Mal "Gotteshand", mal "Satansfinger": Das ist die Orchidee des Jahres

21.10.2019, 13:56 Uhr
Das Breitblättrige Knabenkraut ist die Orchidee des Jahres 2020 - und auch in der Fränkischen Schweiz zu finden. Zumindest noch.

© Adolf Riechelmann Das Breitblättrige Knabenkraut ist die Orchidee des Jahres 2020 - und auch in der Fränkischen Schweiz zu finden. Zumindest noch.

Wie Orchideen-Experte Adolf Riechelmann erklärt, waren die seltsam anmutenden Formen der Knollen früher für das Folk von mehr als nur rein botanischer Bedeutung: Es schrieb okkulte Kräfte zu und gab den unterschiedlichen Wurzeln entsprechende Namen.

Während der volkstümliche Name Heiratswurzel auf die frühere Verwendung unterirdischer Teile der Pflanze als Aphrodisiakum hinweist, machen die alten Bezeichnungen der helleren, diesjährigen Knolle – wie Christusfinger, Gotteshand oder Glückshand – die Verwendung als Glückssymbol deutlich.

Die Pflanze ist auch ein Indikator für den Klimawandel.

Die Pflanze ist auch ein Indikator für den Klimawandel. © Adolf Riechelmann

Die ausgezehrte und schwärzliche Altknolle hingegen galt als Sinnbild des Bösen und wurde als Teufelshand, Satansfinger oder Satansnahrung bezeichnet.

Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat diese eine typische Feuchtgebietspflanze im Landkreis Forchheim in den Wiesen und Hangquellmooren im Bereich zwischen Dobenreuth und Mittelehrenbach. Die in allen Bundesländern vorkommende Orchideenart wird in der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen (2018) bundesweit als gefährdet geführt. In der Vergangenheit hat sie durch Düngung und Trockenlegung, fehlende Mahd und nicht auf die Ansprüche der Art abgestimmte Beweidung viele Wuchsorte verloren.

In den letzten Jahren zeigte sich aber eine neue Gefährdung: Fehlende Niederschläge im Frühjahr führten zu einer deutlichen Austrocknung der Wuchsorte. Setzen sich die bislang beobachteten Rückgänge fort, wird dieser Feuchte- und Nässezeiger auf den vermehrt im Frühjahr trockenfallenden Flächen nicht überleben. Hier kann diese Orchideenart auch ein Bioindikator für den Klimawandel werden. In diesem Zusammenhang stellt sich für Riechelmann aber die Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, jede nasse Wiese – und das oft mit erheblichem Aufwand – trockenzulegen, wie das heute vielfach noch geschieht.

Es lassen sich aus der Fränkischen Schweiz Beispiele dafür anführen, dass solche Maßnahmen oft genug nur das Gegenteil von dem erreichten, was ursprünglich beabsichtigt war. „Viel sinnvoller wäre es doch, die noch verbliebenen Reste an Feuchtwiesen, die in unserer Landschaft eine Vielzahl von ökologischen Funktionen erfüllen, zu schonen“, so Riechelmann.

Stattdessen solle eine Ertragssteigerung des Grünlandes dadurch angestrebt werden, „dass die Unkrautbekämpfung auf den bestehenden bodenfrischen Weideflächen durch Nachmähen und überlegten sowie sparsamen Düngereinsatz verstärkt würde“.

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