Landkreis plant Mountainbike-Strecken

22.5.2004, 00:00 Uhr

Eine der neuen Mountainbike-Strecken soll am Walberla entstehen, eine weitere auf dem Feuerstein. Dann noch eine in Wohlmuthshüll sowie eine am Judenberg in Pretzfeld. Verantwortlich für die Planung ist der Kulturbeauftragte des Landkreises, Anton Eckert. Schon seit drei Jahren obliegt es ihm, ein zur Hälfte mit Fördermitteln der EU finanziertes „Kulturerlebnis“-Programm im Landkreis zu realisieren.

Ein eisiger Wind

„Dazu gehört auch der Bau von Mountainbike-Strecken“, sagte Wolfgang Spörlein, Pressesprecher des Landratsamtes, auf NN-Anfrage. Eckert, der gestern zu einer Stellungnahme für die Redaktion nicht erreichbar war, weht aber bereits ein eisiger Wind ins Gesicht. Am Montag hatte der „Leader-Plus“-Macher bei einem Treffen in Mittelehrenbach Jagdpächtern und Landwirte einen Rohentwurf für die Strecke vom Burgstein zum Walberla vorgelegt. „Es gab harte Kritik“, so ein Teilnehmer zu den NN.

Spörlein bestätigte das. „Der Widerstand bei den Jägern ist groß.“ Über Details wisse er aber noch nichts, so der Sprecher der Kreisverwaltung. „Die Planung befindet sich erst im Anfangsstadium“, sagte Spörlein. „Wir versuchen zurzeit herauszufinden, wie die Betroffenen dazu stehen.“

Der Bund Naturschutz gehört ebenfalls zu den Verbänden, mit denen geredet werden soll. Eckert will dem BN sein Mountainbike-Projekt nun am Montag in Forchheim vorstellen. Bei den Naturschützern könnte er noch auf Granit beißen.

Walberla „zertrampelt“

„Wir haben nichts gegen Mountainbiker“, beteuerte Kreisgeschäftsführerin Rose Stark. „95 Prozent von ihnen verhalten sich ganz ordentlich. Aber eine Minderheit sorgt für immense Probleme, ruiniert die Natur.“ Stark verweist auf das Hochplateau des unter Naturschutz stehenden Walberlas, wo sich an jedem Wochenende „Hunderten von Mountainbikern“ einfänden, die mit ihren Rädern „Wanderwege niedertrampeln“. Die BN-Sprecherin: „Es ist sehr frustrierend, wenn man feststellen muss, dass hier kein Naturschutzwächter einschreitet.“

„Der Tourismus darf nicht auf dem Rücken der Natur ausgetragen werden“, meinte die WLF-Kreisrätin, die von den herbeigesehnten Mountainbikern „keine Vorteile“ erwartet. Stark: „Diese Leute reisen doch meist mit dem Auto an, bringen auch ihre Verpflegung mit und essen nicht in unseren Gasthäusern.“ Letztlich verursache die Radler-Karawane „nur Belastungen“. Eine Wertschöpfung für die Region sei nicht zu erwarten.

Laut BN-Stark, die auch im Pretzfelder Gemeinderat sitzt, lehnt der Markt im Trubachtal das Eckert-Vorhaben ebenfalls ab. Denn ein Weg soll entlang des idyllischen Weißenbaches nach Wannbach führen. „Das ist eine ganz schmale und eine der schönsten Wanderstrecken in der Fränkischen Schweiz.“ Stark: „Außerdem würden die Mountainbiker hier mitten durch ein Vogelschutzgebiet radeln.“

„Nichts Schlimmes“ geplant

Bei der Unteren Naturschutzbehörde war am gestrigen Freitag niemand zu erreichen. Amtschef Jürgen Kupfer hat laut Stark offenbar aber keine Bedenken gegen dieses „Leader-Plus“-Tourismusprojekt. Auf Nachfrage sei ihr versichert worden, so die Kreisrätin, dass die naturschutzfachliche Prüfung der Behörde ergeben habe, dass Eckert „nichts Schlimmes“ plane. HUGO MOLTER