Landkreis Forchheim bezuschusst die "Wässerwiesen"

18.5.2017, 10:00 Uhr
Das "Wässerwiesen"-Projekt will die Wehre im Wiesenttal, wie hier bei Kirchehrenbach, erhalten.

© Roland Huber Das "Wässerwiesen"-Projekt will die Wehre im Wiesenttal, wie hier bei Kirchehrenbach, erhalten.

Um die Dimensionen dieses Projektes nachvollziehen zu können, braucht es eine Reise zurück in die Vergangenheit. Sie startet 4000 Jahre v. Chr. In der Jungsteinzeit siedelten sich die ersten Menschen auf der Ehrenbürg an. Tausende Jahre später nutzten auch die Kelten den Berg, um Feinde bereits in der Ferne zu sichten. Und sie profitierten von der sich durch das Tal schlingenden Wiesent. Sie machte das Land fruchtbar.

„Untersuchungen weisen darauf hin, dass das Wiesenttal bereits vor Jahrtausenden für die Landwirtschaft genutzt wurde“, sagt Johannes Mohr, Fachbereichsleiter für Gartenkultur und Landschaftspflege am Landratsamt.

Bis heute sind die Spuren sichtbar. Das Bewässerungssystem im Wiesenttal, wie auch ein Dutzend weiterer in Europa, schlägt Christian Leibundgut, emeritierter Professor für historische Wassernutzung der Universität Freiburg, zum Weltkulturerbe vor. Im 18. Jahrhundert schlossen sich hiesige Landwirte zu Wassergenossenschaften zusammen, regelten mit Gräben und Wehren die Bewässerung ihrer Felder. Die Zusammenschlüsse existieren teils bis heute, auch die Wehre. Im oberen Wiesenttal, von Kirchehrenbach in Richtung Ebermannstadt, seien die Gräben und hölzernen Wehre in einem renovierungsbedürftigen Zustand, so Mohr.

Doch bei dem Wässerwiesenprojekt soll es um mehr als den Erhalt der Anlagen gehen. „Wir haben es mit einem ökologischen Projekt zu tun, bei dem viele Belange unter einem Hut gebracht werden sollen“, erklärte Mohr den Kreisräten.

Ackerland soll Grünland werden. Mit Gräsern ließe sich klimaschädliches CO2 einsparen. Die Gräben sollen weiterhin zum Fluten des Tals und damit als Hochwasserschutz dienen. Regelmäßiges Wässern helfe, den Grundwasserspiegel, entscheidend für das Trinkwasser, zu erhalten.

Sorge um Ostspange

Zudem verspricht sich Mohr eine Umkehr des „massiven Aussterbens der Pflanzen- und Tierarten“. Wechselfeuchtes Grünland sei ein wichtiges Brutgebiet für Wiesenbrüter und eine Nahrungsquelle für Vögel.
Dies rief FDP-Kreisrat Sebastian Körber auf den Plan. Zwar begrüßte er das Projekt, sorgte sich aber um den Bau der Ostspange. „Wenn sich die Flora und Fauna vermehrt, könnten wir es mit einer neuen rechtlichen Bewertung zu tun haben, die das Projekt verhindern könnte und das möchte ich nicht.“ Zumal es für den Bau der Umgehung einen Kreistagsbeschluss gebe. Auch der Eggolsheimer CSU-Rat Hans-Jürgen Dittmann teilte die Sorge.

Mohr entwarnte: Die durch das Projekt aufgewerteten Gebiete befänden sich nicht im Korridor der Straße. Eine Auswirkung auf die Umgehung, bestätigte Mohr auf NN-Nachfrage, habe das Projekt nicht.

Für das dreijährige Projekt fallen Kosten von 400.000 Euro an. Für die 40.000 Euro, die der Landkreis tragen soll, warb Mohr. Den größten Anteil mit 280.000 Euro trägt der bayerische Naturschutzfonds, jeweils weitere 40.000 Euro die Oberfrankenstiftung und acht angrenzenden Wiesentgemeinden.

Ihre finanzielle Unterstützung bemisst sich wiederum nach dem Anteil der Gemeindefläche am Tal. Der Markt Pretzfeld würde 30 Prozent, rund 12.000 Euro, tragen. In der vergangenen Gemeinderatssitzung kam es bei der Abstimmung über die Projektteilnahme zu einem Patt, was einer Ablehnung entspricht. Der Landkreis will nochmal auf die Gemeinde zugehen. In allen anderen Orten fielen die Beschlüsse jeweils einstimmig.

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