Kirchehrenbach: Kämmerer gegen Bürgermeisterin

21.2.2014, 18:24 Uhr
Kirchehrenbach: Kämmerer gegen Bürgermeisterin

© Privat

Kirchehrenbach: Kämmerer gegen Bürgermeisterin

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Dass diese Konstellation eine gewisse Brisanz birgt, dürfte selbst politisch Unbeleckten einleuchtend sein. Entsprechend scharf werden die Messer gewetzt. So sorgte vor allem der Vorfall um einen Grabgebührenbescheid, den Anja Gebhardt irrtümlich zu alten Konditionen und damit zu niedrig angesetzt hatte, für hohe Wellen. Die Geschichte hatte Dritter Bürgermeister Gerald Maltenberger (FW) zwei Monate später mitten im Wahlkampf in der Gemeinderatssitzung auf den Tisch gebracht.

Das kam CSU-Rat Michael Knörlein durchaus gelegen, der forderte: „Das muss geklärt werden.“ Die Verwaltung hatte Maltenberger dazu ein internes Papier überlassen, das nicht einmal die Bürgermeisterin kannte. Allerdings ohne die Information, dass der Bescheid sofort wieder aufgehoben worden sei, wie Anja Gebhardt gleich klarstellte. Der Gemeinde sei keinerlei Schaden entstanden.

„Eine Frechheit“

Die Bürgermeisterin zeigte sich anschließend betroffen „Es ist traurig, dass der Dritte Bürgermeister das so in die öffentliche Sitzung trägt. Es ist eine Frechheit der Verwaltung, das Schreiben rauszugeben, ohne die Information, dass der Gebührenbescheid längst aufgehoben ist.“

Dass nun mit Bastian Holzschuh der Kämmerer und stellvertretende Leiter der Verwaltungsgemeinschaft Kirchehrenbach die amtierende Bürgermeisterin aus dem Sessel heben will, macht die Situation im Rathaus nicht einfacher. Der 28-jährige Kirchehrenbacher, der für die CSU antritt, umschreibt seine Motivation, sich um das Bürgermeisteramt zu bewerben, so: „Ich erlebe durch meine Arbeit im Rathaus tagtäglich hautnah, was in der Gemeinde falsch läuft.“ Die kommunalpolitische Arbeit habe ihn schon immer interessiert. „Ich möchte Kirchehrenbach gern voranbringen“, sagt Holzschuh.

Der Vater zweier kleiner Kinder befindet sich derzeit im Erziehungsurlaub. Sollte er die Wahl gewinnen, werde er seine Arbeitszeit um 50 Prozent verringern und die restliche Arbeitszeit für seine Bürgermeistertätigkeit nutzen, erklärt er. Rechtlich sei das kein Problem, das sei geklärt.

Dennoch sehen viele Kirchehrenbacher einen möglichen Konflikt und eine fehlende Kontrolle, wenn Holzschuh beide Ämter übernimmt. „Wie geht das denn? Der Kämmerer stellt einen Haushalt auf und der Bürgermeister stimmt dann zu? Das hätte auf jeden Fall ein Gschmäckle“, findet zum Beispiel ein Bürger, der aber nicht seinen Namen nennen möchte. Und nicht nur SPD-Gemeinderäte fragen sich, wenn der Kämmerer künftig seine Arbeit in der Hälfte der Zeit erledigen kann, dann sei er jetzt Vollzeit wohl keinesfalls ausgelastet? Doch Holzschuh kann bei beiden Kritikpunkten keinen Konflikt erkennen.

Beim NN-Kandidatencheck, im Internet nachzulesen, nennt er drei Topthemen: 1. Jugend und Familie: „Starke finanzielle Förderung der Jugendarbeit in den Vereinen. Durch ein Baulandkonzept soll Familien die Möglichkeit gegeben werden zu bauen, um so dem demographischen Wandel entgegen zu wirken.

2. Schuldenfreie Gemeinde 2024: Durch wirtschaftliches Handeln, ohne Sparzwang und zusätzliche Bürgerbelastung schuldenfrei werden als Zeichen der Generationengerechtigkeit. Die eingesparten Zinsen können sinnvoller investiert werden.

3. Parteiunabhängige Dorfpolitik: Ich möchte eine Dorfpolitik für alle Bürger, in der alle guten und sinnvollen Ideen umgesetzt werden können. Durch ein offenes und ehrliches Miteinander soll Kirchehrenbach positiv vorangebracht und zukunftssicher gestaltet werden.“

Trotz des scharfen Gegenwindes selbst aus der eigenen Verwaltung und der bisher ungünstigen Stimmenverteilung im Gemeinderat — sieben CSU-Räte, zwei FW-Räte und nur fünf SPD-Räte — will Anja Gebhardt wieder für das Bürgermeisteramt kandidieren. Die 41-jährige Steuerfachgehilfin, Tochter des Altbürgermeisters Franz Pleyer, will sich weiterhin zum Wohle von Kirchehrenbach einsetzen. „Mir hat das Amt viel Freude bereitet.“ In den vergangenen sechs Jahren sei vieles erreicht worden: „Ein neues Feuerwehrhaus, Krippenplätze, die jetzt noch ausgebaut werden, eine Photovoltaikanlage, Breitband wurde ausgebaut, der Spielplatz umgestaltet, der Friedhof erweitert.“

Schulstandort sichern

Als Topthemen nennt Anja Gebhardt beim NN-Kandidatencheck:
„1. Der Schulstandort Grund- und Mittelschule muss in Kirchehrenbach gesichert werden. Eine noch attraktivere Gestaltung für unsere Schüler ist wünschenswert. Jugendsozialarbeit und die OGS sind ein Muss und müssen unbedingt weitergeführt und ausgebaut werden.

2. Sanierung der Doppelturnhalle: Das nun gefertigte und genehmigte Brandschutzkonzept muss umgesetzt werden. Die Sanierung und Ausstattung der Sanitärräume ist dringend erforderlich.

3. Senioren und Jugendpolitik: Das Älterwerden in der Gemeinde leichter ermöglichen. Hilfen für „Daheim statt Heim“ anstreben. Die Infrastruktur muss seniorengerecht und auch jugendgerecht weiterentwickelt werden. Noch attraktivere Fahrzeiten der öffentlichen Verkehrsmittel sind wünschenswert. Jugendpfleger und offener Jugendtreff.“

Wie die Kommunalwahlen am 16. März in Kirchehrenbach ausgehen werden, da wagen selbst gut informierte Kreise keine Prognosen. Dass Anja Gebhardt vor sechs Jahren das Bürgermeisteramt eroberte und den CSU- Kandidaten aus dem Rennen warf — auch das hatte damals keiner vorhergesehen. 

Der NN-Kandidatencheck ist hier unter den jeweiligen Orten nachzulesen.

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