Konzept steht: Platz für 230 neue Wohneinheiten in Kersbach

10.2.2021, 16:00 Uhr
Hier soll es entstehen: Das Neubaugebiet Pointäcker-Süd bei Kersbach.

© Dagmar Niemann Hier soll es entstehen: Das Neubaugebiet Pointäcker-Süd bei Kersbach.

Ein dickes Bündel an Schriftstücken hatten deshalb die Mitglieder des Planungs- und Umweltausschusses (Plua) durchzulesen. Einstimmig beschloss man die erneute Auslegung des ursprünglichen Plans mit den eingearbeiteten kleinen Modifizierungen aus den Stellungnahmen. 

Mit diesen Vorgaben dürfte die Stadt auch in die Verhandlungen mit dem Grundeigentümer, der Kirchenstiftung St. Ottilien, über einen städtebaulichen Vertrag gehen. Hier soll es laut Stadtrat Holger Lehnard (CSU) noch Verhandlungsbedarf geben, was im nichtöffentlichen Sitzungsteil besprochen werden sollte. 

Die Kerndaten des neuen Baugebiets mit 230 Wohneinheiten fasste Franz zusammen: Die Wohneinheiten gliedern sich in 161 Etagenwohnungen, von denen 46 sozial gefördert sein sollen, in 21 Reihenhäuser, zehn Einfamilien- und drei Doppelhäuser.

Das Blockheizkraftwerk kommt an die Nordseite, damit es auch bei einer Erweiterung einbezogen werden kann. Die geplante Kita wird eingeschossig für zwei Krippen-Gruppen größer gebaut. 60 öffentliche Stellplätze sollen ein Parkplatz-Such-Gewusel verhindern. Nur ein Gebäude – genannt Gesundheitshaus – soll vier Geschosse erhalten. Alle Dächer sollen begrünt werden, auch die Fassaden, zumindest an den Garagen. 

Das Gesundheitshaus braucht für das oberste Geschoss eine zusätzliche Fluchttreppe. Damit reicht die Ausrüstung der Kersbacher Feuerwehr – keine Drehleiter – im Einsatzfall aus. Der Freiraum davor soll zu einem Quartiersplatz mit Aufenthaltsqualität, woran Steffen Müller-Eichtmayer (Grüne) allerdings wegen der Tiefgaragenzufahrt zweifelte, werden und vor allem den Jugendlichen auch der Raum vor dem BHKW als Treffpunkt zur Verfügung stehen.

Der Ende 2020 überarbeitete Planentwurf des Investors auf den rund 47.000 Quadratmetern des geplanten Neubaugebiets in Kersbach.

Der Ende 2020 überarbeitete Planentwurf des Investors auf den rund 47.000 Quadratmetern des geplanten Neubaugebiets in Kersbach. © Frafik: REA Management GmbH

Die meisten Stellplätze liegen vor diesem zentralen Gebäude. Dadurch entsteht ein zehn Meter breiter unbebauter Raum, der für die Stadtwerke ausreicht, um alle Versorgungsleitungen zu verlegen. Nur ein kurzes Straßenstück der Quartiers-Erschließung wird 4,5 Meter breit, als eine Art Tempobremse zwischen Einzelhäusern. So reichen laut Franz alle Straßenradien auch für große Fahrzeuge aus.

Wesentlich für eine baldige Umsetzung ist die Zusage des Wasserwirtschaftsamts, dass bedingte Baurechte entstehen dürfen, ehe der Hochwasserschutz für Kersbach fertig ist.

Zu "opulent"?

Nur Stadtrat Manfred Hümmer (FW) fand das Projekt trotz Abspeckens der Investorenwünsche „für Kersbach zu opulent“, ordnete seine Einschätzung aber dem „Planziel bezahlbarer Wohnraum“ unter. Dafür sieht es Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) auch als eine Standortsicherung der Grundschule Kersbach. Sie hat derzeit sechs Klassen, aber eher sinkende Schülerzahlen. Eine bauliche Option für acht Klassen, also Zweizügigkeit, besteht. 

Positiv bewerteten mehrere Ausschussmitglieder, dass die Haupterschließungstraße im Westen so geplant ist, dass sie bis zur Kreisstraße am Bahnhof weiter gebaut werden kann. Damit könnte die frequentierte, aber unübersichtliche Einmündung der Baiersdorfer Straße in die Kersbacher Straße in der Ortsmitte irgendwann mal entlastet werden. 

Ob die vorgesehenen Bäume auch wirklich gepflanzt würden, machte offenbar nicht nur Reinhold Otzelberger (CSU) und Edith Fießer (Grüne) Sorgen, noch dazu, weil die genauen Pflanzstandorte aus den bisherigen Plänen nicht genau herauszulesen sind. Franz sichert zu, dass etwa alle zwölf Meter ein Baum zu stehen komme, der mit dem Wasser von den Hausdächern bewässert wird. 

Die Zufahrt zum Quartier erfolgt über einen Kreisel etwa auf Höhe der Einmündung Waldstraße. Damit wird das Verkehrstempo gebremst. Und das hat auch Auswirkungen auf den Verkehrsfluss in der Baiersdorfer Straße ortseinwärts. Dort vor allem auf Höhe des Kindergartens und des Zebrastreifens sahen die Grünen Gefährdungen durch zu schnelles Fahren. Gemessen wurden in den letzten Jahren Werte ortseinwärts wie auswärts um die 40 Stundenkilometer – das Verkehrsschild verlangt auf 110 Metern Tempo 30. Um daran zu erinnern, wird das Ordnungsamt Geschwindigkeitsanzeigen, sogenannte Smileys, auf Dauer aufstellen.

Für die Waldstraße – eine Tempo-30-Zone für Anliegerverkehr – sah man keinen Handlungsbedarf. Wohl zwangsläufig halten die durchschnittlich weniger als 150 Fahrzeuge am Tag die Geschwindigkeit ein und am ehesten dann, wenn vor dem Sportgelände wegen einer Veranstaltung viele Fahrzeuge parken. 

PAULINE LINDNER

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