Kreis Forchheim: Corona-Massentests und angespannte Lage in Altenheimen

2.12.2020, 15:49 Uhr
Rund 400 Personen – vor allem Schüler und Lehrkräfte – wurden am Mittwoch auf dem Kellerwald-Parkplatz an der Lichteneiche getestet. 

© Berny Meyer Rund 400 Personen – vor allem Schüler und Lehrkräfte – wurden am Mittwoch auf dem Kellerwald-Parkplatz an der Lichteneiche getestet. 

Wie berichtet, hatte es zuvor an der Georg-Hartmann-Realschule sowie am Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim (EGF) insgesamt vier positiv getestete Schüler unterschiedlicher Jahrgangsstufen gegeben (drei an der Realschule, einer am EGF). Das hieß nicht nur vorsorgliche Quarantäne für die vier betroffenen Schulklassen, sondern auch Reihentestungen. 

Bereits am Montag wurden zwei Klassen der Realschule an der Abstrichstelle in der Ruhalmstraße getestet, gestern ging es dann für die EGF-Klasse und die weitere Realschulklasse zum „Drive-By-Abstrich“ auf den Parkplatz am Kellerwald. 

Nicht das erste Mal

Für den 12-jährigen Levi, Sechstklässler am EGF, ist es am Mittwoch schon der dritte Corona-Test und die zweite Quarantäne in diesem mehr als außergewöhnlichen Schuljahr gewesen – nachdem es kurz nach Ende der Sommerferien zu Infektionsfällen an seinem Gymnasium gekommen war. „Es gibt Schüler aus meiner Klasse, die jetzt sogar schon das dritte Mal in Quarantäne sind“, erzählt Levi.

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Dieses Mal, sagt er, sei der Abstrich für ihn „ziemlich unangenehm“ gewesen, es habe ein wenig gebrannt als man ihm das Wattestäbchen in die Nase schob. Seine Mutter erzählt: „Es war sehr viel los an der Abstrichstelle. Wir waren für 9.30 Uhr bestellt, mussten aber eine Stunde im Auto warten bis wir dran waren.“ Stau auf den Straßen rund um den Kellerwald-Parkplatz habe es allerdings nicht gegeben – „das war gut organisiert, mit Einweisern, viel BRK-Personal, Helfern von der Feuerwehr und vom Katastrophenschutz.“

Rund 400 Testungen

Nach Angaben des Landratsamtes wurden insgesamt rund 400 Personen am Kellerwald getestet. Neben Realschule und EGF seien auch Verdachtsfälle vom Gymnasium Fränkische Schweiz, der Grund- und Mittelschule Ebermannstadt, der Ritter-von-Traitteur-Mittelschule sowie der Berufsschule dabei gewesen – „sowohl Schüler als auch Lehrer“, teilt Amtssprecherin Kathrin Schürr mit. 

Betrieben wurde die mobile Abstrichstelle wieder vom BRK.

Betrieben wurde die mobile Abstrichstelle wieder vom BRK. © Berny Meyer

Wie viele Schüler und Lehrer im Landkreis sich derzeit insgesamt in Quarantäne befinden, dazu kann Schürr keine verlässliche Auskunft geben. Denn: Dafür fehlt es schlichtweg an Zeit und Personal. „Eine solche Aufstellung zu machen, ist theoretisch möglich“, sagt Schürr, „aber für die Mitarbeiter des Gesundheitsamts ist es sehr viel wichtiger Kontakte nachzuverfolgen, Infektionsketten zu unterbrechen, Betroffene zu informieren und die Testungen sowie die Weitergabe der Testproben zu organisieren.“ So bleibt die Zahl der Quarantäne-Klassen an den drei Landkreis-Gymnasien und den Realschulen unbekannt. 

Cordula Haderlein, Fachliche Leiterin des Staatlichen Schulamtes im Kreis Forchheim, kann immerhin einen Teil der neuesten Daten liefern: Sie hat die Zahlen für die Grund-, Mittel- und Förderschulen des Landkreises. „Aktuell fehlen hier insgesamt 69 Lehrkräften, davon drei mit positivem Covid-Test. Zusätzlich befinden sich 15 Lehrer als Kontaktpersonen ersten Grades in Quarantäne und elf schwangere Lehrerinnen“, erklärt sie. 

272 Schüler in Quarantäne

Und wie sieht es bei den Schülern der Grund-, Mittel- und Förderschulen aus? „Zwölf Schüler sind wegen positiven Corona-Tests nicht im Unterricht und insgesamt befinden sich 272 Schüler in Quarantäne“, so Haderlein – die diese auf den ersten Blick enorme Zahl aber in Relation bringt: „Das entspricht etwa 4,3 Prozent der Schüler.“

Derweil bleibt auch die Lage am oberen Ende der Alterspyramide, in den Pflege- und Seniorenheimen, weiter höchst angespannt. Hier ist es nicht nur im Landkreis Forchheim zu tragischen Infektionsherden mit Todesfällen gekommen: So haben sich zuletzt im mittelfränkischen Schwabach mehr als Dreiviertel der Bewohner eines Altenheims mit dem Virus infiziert, drei Personen starben bislang.

An einer der betroffenen Pflegeeinrichtungen in Forchheim, dem Jahnpark in der Henri-Dunant-Straße, zählt man zwischenzeitlich einen weiteren Toten im Zusammenhang mit Corona, insgesamt fünf Bewohner sind damit infolge von Covid-19 verstorben. „Aktuell sind 14 Bewohner mit dem Coronavirus infiziert, davon befinden sich zwei in stationärer Krankenhausbehandlung“, teilt Einrichtungssprecher Jens Büker mit. Hinzu kämen zehn infizierte Pflegekräfte. 

Was passiert an Weihnachten?

Ein großes Fragezeichen für die Heime sind die kommenden Weihnachtsfeiertage. Zumindest für Privathaushalte sind bekanntlich Lockerungen geplant, die bis zu zehn Besucher unterschiedlicher Haushalte erlauben sollen. Weil der Jahnpark derzeit unter Quarantäne steht „und wir die Entwicklung in den nächsten Tagen und Wochen nicht abschließend einschätzen können, können wir hierzu noch keine verlässliche Antwort geben“, sagt Büker. Es gebe im Haus ein „im Detail ausgearbeitetes Besuchs- und Hygienekonzept, welches den genauen Ablauf und die Anzahl der täglichen Besuche“ regelt – für den Fall, dass man an Weihnachten zum „Normalzustand“ zurückkehre.

Doch dieser Fall ist in den Augen von Wolfgang Streit, Abteilungsleiter für die stationäre Altenhilfe in der Diakonie Bamberg-Forchheim, aus heutiger Sicht nur schwer vertretbar – „um nicht zu sagen: verantwortungslos“, so Streit. 

Die im Augenblick gültige Regelung der Staatsregierung schreibe vor, dass jeder Heimbewohner pro Tag einen Besucher empfangen darf. „Wir wissen einfach noch nicht, was die Regierung für Pflege- und Seniorenheime an Weihnachten vorgibt“, sagt Streit, der auf Signale aus München hofft, damit sich die Einrichtungen vorbereiten können. 

Für ihn ist klar: „Gerade Weihnachten wollen Kinder und Enkelkinder zu Opa und Oma.“ Aber: „Nur mal angenommen, jeder Bewohner will zehn Besuche an Weihnachten empfangen, hätte man in einem Haus mit 100 Bewohnern 1000 Besucher von außen – das ist vor dem Hintergrund der Pandemie und der Infektionsgefahr eigentlich undenkbar.“

PHILIPP ROTHENBACHER

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