Langensendelbach plant altersgerechte Wohnungen im Ortskern

4.3.2020, 12:00 Uhr
Langensendelbach plant altersgerechte Wohnungen im Ortskern

© Ricardo Perez Litchy

 Die Bevölkerung hat die Problematik sehr positiv und interessiert aufgenommen, es haben sich hochspannende Diskussionen darüber in der Gemeinde ergeben, so der Bürgermeister. Denn wenn die Beweglichkeit nachlässt, entwickelt sich die Wohnung zum Lebensmittelpunkt.

"Wir haben mit dem 4200 Quadratmeter großen Grundstück in zentraler Lage die einmalige Gelegenheit, eine barrierefreie Wohnanlage zu planen, in der es älteren Menschen möglich ist, selbstbestimmt zu leben, auch wenn ihre körperlichen und psychisch-geistigen Energien nachlassen", so Siebenhaar.

Angedacht sind auch eine Tagespflege-Einrichtung und eine Apotheke. Mit Staatsministerin Melanie Huml wurden ebenfalls schon Gespräche geführt. Das große Interesse in der Bevölkerung zeige, dass durchaus Bedarf bestehe. Dabei spielt das Alter hier keine Rolle, so Siebenhaar, denn die Nachfrage beginnt schon mit dem 50. Lebensjahr.

Überrascht habe die Gemeinde der Bedarf an altersgerechtem und bezahlbarem Wohnraum. Romy Eberlein, Seniorenplanerin beim Landratsamt Forchheim, erläuterte dem Gremium die unterschiedlichen Begriffe im Pflegekontext. Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen, wie er im Alter und bei Pflegebedürftigkeit wohnen möchte.

Nicht immer so Eberlein passen diese Vorstellungen mit den Unterstützungsmöglichkeiten zusammen, oft ist es fraglich, ob häusliche Pflege oder eine Betreuung in den eigenen vier Wände überhaupt möglich ist. Prinzipiell stehen im Alter unterschiedliche Wohnformen zur Verfügung, "am schönsten und besten ist es freilich, wenn keine Pflege notwendig ist und man in seinen eigenen vier Wänden wohnen bleiben kann", sagte Eberlein.

Wenn dies nicht mehr möglich ist, muss jeder für sich entscheiden, welche Wohnform für ihn am besten ist und welche ihm entgegenkommt. Nach den Gesprächen über die Fiktion des idealen Wohnens im Alter präsentierte die GE-Wohnbau aus Langensendelbach ihr Konzept.

"Gemeinsam statt einsam"

Die Idee, "Gemeinsam statt einsam" zum altersgerechten Wohnen in Langensendelbach kommt vom Team um Marc Großkopf, Florian Erlwein und Architekt Ricardo Perez Litchy. Es ist ein Plan gelungen, der bei den Zuhörern für Staunen und große Resonanz sorgte.

Die Idee, die betreute Wohnanlage so zu gestalten, dass das Objekt weitgehend multifunktional ist und sowohl den Komfort einer modernen Mietwohnung bietet als auch den Anforderungen an ein barrierefreies Wohnen gelang den GE-Wohnbau-Leuten hervorragend.

"Die Betreuung", so Marc Großkopf "kann individuell gestaltet werden. Vorgesehen ist ein zweigeschossiges Gebäude mit 27 Wohnungen, einer Pflegestation mit 24 Einheiten, mit einem öffentlichen Gemeinschaftsraum, mit einer Arztpraxis und mit Therapiepraxen, einer Tiefgarage mit 38 Parkplätzen und fünf Außenstellplätzen". "Wichtig", fand Florian Erlwein "die Eingrünung und die 2000 Quadratmeter große Parkanlage mit reichlich Sitzmöglichkeiten, Schattenplätzen und Grünflächen".

Wie erreicht man nun, eine Wohnanlage mit sozialverträglichem Wohnraum für Senioren zu bauen, fragte Siebenhaar, obwohl Geld doch auch für die Gemeinde einen eng begrenzten Faktor darstelle. "Was wir daraus machen, liegt nun in der Hand des Gremiums" sagte er, Erbbaurecht komme nicht in Betracht.

Ziel sollte auf alle Fälle altersgerechtes Wohnen sein, so Jochen Düsel (CSU). Simon Berninger (SPD) findet das Konzept ebenfalls gut, schränkte jedoch ein, dass man erst wissen müsse, was man wolle. "Die Sozialverträglichkeit sowie bezahlbarer Wohnraum haben absolute Priorität", sagte er.

Siebenhaar machte den Vorschlag, vorplanerische Leistungen (Kosten von zehn bis 15000 Euro) zu nutzen, weil sie mit 60 Prozent gefördert werden. Er schlug vor, eine Machbarkeitsstudie zu beauftragen.

Bürger einbeziehen

Zweiter Bürgermeister Mathias Kern erinnerte daran, die Bürger und Anwohner einzubeziehen. Das Gemeindegrundstück, so forderte Kern, sollte unbedingt im Besitz der Gemeinde bleiben. Düsel forderte, dass ein Anforderungsprofil erstellt werde und ein neutraler Sachverständiger das Objekt beurteile.

Bürgermeister Siebenhaar sagte, "für so ein Projekt brauchen wir absolute Einstimmigkeit im Rat". Für die nächste Gemeinderatssitzung soll Christoph Reichl von der Regierung von Oberfranken eingeladen werden, um ein tragendes Konzept für kommende Jahre gemeinsam mit dem Gremium zu erarbeiten.

Man will vermeiden, das Grundstück vorschnell an einen Investor zu verkaufen. Die Verwaltung will gemeinsam mit der Regierung die Möglichkeiten mit Fördermitteln und Darlehen für Langensendelbach recherchieren, damit zunächst einmal Kosten genannt werden können.