Leise Töne: Musikvereine und Chöre in Corona-Zeiten

28.3.2020, 06:42 Uhr
Leise Töne: Musikvereine und Chöre in Corona-Zeiten

© Archivbild: Udo Güldner

Ob als privates Duschsolo, bei Geburtstagen, in Gottesdiensten und bei Beerdigungen, aber auch in Form von Konzerten oder Festivals: Musik ist ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags. Die Gemeinschaft beim Musizieren und das Erarbeiten und Aufführen von Musikstücken spielt dabei eine wichtige Rolle. Umso bedauerlicher ist es deshalb für die Musiker von Musikvereinen und Chören im Landkreis, Veranstaltungen und Konzerte absagen zu müssen, auf die man hingearbeitet hat, sagt Wojciech Grabietz, Leiter der Musikschule in Ebermannstadt. Die Schule ist aufgrund der Corona- Pandemie im Moment geschlossen. Auch alle Proben von Chören und Ensembles sind deshalb ausgesetzt.

Für die Gesangvereine Pinzberg und Gasseldorf kommt das einer musikalischen Pause gleich. Andere Vereine versuchen, den Probenbetrieb zumindest ein Stück weit aufrecht zu erhalten und verschicken Audiodateien mit einzelnen Stimmen. So auch beim Gesangverein Eintracht Forchheim. Die Mitglieder können ihre eigenen Stimmen zuhause damit einüben. Das Leben in Zeiten von Corona auf digitalem irgendwie fortzuführen, versucht auch der Gesangverein Hausen und geht sogar noch einen Schritt weiter.

Alte Stücke warm halten

Die Sänger bekommen ihre Noten über die Online-Plattform "Capella" zugeschickt und können sich das Lied in Einzelstimmen oder als Gesamtwerk anhören und mitsingen. Ein vollwertiger Ersatz für die Singstunden sei das nicht, so Vorsitzende Barbara Schmitt, aber eine Hilfe. "Die Feinheiten wie Tempi und Dynamik werden in der Gruppe erarbeitet", so Schmitt.

Auch Siegfried Gutknecht, Leiter des evangelischen Posaunenchor St. Johannes Forchheim, versucht seine Bläser zum Üben zu motivieren. "Ich hab meinen Bläsern gesagt, sie sollen die alten Stücke warm halten. Und jetzt suche ich jede Woche ein paar einfache Stücke aus Übungsheften aus, die Spaß machen und den Chor fit halten."

Onlineunterricht via Skype?

Normalerweise würde der Posaunenchor gerade an den Liedern für die Festgottesdienste an Ostern und der Konfirmation arbeiten. Außerdem übt der Chor die Lieder für die Stadtparkserenade im Juni ein. Ob diese stattfinden kann, steht aktuell noch in den Sternen.

Leise Töne: Musikvereine und Chöre in Corona-Zeiten

© Archivfoto: Udo Güldner

Aber nicht nur die Probenchorarbeit ruht überall. Auch der Privatunterricht an der Musikschule Ebermannstadt muss vorerst entfallen. Rudi Kreuzer, Lehrer für Klavier, hat seine Schüler per E–Mail und Whats-App gebeten, angefangene Stücke weiter zu spielen und sich bei Bedarf für neue Noten an ihn zu wenden. Die Schüler haben die Möglichkeit, ihm Aufnahmen von den Stücken zu zuschicken. Onlineunterricht via Skype über Facetime gibt es an der Musikschule Ebermannstadt nicht. Laut Schulleiter Grabietz wäre das nur schwer umzusetzen und kein vollwertiger Ersatz. Das Geld für entfallene Stunden wird zurückerstattet, versichert er.

Sorge ums Honorar für die Mitarbeiter

Michael Mauser, Leiter der Privaten Musikschule git.art.M hält ebenfalls nichts von digitalem Instrumentalunterricht. Seine größte Sorge seit der Schließung ist die Bezahlung seiner Musiklehrer. Die staatlichen Maßnahmen reichten gerade einmal, um die Musikschule über Wasser zu halten. Aber die Musiklehrer, die für das Projekt Jeki (Jedes Kind ein Instrument) unterrichten, bekämen jetzt, da die Stunden nicht stattfinden, kein Honorar. "Ich bin seit zwei Wochen nur am telefonieren", so Mauser. Warum die Lehrer der Städtischen Musikschule weiter bezahlt würden, die Lehrer von git.art.M aber nicht, könne er nicht nachvollziehen.

Auch beim Musikverein Forchheim-Buckenhofen wurden Unterricht und Probenbetrieb vorerst bis zum 19. April komplett ausgesetzt. Mit weitreichenden Folgen. Das Traditionelle Frühlingskonzert der Bläserphilharmonie in der Konzerthalle in Bamberg muss verschoben werden. "Wir haben das Konzert auf Sonntag, 4. Oktober verlegt. Bereits gekaufte Karten behalten aber ihre Gültigkeit", sagt Pressesprecher Heinrich Kredel und verweist auf die Homepage des Musikvereins.

"Das geht mir sehr nahe"

Für Rebekka Löw, Obfrau des Posaunenchor Hetzelsdorf, ist die Situation noch aus einem anderen Grund sehr schwer: "Unsere Aufgabe als Posaunenchor ist es, die Menschen zu begleiten. Sowohl bei freudigen Ereignissen, als auch in schweren Zeiten. Und gerade jetzt, in einer Zeit, in der sich viele Menschen Beistand wünschen, können wir diesen nicht geben. Das geht mir sehr nahe."

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