Corona und der Schulstart

Landkreis Forchheim: An Grundschulen kommt der Lolli-Test

8.9.2021, 06:00 Uhr
Seit Mitte Mai gibt es schon in Nordrhein-Westfalen den Lolli-Test an Grund- und Förderschulen.  

© Roland Weihrauch / dpa, NN Seit Mitte Mai gibt es schon in Nordrhein-Westfalen den Lolli-Test an Grund- und Förderschulen.  

"Das Ziel ist, dass wir die Schulen so lange wie möglich offen halten", sagt Martin Haendl, am Landratsamt Forchheim zuständig für das Bildungsbüro und Schulangelegenheiten. Damit spricht er wohl Kindern, Eltern und Lehrkräften nach eineinhalb Jahren Pandemie mit viel Distanz- und Wechselunterricht aus dem Herzen. Das bayerische Kultusministerium hat nun eine Strategie vorgegeben, die vermutlich bis Ende des Schulhalbjahres gültig sein soll.

Im Mittelpunkt steht für die 30 Grundschulen und zwei Förderschulen in Stadt und Landkreis mit rund 4500 Schülerinnen und Schülern der Lolli-Test, ein PCR-Test, der potenzielle Infektionen schon erkennen soll, wenn die Test-Person noch gar keine Symptome hat und noch nicht Überträger ist, so Haendl.

30 Sekunden am Tupfer lutschen

Und so soll es funktionieren: Ab 20. September sollen sich jeweils die Hälfte der Klasse, Jahrgangsstufe eins bis vier, jeden Tag von Montag bis Donnerstag früh selbst testen. Beim Lolli-Test lutschen die Kinder 30 Sekunden auf den Abstrichtupfern, je Kind gibt es pro Tag zwei Teststäbchen mit individuellen Strichcodes. Danach werden die Proben eingesammelt. Bis 9 Uhr sollen die Test abgeschlossen sein.

Landkreis Forchheim: An Grundschulen kommt der Lolli-Test

© Michael Reichel, dpa

Anschließend holen Fahrdienste die Boxen mit den Speichelproben an allen Schulen im Landkreis ab und bringen sie bis 12.30 Uhr zum Knotenpunkt nach Nürnberg im Hafengelände, erläutert Haendl. Von hier aus werden die Proben an Labors in der ganzen Region verteilt. Die Proben aus dem Landkreis Forchheim gehen nach Weiden, Bad Kissingen, Bayreuth und Bamberg. Diese Logistik, für Ortskundige etwas befremdlich, habe das bayerische Gesundheitsministerium ausarbeiten lassen, so Haendl.

Im Pool auswerten

Bis 14 Uhr sollen alle Speichelproben in den Labors sein und zunächst im Pool ausgewertet werden. Bis 19 Uhr sollen die Ergebnisse vorliegen. Sind die Proben negativ, ist alles gut. Sollte eine Poolprobe aber positiv sein, dann werden anschließend die Einzelproben untersucht, dafür ist das zweite Stäbchen je Kind vorgesehen.

Landkreis Forchheim: An Grundschulen kommt der Lolli-Test

© Roland Weihrauch, dpa

Bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr, so sieht es der Plan vor, weiß das Labor, welches Kind positiv ist und informiert (wahrscheinlich) per Mail die betroffene Schule. Die Schulleiterin, der Schulleiter sagt den Eltern Bescheid und das infizierte Kind muss zuhause bleiben, erläutert dazu der Forchheimer Schulrat Markus Hahn.

Wer muss in Quarantäne?

Wer ebenfalls in Quarantäne muss, das werde das Gesundheitsamt im Einzelfall entscheiden, sagen Hahn und Haendl. Das hänge zum Beispiel mit der Größe des Klassenzimmers zusammen, wie die Abstände eingehalten werden konnten und ob es Luftfilter gebe. Grundlage dieser Entscheidungen werden auch die jüngsten Beschlüsse der Kultusminister sein, wonach nicht mehr die ganze Klasse, sondern nur noch direkte Kontaktpersonen in Quarantäne müssen, die sich - wenn symptomfrei - nach fünf Tagen mit einem PCR-Test freitesten können.

