Landkreis-Problem: Biber trifft auf Landwirte

5.12.2020, 12:48 Uhr
Landkreis-Problem: Biber trifft auf Landwirte

© Thomas Baum-Nägel

Statt bislang 450.000 Euro gibt es dann laut Bayerischem Umweltministerium einen jährlichen Schadensausgleich von 550.000 Euro. Doch ist diese Neuerung ausreichend für ein friedliches Nebeneinander von Bibern und Landwirten? Zumal auch in Herzogenaurach und Höchstadt regelmäßig Biber gesichtet werden.

"Wenn man die Biber wieder ansiedelt, muss auch die Bereitschaft da sein, in vollem Umfang für die daraus resultierenden Schäden aufzukommen," findet Dieter Heberlein vom Bayerischen Bauernverband im Bezirk Oberfranken. Von Landwirten in der Region bekommt er die Einschätzung, dass die erhöhten Zahlungen höchstens einen Teilerfolg darstellen. Im vergangenen Jahr belief sich der landwirtschaftliche Gesamtschaden durch Biber bayernweit auf knapp 666.700 Euro. "Davon wurden nur etwa 67 Prozent gedeckt," weiß Heberlein. Im Landkreis Forchheim sollen von den benötigten 12.500 Euro nur 8500 Euro angekommen sein.

Unliebsame Konsequenzen

Landkreis-Problem: Biber trifft auf Landwirte

© Berny Meyer

Biber sind fleißige Landschaftsgärtner. Was auf der einen Seite Teil natürlicher Biotopentwicklung ist, wird im Bereich der Landwirtschaft oft zum Problem: Die Tiere nagen Pflanzen für den Dammbau um und machen sich an Feldfrüchten und Waldbestand zu schaffen. Dieter Heberlein ergänzt: "Wenn Biber Ufer unterminieren, können Feldarbeitsmaschinen einsinken und müssen mitunter teuer repariert werden." Auch das Anstauen durch Biberdämme kann unliebsame Konsequenzen haben: "Das Wasser aus dem Bach wird auf die Wiesen geleitet, wodurch sie tagelang nicht befahrbar sind."

Damm wiederhergestellt

Drahthosen um ufernahe Bäume zu spannen, wie es zum Beispiel im Bamberger Hain gemacht wird, kann sich nicht jeder leisten. Aber welche Maßnahmen bleiben den Landwirten noch? "In Rücksprache mit der Naturschutzbehörde ist es möglich, ausnahmsweise Dämme zu entfernen. Das bringt aber nur kurzfristigen Erfolg: Die Biber sind fleißig und nach zwei Wochen ist der Damm wiederhergestellt," beobachtet Heberlein. Laut ihm gibt es genügend Gewässer, die dem Biber zur Verfügung stehen – ärgerlich werde es aber, wenn Landwirte Schäden an ihren Kulturen hinnehmen müssten, die nicht vollständig gedeckt werden. Daher findet er: "Die Landwirtschaft hat Vorrang."

"Wir haben uns nach dem Biber zu richten"

Etwas anders sieht das Wilfried Schwarz, der Naturschutzwart und Biberberater des Landkreises Forchheim und Erlangen-Höchstadt: "Der Biber ist eine heimische Tierart, wir haben uns nach ihm zu richten. In Schadensfällen versuche ich aber natürlich zu vermitteln." Wenn ihm ein solcher Schaden gemeldet wird, nimmt Schwarz ihn vor Ort unter die Lupe.

Daraufhin stellt er fest, ob tatsächlich die verdächtigten Nager am Werk waren, misst die Fläche aus und gibt der Unteren Naturschutzbehörde weiter, dass eine Entschädigung notwendig ist. Diese wiederum sammelt Schadensmeldungen über das Jahr hinweg. "Nach Zuweisung der Mittel erfolgt der Ausgleich", teilt das Landratsamt Forchheim mit. Ausgezahlt wird das Geld im Folgejahr.

Schadenenersatz noch zu wenig

Biberberater Schwarz freut sich über die Anhebung des Schadensersatzes. Jedoch findet auch er, dass es sich immer noch um zu wenig handelt. Ihm liegt sehr daran, einerseits Landwirte mit nötigen Ausgleichszahlungen zu versorgen. Andererseits müsse der Biber wieder als wertvolles Tier ins Bewusstsein gerückt werden. "Im natürlich gebauten Biberrevier ist eine erstaunliche Artenvielfalt zu beobachten: Insekten, Libellen, Schmetterlinge und seltene Vögel fühlen sich hier wohl, der Fischreichtum verzehnfacht sich.

Tierische Hilfe für natürliche Entwicklung

Das ist ein klassisches Beispiel für intakte Natur." Er fügt hinzu: "Der Biber ist das einzige Tier auf der Welt, das eine Landschaft so gestalten kann, dass sich Flora und Fauna auf natürliche Weise entwickeln können." Es muss also auf die Bedürfnisse beider Seiten reagiert werden – die erhöhten Ausgleichszahlungen könnten ein erster Schritt in die richtige Richtung sein.

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