, Friseure, Nahkauf, Blumenladen, Gaststätten – alles mitten im Ortskern und nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. Auch die ehrenamtliche Gemeindebibliothek mit 11.000 Medien ist im Ortskern, nämlich im Alten Rathaus, zu finden. Ein breites Angebot, wie es so zentral kaum in anderen Orten geschweige denn dieser Größe zu finden ist.

Bei der NN-Serie "Mitten unter uns" blicken wir nach Teil 1 in Egloffstein nun nach Kirchrehenbach. Wir waren mehrfach vor Ort und nehmen unter die Lupe, was den Ortskern auszeichnet und wo sich das Dorf hin entwickelt.

"Wir sind ein liebenswerter Ort, in dem der Dorfkern mit verschiedenen Geschäften gut erhalten ist", sagt Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD), seit 2008 im Amt. Doch keinesfalls scheint sie sich darauf ausruhen zu wollen: "Es gibt überall noch Verbesserungspotenzial und wir wollen einiges angehen, damit diese gute Infrastruktur auch bleibt", betont sie.

Eine Enoteca mit gutem Wein- und Käseangebot

Kirchehrenbach im Fokus:

© Stefan Hippel

Zum Beispiel das Ladenangebot aufrecht erhalten, "aber auch noch ausbauen". Gut vorstellen könnte sie sich eine "Enoteca mit einem guten Wein- und Käseangebot" – etwas für Einheimische, umliegende Gemeinden und Touristen, denn: "Alleine von Kirchehrenbach kann unsere Struktur nicht überleben. Das ist jetzt schon so", ist sich Gebhardt sicher.

Außerdem beschäftigt die Bürgermeisterin die Frage, wie der Dorfkern in 15 Jahren aussehen wird: "Es ist wichtig, dass wir jetzt schon daran arbeiten, wo wir uns hin entwickeln wollen." Es treibt sie um, wenn Inhaber über 70 Jahre alt seien und zum Beispiel keine Nachfolge für das Geschäft in Sicht sei.

Bei der Erstellung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (Isek) soll diesen Fragen gemeinsam nachgegangen werden: "Ich hoffe da auch auf rege Bürgerbeteiligung", sagt Gebhardt. Bei diesen Zukunftsthemen sei die Dorfgemeinschaft als Ganzes gefordert. Sie habe auch einen festen Platz in den etwa 24 Vereinen, in denen Tradition gelebt wird.

In der Krise füreinander da

Die Dorfgemeinschaft ist für die Bürgermeisterin auch das Besondere an Kirchehrenbach: "Als wir damals 2011 das starke Hochwasser hatten, da wurde mir das richtig bewusst, wie stark hier der Zusammenhalt ist", erinnert sie sich. Keiner sei allein gelassen gewesen. "Hand in Hand haben alle zusammengearbeitet, um sich gegenseitig zu helfen." Täglich sei Hilfe unter Nachbarn selbstverständlich. Und die Seniorengemeinschaft leiste viel, um den Alltag älterer Mitmenschen zu erleichtern.

Auch jetzt in Zeiten der Pandemie sei das wieder so: "Sofort wurden Hilfsangebote und Einkaufsdienste geschaffen", sagt sie. "Sagt Bescheid, wenn ihr was braucht – wir helfen", das hätten viele gleich zu Beginn der Corona-Krise klar gemacht. Auch wenn dann schlussendlich gar nicht alle genutzt wurden: "Das Angebot war sofort da", erzählt die Bürgermeisterin.

Ein Ort zum Aufenthalten für die Senioren

Kirchehrenbach könne weiterhin vom Tourismus profitieren. Durch Corona habe der Tagestourismus auch sehr stark zugenommen. Kirchehrenbach habe "sehr viel Potenzial", sagt die Bürgermeisterin. Die Direktvermarkter könnten noch stärker beworben werden, findet sie.


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Kirchehrenbach im Fokus:

© Stefan Hippel

Die Aufenthaltsqualität im Dorf sei gut. "Nur die Bäume entlang der Hauptstraße sind in keinem guten Zustand. Sie können nicht richtig wurzeln", sagt Gebhardt. In der Erde darunter seien Kabel verlegt. "Wir müssen eine Alternative suchen, aber schön finde ich sie schon, sie beleben auch die Straße."

Was fehlt: "Ein Ort für die Senioren zum Aufhalten. Das ist eines der nächsten große Ziele, das bald erfüllt werden, nicht nur angegangen werden muss", betont Gebhardt. Für die ganze Verwaltungsgemeinschaft sei zusammen mit Weilersbach und Leutenbach ins Auge gefasst, einen Dienst für mobiles Essen für Senioren aufzubauen.

"Bodenständig, katholisch geprägt: Wo Traditionen gelebt werden"

"Kirchehrenbach ist eine bodenständige, katholisch geprägte Gemeinde, in der Traditionen gelebt werden", sagt Pfarrer Oliver Schütz, der seit knapp acht Jahren im Dorf im Einsatz ist. Von den rund 2200 Einwohnern seien immerhin 1750 katholisch. Und selbst bei den Gottesdiensten unter der Woche, morgens um 9 Uhr, kämen oft 40 Gläubige.

Die Kirche St. Bartholomäus im Dorfkern ist für ihn eine Besonderheit, mit "majestätischer Fassade im barocken Baustil." Ähnlich dem in Buttenheim. "Bei der Kirche laufen alle Straßen zusammen. Und die lange Treppe hinauf zur Kirche, das ist schon ein Blickfang", sagt Josef Gebhardt, der seit über 20 Jahren Pfarrgemeinderatsvorsitzender ist.


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Bis die Corona-Pandemie kam, gab es unterhalb der Kirche den bekanntesten Dorftreff: "Beim Rentnerbänkchen treffen sich zwischen 10 und 11 Uhr immer Herren und halten ihr Schwätzchen", sagt Schütz. "Den Treff gab es schon, als ich Kind war", erinnert sich die Bürgermeisterin. "Bestimmt seit 40 Jahren" sei das eine Tradition, von Generation zu Generation weitergegeben.

Bei den Bänken unterhalb hat man alles im Blick, aber auch oben bei der Kirche mit den zwei großen Bäumen rechts ist es herrlich, um sich hinzusetzen und etwas geschützter zu unterhalten", sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Josef Gebhardt. "Das ist das Schöne bei uns im Ort: Man trifft immer jemanden, den man kennt, und kann gemütlich einen Plausch halten."

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