Bis der Lolli-Test in den Grund- und Förderschulen richtig anläuft, gibt es eine Maskenpflicht (aus Stoff oder medizinische Maske) für Grundschüler auch am Platz, bestätigt der Schulrat. Außerdem werde solange der bisher übliche Schnell-Selbsttest zweimal die Woche in jeder Klasse durchgeführt, führt er aus. Damit will man vor allem das Risiko durch Infektionen bei Reiserückkehrern möglichst einschränken.

Ohne Test nicht in die Schule

"Wir hoffen, dass die Lolli-Tests auch bei den Eltern auf Zustimmung stoßen", sagt Hahn. "Uns wäre natürlich dran gelegen, dass alle getestet werden und alle Kinder in die Schule kommen können." Für Kinder, die keinen Lolli-Test machen dürfen, müssen die Eltern einen anderen PCR-Test oder einen bestätigten Schnelltest vorlegen. Andernfalls müsse das Kind zuhause bleiben. Es gebe zwar einen Anspruch auf Unterricht, dann als Online- oder Distanzlernen, erläutert Hahn, doch angesichts der Tatsache, dass alle Lehrkräfte wieder vor Ort in der Schule seien, sei ein zusätzliches Online-Angebot nur sehr schwierig durchführbar.

"Das Ganze muss sich natürlich erst einmal einspielen", sagt Haendl. Bei der Logistik, wie die Speichelproben ins Labor kommen, werde das Landratsamt unterstützend tätig sein. Das Bayerische Gesundheitsministerium habe bereits acht Routen für den ganzen Landkreis ausarbeiten lassen, an denen jeweils acht bis neun Schulen liegen. Das Landratsamt müsse nun für Autos mit Fahrern sorgen, die diese Fahrten zuverlässig ausführen, informiert Haendl weiter. Dazu werden Mitarbeiter des Bereichs ÖPNV bis Freitag entsprechende Aufträge beschränkt ausschreiben. Hier sollen möglichst auch kleine, örtliche Firmen zum Zug kommen, die in der Pandemie ebenfalls schwer gelitten haben, hofft er. Bis etwa 13./14. September soll dann feststehen, wer die Fahrten übernimmt.

"Dynamische Lage"

"Die Lage ist sehr dynamisch", sagt Haendl. Die jetzige Strategie soll voraussichtlich bis zum Ende des Schulhalbjahres, also Ende Februar 2022, gelten. "Aber das ist der momentane Stand der Dinge." Man müsse sehen, wie sich das Thema entwickelt. Im letzten Jahr habe es mindestens alle 14 Tage im Schulbereich Veränderungen gegeben, erinnert sich Haendl.

Über die jetzige Strategie ist der Bildungsbeauftragte sehr froh. "Wir müssen alles tun, was in unserer Macht steht, um die Schulen offen zu halten." Dazu gehört aus seiner Sicht auch die Ausstattung der Klassenzimmer mit Luftfiltern, auch wenn es Zweifel an deren Wirksamkeit gebe. Die Beschaffung für die weiterführenden Schulen im Landkreis, für die das Landratsamt zuständig sei, sei inzwischen angelaufen. Für die Ausstattung der Grundschulen seien die Kommunen und Schulverbände zuständig.

"Bleibt spannend"

Aus vielen Gesprächen mit Schulleitern und Lehrkräften weiß Haendl, dass während der Corona-Pandemie zwar die Abschlussklassen "fokussiert" gewesen seien und auch die Jüngeren noch ganz gut durchgekommen seien, "aber die zwischendrin sind oft nicht so klar gekommen". Für die Kinder und Jugendlichen gehe es ja nicht nur um Wissensvermittlung, sondern um fehlende soziale Kontakte.

Markus Hahn sagt: "Es bleibt spannend. Aber wir hoffen auf ein Schuljahr, das wir in Präsenz durchführen können."

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