Logistik-Branche im Kreis Forchheim: Sorgen trotz Vollbeschäftigung

13.4.2019, 15:05 Uhr
Logistik-Branche im Kreis Forchheim: Sorgen trotz Vollbeschäftigung

© WiR

Wie sehen die wirtschaftlichen Perspektiven des Landkreises Forchheim aus? Wohin entwickelt sich die Logistik-Branche? Und wie umgehen mit dem omnipräsenten Fachkräftemangel? Im Rahmen des bundesweiten "Tags der Logistik", der sich heuer dem Thema "Fachkräfte im Bereich der Logistik" widmete, hat die Wirtschaftsregion Bamberg-Forchheim (WiR) und die IHK Oberfranken diese Fragen zur Diskussion gestellt – passenderweise bei einem ökonomischen Schwergewicht der Stadt Forchheim, dem Logistiker Simon Hegele.

Mit über 600 Mitarbeitern allein in der großen Kreisstadt zählt das Unternehmen nicht nur zu den größten Arbeitgebern im Landkreis, sondern ist auch ein logistischer Dreh- und Angelpunkt der für Forchheim enorm wichtigen Medizintechnik-Sparte (Stichwort: Siemens Healthineers). So war es denn auch Maximilian Streit, Chef des Healthcare-Bereichs bei Hegele, der die Veranstaltung vor rund 100 Gästen offiziell eröffnete. Unter den Zuhörern war auch sein Vater, Bürgermeister Franz Streit, sowie dessen Stadtrats- und Parteikollege Udo Schönfelder.

Bevor Maximilian Streit kurz auf die Unternehmensgeschichte einging, bat er um eine Minute des stillen Gedenkens an den verstorbenen Alt-OB Franz Stumpf. Streit: "Er war ein väterlicher Freund, der heute auch hierher gekommen wäre, weil er eine treibende Kraft hinter der Ansiedlung von Simon Hegele in Forchheim war."

Branche im Wachstum

Es folgten Begrüßungsworte vom städtischen Wirtschaftsförderer (und WiR-Geschäftsführer) Viktor Naumann, dem sich Volksbank-Vorstand (und Vize-Chef der IHK Forchheim) Alexander Brehm anschloss. Er betonte, wie wichtig die Logistik für die Wirtschaftsregion sei: "Im letzten Jahr waren in Oberfranken 18 750 Beschäftigte in der Logistik-Branche tätig – und die Zahl steigt weiter", so Brehm. Allerdings: "40 Prozent der Unternehmen beklagen den Fachkräftemangel, sei es in der IT, bei den Fahrern, Zustellern, Disponenten oder im Lager."

Diesem Mangel müsse man entgegenwirken, "es sollte klar sein, dass wir nicht nur auf Facharbeiter angewiesen sind, die studiert haben. Was wir brauchen, sind insbesondere Praktiker, Menschen mit Berufserfahrung", sagte Brehm.

Ans Eingemachte ging es mit Konrad Dürrbeck vom Nürnberger Fraunhofer-Institut: In seinem Vortrag erklärte er die wissenschaftliche Bewertung von Logistikstandorten vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Die Gäste (darunter etliche Unternehmer aus der Region) lauschten Dürrbecks Ausführungen ganz genau. Denn fehlende Fachkräfte treiben auch vielen ihrer Firmen Sorgenfalten auf die Stirn – selbst in der Wirtschaftsregion Bamberg-Forchheim, in der faktisch Vollbeschäftigung herrscht.

Kein "Allheilmittel"

Oder besser ausgedrückt: "Vollbeschäftigung", denn der Begriff wird unterschiedlich definiert, landläufig benutzt man ihn ab einer Arbeitslosenquote zwischen zwei und drei Prozent. Zur Art und Qualität der Beschäftigung (Kurzzeit, Teilzeit, Mini-Jobs und Co.) sagt "Vollbeschäftigung" an sich aber nichts aus. Der bundesweit grassierende Mangel an Fachkräften ist wiederum Teil dieser Problematik.

"Ein Allheilmittel gegen diesen Mangel haben wir vom Fraunhofer-Institut auch nicht", meinte Dürrbeck. Der Experte klärte zudem auf, dass Deutschland das "bei Weitem größte Logistikland in Europa sei", mit Jahresumsätzen von fast 270 Milliarden Euro.

Julia Lins gab schließlich noch Einblicke in ihre Tätigkeit als Gruppenleiterin im Personalbereich bei Hegele. Im Anschluss folgten die anschaulicheren Abschnitte des Tagesprogramms – inklusive einer Besichtigung des Logistikzentrums von Simon Hegele. Und am Ende blieb den Besuchern bei einem kleinen Imbiss Zeit zum Netzwerken.

Keine Kommentare