Landvolkshochschule: Trotz Corona bleibt man auf dem Feuerstein optimistisch

27.11.2020, 08:00 Uhr
Der Leiter der Katholischen Landvolkshochschule, Thomas Lang, blickt optimistisch in die Zukunft. Ihm zur Seite steht Pia Keller, zuständig für die pädagogische Koordination. 

© Maria Däumler Der Leiter der Katholischen Landvolkshochschule, Thomas Lang, blickt optimistisch in die Zukunft. Ihm zur Seite steht Pia Keller, zuständig für die pädagogische Koordination. 

Statt volles Haus sind nur ein paar Landwirtschaftsschüler aus Weiden vor Ort, die jeden Tag die 95 Kilometer fahren und nicht – wie sonst üblich – fünf Tage hier übernachten. Ferner sind noch ein paar Leute da, die sich beruflich fortbilden. Nur das ist – pandemiebedingt – zurzeit erlaubt. 

„Bis November haben wir 60 eigene Seminare und 112 Veranstaltungen von externen Anbietern abgesagt“, zählt Thomas Lang, der Leiter der Einrichtung, auf. „Das ist schon eine Hausnummer.“ Ob die für die nächsten Wochen geplanten Veranstaltungen und Kurse, wie zum Beispiel „Mit Kindern auf dem Weg nach Weihnachten“, der sogar ausgebucht ist, stattfinden kann, weiß Lang heute noch nicht. „Wir entscheiden ganz kurzfristig“, sagt der 40-Jährige, der im Februar 2018 die Leitung des Hauses übernommen hat. 

Die Landvolkshochschule habe in normalen Zeiten zwei Hochphasen: im April und Mai sowie im Oktober und November sei das Haus sehr gut besucht. „Da wird viel Umsatz gemacht“, so Lang. Doch heuer fällt genau in dieser Zeit alles aus. Statt der sonst durchschnittlich gut 8000 Übernachtungen im Jahr werden heuer die 59 Betten nur zu einem Bruchteil belegt sein. 

Die nächsten Monate überstehen

Thomas Lang strahlt dennoch Optimismus aus. „Wenn wir die nächsten Monate überstehen, sehe ich grundsätzlich positiv.“ Dank verschiedenster Überbrückungshilfen könne der Betrieb noch eine Zeitlang finanziert werden. Die Mitarbeiter der Verwaltung seien gerade schwer damit beschäftigt, die sechs verschiedenen Töpfe, die hierfür zur Verfügung stehen, anzuzapfen. „Das ist eine Heidenarbeit“, gesteht Lang. 

Ansonsten versucht sich die Landvolkshochschule, die aktuell 22 festangestellte Kräfte in Teil- und Vollzeit hat, unter anderem mit „Essen to go“ über Wasser zu halten. Am Sonntag wird jeweils ein Fleisch- und ein vegetarisches Gericht angeboten, das man online vorbestellen kann: Schweinebauch mit Kloß und Sauerkraut oder Spinatknödel mit Champignonsoße und Sauerkraut zum Beispiel. Das Essen wird auch im Umkreis von zehn Kilometern ausgeliefert, sind es mehr Bestellungen reiche der Radius auch ein bisschen weiter, sagt Lang.

Außerdem ist Ende Mai ein Café im Untergeschoss des idyllisch im Grünen gelegenen Gebäudes eröffnet worden, mit Außenfläche hin zum großzügigen Spielplatz. Solange es ging, gab es hier Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Gekocht und gebacken wird grundsätzlich mit biologisch erzeugten und regionalen Lebensmitteln, „schließlich sind wir ja für das Management der Öko-Modellregion Fränkische Schweiz zuständig“, so Lang. Deshalb sei es ihm auch sehr wichtig, den Gedanken der regionalen Bioversorgung nach außen zu tragen – und wenn es eben durch Essen zum Abholen sei. 

Viele Stühle bleiben derzeit im Speisesaal leer: Deutlich weniger als sonst hat Christina Mark, Hauswirtschaftsleiterin an der Landvolkshochschule, in der Küche zu tun. 

Viele Stühle bleiben derzeit im Speisesaal leer: Deutlich weniger als sonst hat Christina Mark, Hauswirtschaftsleiterin an der Landvolkshochschule, in der Küche zu tun.  © Maria Däumler

Die Corona-Pandemie trifft die Landvolkshochschule-Ökologische Land-Akademie in einer sensiblen Phase. Seit 1. Juli 2020 ist die Einrichtung, die einst zum Erzbistum Bamberg gehörte und auch so finanziert wurde, ein gemeinnütziger Verein. Mit dem Erzbistum habe man eine Vereinbarung getroffen, dass man das Gebäude am Feuerstein miet- und pachtfrei nutzen könne, im Gegenzug sei man aber verantwortlich für das Haus.

Für Sicherungsmaßnahmen gewähre das Erzbistum allerdings noch Zuschüsse. „Wir sind jetzt ein Trägerverein mit einem Sammelsurium an Partnern“, erläutert der Chef des Hauses, darunter sei zum Beispiel der Bioland-Landesverband Bayern, „der uns mit einem institutionellen Zuschuss unterstützt“. Mit im Bunde seien ferner KlimaKom, die Akademie ländliches Bayern oder die IHK Oberfranken. Auch mit der Lebenshilfe Forchheim arbeite man zusammen. Ohne Corona wären gerade viele Aktionen und Freizeiten für Menschen mit geistiger Behinderung geplant gewesen. „Das fällt jetzt natürlich alles weg.“ 

Weil die Landvolkshochschule wie neun weitere solcher Einrichtungen über das Bayerische Agrarwirtschaftsgesetz sogar gesetzlich verankert sei, bekomme man vom Freistaat Zuschüsse, unter anderem für notwendige Baumaßnahmen. „Ansonsten müssen wir als Verein schauen, dass wir uns künftig selbst tragen“, erläutert Lang. „Dazu brauchen wir weitere Partner, die uns in unserer Entwicklung unterstützen.“ 

Breites Netzwerk

Lang sieht die Landvolkshochschule mit ihrem breiten Netzwerk an Experten und Fachkräften – vom Umweltingenieur bis zum Förster – als eine Art Denkfabrik. „Gerade jetzt befinden wir uns gesellschaftlich in einer Zeitenwende, in der wir die Weichen für eine nachhaltige, ökologische und ganzheitliche Entwicklung stellen müssen.“ 

Man führe deswegen bereits Gespräche mit Vertretern der Bayerischen Staatskanzlei, der CSU, SPD, Freie Wählern und den Grünen. „Wir wollen Impulsgeber für ganz Bayern sein“, gibt Thomas Lang das Ziel vor – und dazu seine Devise: „Man muss groß denken, aber man muss immer klein anfangen.“ 

Doch zunächst gelte es, den Winter heil zu überstehen. Und hier appelliert der Leiter der Landvolkshochschule an alle Entscheidungsträger in der aktuellen Corona-Pandemie: „Die Politiker müssen auch an die Bildungshäuser, Jugendherbergen und Schullandheime denken. Wir fallen oft durch alle Raster, obwohl auch hier Tausende von Arbeitsplätzen in Gefahr sind.“ 

MARIA DÄUMLER

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