Letztes Kapitel fürs Gasthaus Zur Linde in Kersbach

25.1.2017, 17:00 Uhr
Letztes Kapitel fürs Gasthaus Zur Linde in Kersbach

© Foto: Roland Huber

Offensichtlich ist es das letzte Kapitel im Leben des Gasthofes, der einst Treffpunkt in der Ortsmitte und Heimstätte für die Vereine war. Zwar ließ sich trotz intensiver Recherche nicht herausfinden, wer den Zuschlag erhalten hat, doch es wird sich um einen Bauinvestor handeln. Denn wohl nicht ohne Grund hat die Sparkasse Fürth, Verkäufer des baufälligen Gebäudes, im November eine Voranfrage für den Neubau von acht Reihenhäusern gestellt.

Doch der Reihe nach: Anfang 2013 sollte das Haus am Kersbacher Kirchenring zum ersten Mal unter den Hammer kommen. Doch fand sich damals niemand, der das 1900 Quadratmeter große Grundstück mitsamt Gebäuden ersteigern wollte. Womöglich lag das an dem damals aufgerufenen Preis von 348 000 Euro. Auch zwei weitere Versteigerungstermine blieben ohne Ergebnis.

Gutachter senkte Preis

Erst als Ende 2015 ein neues Gutachten im Auftrag des Bamberger Amtsgerichts erstellt wurde, kam wieder Bewegung in die Sache. „Der Gutachter hat den Wert des Objektes deutlich geringer eingeschätzt“, erklärt der in Kersbach lebende Freie-Wähler-Stadtrat Ludwig Preusch auf Anfrage der NN. Statt einem Wert von 348 000 Euro war nun nur noch von 250 000 Euro die Rede.

„Es besteht überwiegend Leerstand“, stellte der beauftragte Architekt Michael Agatz in seinem Gutachten, das den NN vorliegt, dazu fest. Lediglich die Gaststätte sei in Betrieb — sie ist es bis heute noch. Doch hat der Pächter wegen erheblicher Mängel die Pachtzahlungen eingestellt. So funktionierte zum Beispiel die Heizung nicht mehr, zudem gab es Schäden an Wasserrohren. „Da hätte vieles gemacht werden müssen“, weiß auch Ludwig Preusch. Wahrscheinlich sah aus dem Grund auch die Sparkasse Fürth, in dessen Eigentum sich das Objekt zuletzt befand, die Lösung — und damit den Verkauf — nur in einem Abriss des vorhandenen Gasthauses inklusive Anbauten und Nebengebäude. Schon im April 2016 hatte die Sparkasse daher eine Voranfrage beim Bauamt der Stadt gestellt. Geplant waren damals noch neun Doppel- beziehungsweise Reihenhäuser. Bis zur zweiten Voranfrage im November vergangenen Jahres wurde etwas nachgebessert: Nun sollen hier acht Reihenhäuser entstehen.

Damit legt die Stadt auch Pläne zu den Akten, die vor einigen Jahren einmal diskutiert wurden: Denn an der Stelle, wo einst Spar-Markt, Metzgerei und später eine Schlecker-Drogerie für eine gewisse Grundversorgung der Kersbacher sorgten, sollte ein neues Nahversorgungszentrum entstehen. Letztlich waren jedoch die Flächen zu klein, „es fand sich niemand, der investieren wollte“, erinnert sich auch FW-Stadtrat Preusch.

Zum Schluss bleibt neben der Frage nach dem Investor auch die nach der gezahlten Kaufsumme. Auch hier gibt es keine offiziellen Auskünfte, doch sprechen Kersbacher, die zur Versteigerung nach Bamberg gefahren waren, von 346 000 Euro — nur 2000 Euro weniger als der bei der ersten Versteigerung aufgerufene Preis. In Zeiten von Wohnungsmangel und großer Nachfrage nach Baugrund im Stadtgebiet scheint die Nachfrage wohl deutlich gestiegen zu sein.

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