Kuhglocken in einer alten Kirche

3.6.2014, 11:00 Uhr
Kuhglocken in einer alten Kirche

© Linke

Die besonderen Momente der abgelaufenen Drittliga-Saison, der allerersten der Vereinsgeschichte, sind für Jürgen Weninger nicht unbedingt an große Erfolge gebunden: „Beim Auswärtsspiel gegen den SV Sachsenring-Hohenstein war absolute Gänsehaut-Atmospähre angesagt. Die lautstarke Zuschauerkulisse in einer alten Kirche hat den Spielern richtig eingeheizt.“ Die Heimfans feierten jeden Punkt mit dem ohrenbetäubenden Klang von Kuhglocken. „Obwohl wir 3:9 verloren haben, freue ich mich schon auf unser nächstes Spiel dort“, sagt der Effeltricher Teammanager.

Ein sportlicher Meilenstein im schließlich erfolgreichen Kampf um den Ligaverbleib war dagegen der 9:4-Auswärtserfolg beim direkten Konkurrenten TTC Holzhausen, der trotz Punktgleichheit absteigen musste. Aufgrund der Einführung einer eingleisigen zweiten Liga war den Effeltrichern die Relegation erspart geblieben. Allerdings ist die Regionalliga nach der Reform auch nur noch die vierthöchste Spielklasse.

Spektakel gegen München

Gerne erinnert sich Weninger freilich auch an die Heimpartie im vergangenen November gegen den späteren Vizemeister FC Bayern München: „Mit Pech haben wir zwar 7:9 verloren, unseren vielen Zuschauern aber ein hochklassiges Spektakel geliefert.“ Krachende Niederlagen gegen Ligaprimus Mühlhausen II, dem talentierten Unterbau der Bundesligamannschaft in der thüringischen Tischtennis-Hochburg, und auswärts in München haben bei Weninger jedoch nie den Gedanken aufkommen lassen, dass die Regionalliga für seine jungen Schützlinge vielleicht eine Nummer zu groß sei. Im Gegenteil: „Wir haben schnell gemerkt, dass wir mit dem Rest der Liga mithalten können, wenn wir uns an die Liga gewöhnt haben. Die Erfolge in der Rückrunde sind Ausdruck einer Entwicklung bei jedem einzelnen Spieler.“

Mitunter gewöhnungsbedürftig war beispielsweise die Belastung bei gekoppelten Auswärtsspielen. „Der absolute Hammer war das Wochenende, an dem wir Samstagabend nach 400 Kilometer Anreise bis kurz vor Mitternacht in Biederitz gespielt haben“, berichtet Weninger von den Strapazen in Sachsen-Anhalt. Nach knapp sechs Stunden Schlaf wartete am Sonntagmorgen im über 100 Kilometer entfernten Landsberg ein ausgeruhter Gegner, der die müden Effeltricher mit 9:2 von der Platte fegte.

Die Sprit- und Übernachtungskosten machen neben der Unterstützung für die Ausrüstung der Spieler — mehr als ein Dutzend Schlägerbeläge werden im Durchschnitt pro Person verbraucht — einen erheblichen Teil der finanziellen Aufwendungen aus. Noch hat Jürgen Weninger nicht alle Rechnungsbelege zu Gesicht bekommen, schätzt die gesamten Ausgaben der Saison aber auf eine niedrige fünfstellige Summe. Die Vereins- beziehungsweise Abteilungskasse muss ihre erste Mannschaft jedoch nicht subventionieren. „Über Privatspenden und Werbesponsoren konnten wir unsere Kosten decken“, freut sich Weninger. Komplizierte Auflagen für die Durchführung von Heimspielen, wie sie der Bayerische Fußballverband zum Ärger des Forchheimer Jahns macht, müssen nicht erfüllt werden.

Was die kommende Spielzeit angeht, so äußert sich der Teammanager nach Ende der Transferperiode zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, dass wir nicht mehr bis zum letzten Spieltag um den Klassenverbleib kämpfen müssen, sondern früher gesichert sind.“ Optimistisch stimmt Weninger die personelle Kontinuität: „Das komplette Team ist zusammengeblieben und zusätzlich konnten wir den Kader um zwei Alternativen verbreitern.“ Per Handschlag verlängerte Effeltrichs slowakische Nummer eins Martin Jaslovsky.

Den talentierten Eigengewächsen um Marius Zaus und Alexander Rattassep machen künftig noch Tobias Ehret und Michael Ziegler Konkurrenz. Mit dem Duo, das vom früheren Oberliga-Konkurrenten TSV Stein zur SpVgg wechselt, war Weninger in Kontakt geblieben. Neben dem Klassenerhalt stehe weiterhin die Entwicklung der jungen Spieler im Vordergrund, betont er. In der erst vor wenigen Jahren wiederbelebten Jugendabteilung — die Jungen spielen aktuell nur in der 2. Kreisliga — soll dafür gesorgt werden, dass es den Etablierten nicht an Nachschub mangelt.

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