Kita "Schneckenhaus" in Forchheim sperrt zu

31.10.2018, 07:00 Uhr
ann die Vorwürfe und das Vorgehen des Jugendamtes nicht verstehen: Sandra Roth, Leiterin der Kita Schneckenhaus.

© Roland Huber ann die Vorwürfe und das Vorgehen des Jugendamtes nicht verstehen: Sandra Roth, Leiterin der Kita Schneckenhaus.

Differenzen gibt es schon seit mehreren Jahren, bestätigten beide Seiten auf Nachfrage. Doch diese sind für Sandra Roth „so groß geworden, dass es von meiner Seite aus nicht mehr weitergehen kann“. Sie sei gesundheitlich angeschlagen, die Arbeit mit den Kindern komme bei der Auseinandersetzung mit der Behörde zu kurz. Deshalb hat sie die Betreuungsverträge mit den Eltern gekündigt, stellt den Betrieb zum Jahresende ein.

„Es gibt seit Jahren massive Beschwerden, denen wir natürlich nachgehen“, sagt Frithjof Dier, Geschäftsbereichsleiter des Landratsamtes. Der Umgang mit den Kindern sei von Eltern bemängelt worden. Dier stellt klar: „Es sind nicht nur Marginalien. Die Vorwürfe waren massiv.“

Daraufhin habe das Landratsamt Roth vorgeladen, sie um eine Stellungnahme gebeten. Doch dem Vorschlag des Amtes, monatlich eine Fachaufsicht in die Kita in der Sudetenstraße zu schicken, habe Roth widersprochen, so Dier. Im September habe man deshalb diesen Besuch per Bescheid verpflichtend festgelegt. Dagegen habe die Leiterin Widerspruch eingelegt, der zurzeit bei der Regierung von Oberfranken liegt.

Roth: „Ich habe nichts zu verheimlichen, aber wenn man merkt, dass die Zusammenarbeit ohnehin nicht funktionert, habe ich für mich beschlossen, dass die Besuche nicht stattfinden können.“ Der Elternbeirat forderte, bei den Visitationen dabei zu sein, wogegen sich das Amt aber ausgesprochen habe. „Das geht für uns nicht“, sagt Roth.

In einem Schreiben stellt sich der Elternbeirat hinter Roth, kritisiert eine mangelnde Unterstützung von der Stadt und dem Landratsamt für die Kita, schreibt von „haltlosen Vorwürfen“. Weiter heißt es: „Die Daumenschrauben für die Kita wurden kontinuierlich fester angezogen!“

Das stößt auf Unverständnis im Landratsamt. „Wenn die Fachaufsicht bei ihren Besuchen nichts festgestellt hätte, hätten wir Frau Roth auch helfen können“, sagt Dier. „Wir haben keine Schließung oder ein Bußgeld verhängt. Wer sich nichts vorzuwerfen hat, kann die Fachaufsicht doch in die Kita lassen.“ Die Weigerung der Kita-Leiterin habe nicht gerade zur Beruhigung der Sache geführt, so Dier.

Kritische Stimmen im Internet

Roth spricht von einem „ständigen Druck“ der aufgebaut werde. Sie stoße mit ihrer Kraft, sich ständig rechtfertigen zu müssen, an ihre Grenzen. Neben Roth kümmern sich zurzeit noch zwei weitere Mitarbeiter um 13 Kinder. 2009, als die Kita von der Innenstadt in die Sudentenstraße gezogen ist, habe man sich von einer auf drei Gruppen vergrößert, so Roth. Heute sind davon eine Krippen- und eine Kindergartengruppe übrig geblieben.

Die Zahlen sind laut Roth nach unten gegangen, weil sich Eltern im Internet immer wieder kritisch über die Kita geäußert hätten.
Der Elternbeirat wirft in seinem Schreiben Forchheims OB Uwe Kirschstein (SPD) Untätigkeit vor. „Der OB kann hier keinen Einfluss auf die Fachaufsicht nehmen“, erklärt Forchheims Pressesprecherin Britta Kurth. „Auch die städtischen Kitas müssen sich an die Regeln der Fachaufsicht halten.“

Am 18. Oktober sei die Stadt über die Schließung der Kita Schneckenhaus von Roth informiert worden. Die Nachricht kommt für das Rathaus zu einer Zeit, in der Betreuungsplätze knapp sind.

Von einer „angespannten Situation“ spricht Gabriele Obenauf, Amtsleiterin im Amt für Jugend, Bildung, Sport und Soziales. Mit ausführlichen Zahlen zum Themenkomplex Kinderbetreuung werde sich der Hauptausschuss in seiner November-Sitzung befassen. Fest steht: Für vier von acht Kindern des Schneckenhauses muss die Stadt noch einen Platz finden, so Kurth. Dies werde nicht einfach. Im Osten und Innenbereich der Stadt fehlten bereits jetzt 60 Plätze.

Willkommen sein dürften da die 18 neuen Kindergartenplätze, die bei der Kita Rabbel Zabbel in der Bayreuther Straße mit der Eröffnung am 5. November hinzukommen. Die Kita bietet bereits in direkter Nachbarschaft zu den neu sanierten Räumen eine Krippengruppe für zwölf Kinder an.

Keine Kommentare