Märchen aus Druidenhain und Freilandmuseum im TV

25.12.2020, 22:11 Uhr
Märchen aus Druidenhain und Freilandmuseum im TV

© Foto: Hubert Bösl

Die NN blicken noch einmal hinter die Kulissen, ehe das Endergebnis Samstagnachmittag ab 13.50 Uhr zu sehen sein wird. Schauspieler und Produzenten waren ganz klar der Magie der Fränkischen Schweiz erlegen und beeindruckt vom Freilandmuseum, der dritte Drehort war Schloss Greifenstein bei Heiligenstadt, ebenfalls in der Fränkischen Schweiz.

Märchen aus Druidenhain und Freilandmuseum im TV

© Foto: Gerhard Krämer

Die Geschichte richtet sich "frei nach Motiven" an der Urfassung der Gebrüder Grimm aus und wurde von Su Turhan in ein Drehbuch abgefasst. Es geht um "den starken Hans", der durch seinen Wanderstock besondere Kräfte besitzt. Diese nutzt er für gute Taten im Dorf. Dann begibt sich Prinzessin Sarah in den verbotenen Zauberwald – in dem die Hüterin der Luftgeister herrscht –, um herauszufinden, weshalb eine für das Dorf lebenswichtige Quelle versiegt ist, nachdem Hans auf Wanderschaft gegangen ist. Herzog Egbert wittert unterdessen die Möglichkeit, Prinzessin Sarah zu heiraten, weshalb er mit der Hüterin der Luftgeister einen finsteren Pakt schließt.

Da das Märchen in der Grimmschen Fassung nicht zeitgemäß erschien, wurde es für die Verfilmung angepasst. "So wie es in den Büchern steht, kann man es heute nicht mehr erzählen", sagt Produzent Marcus Roth von TV60Film. "Wir haben Hans Herz und Hirn gegeben", berichtet Birgitta Kaßeckert, Redakteurin vom Bayerischen Rundfunk. "Wir brechen Klischees auf, bleiben aber in einer märchenhaften Welt", erzählte die Redakteurin weiter und Roth beschreibt "das sehr komplexe Märchen" als "ernst in den Themen, aber nicht in der Darstellung".

Mit der Hüterin der Luftgeister

Doch wie ist das Filmteam überhaupt auf den Druidenhain gestoßen? Roth erklärt, dass die Gegend von vornherein ins Auge gefasst wurde – mit seinen "tollen Felsenstrukturen". Jeanette Hain, meint: "Es könnte gar keinen besseren Platz geben. Der Ort hier hat eine ganz große Magie." Im Film verkörpert sie "die Hüterin der Luftgeister". Hain ist dem Fernseh- und Kinopublikum unter anderem aus dem Til Schweiger-Film "Honig im Kopf" oder verschiedenen Tatort-Folgen bekannt. "Ich habe wirklich das Gefühl, als ob alle, die wir hier so sind, da auch wirklich zu Hause sein könnten."

Welche logistischen und organisatorischen Leistungen hinter einem solchen Projekt stehen, lässt sich nur erahnen: Etwa 20 Schauspieler, auch Kinderdarsteller, und ein Team von 50 Leuten, die sich um Regie, Organisation, Maske, Garderobe und Verpflegung kümmern, waren in der Fränkischen am Werk.

In Wohlmannsgesees bekam das Team um Roth und Regisseur Matthias Steurer Unterstützung von Anwohnern. Auf einem Privatgelände durften die Filmemacher ihr Tagesquartier aufgeschlagen. Auf einem kleinen Schotterplatz standen Containerwagen: Einer für die Maske, in der die Schauspieler für die Szenen geschminkt wurden; einer für die Kostüme; mehrere, die Rückzugsmöglichkeiten für die Schauspieler boten; ein fahrbarer Catering-Foodtruck, der das Team mit Getränken und Essen versorgte – hier konnte man die kuriosesten Gestalten an der Kaffeemaschine antreffen, wenn sich die kostümierten Schauspieler eine Pause gönnten; und zwei mobile Toilettenkabinen.

Für die Schauspieler begann der Tag oft früh: "Manchmal geht es schon um sechs Uhr los und dann drehen wir, bis es wieder dunkel ist", berichtete Bianca Nawrath beim Dreh damals. Sie verkörpert Prinzessin Sarah und ist froh, dass sie die Rolle bekommen hat: "Ich bin selber ein riesiger Märchenfan. Mein fünfjähriges Ich hätte mein erwachsenes Ich gefeiert, wenn es gewusst hätte, dass ich einmal in einem Märchen eine Prinzessin sein kann."

Lucas Reiber, bekannt als "Ploppi" aus der Fack-Ju-Göthe-Filmreihe spielt im Märchen die Hauptrolle des starken Hans. Er ist vom Märchen an sich begeistert: "Einmal die Zeit – 1830, 1840 – die alten Kostüme, die Sprache ist anders und die verwunschenen Wesen reizen total." Die Drehzeit im Wald begeisterten Reiber, der sich selbst als Naturjunkie bezeichnet. "Ich genieße das total. Das ist ein Traum." Schon in der Vorbereitung hatte der Schauspieler das Gefühl, dass der Cast gut zusammenpasst. Anhand des Drehbuchs hat er sich auf seine Rolle vorbereitet und sich hineinversetzt: "Was ist das für eine Welt, in der die da leben? Wie sieht Hans die Welt?" Zudem hatten die Schauspieler Fechttraining für die Kampfszenen. Dass beim Drehen alles straff durchgetaktet ist, merkte man beim Set-Besuch im vergangenen Jahr. Wo zu Beginn noch "viel Zeit" war, kann es im Handumdrehen schon wieder anders aussehen. Doch die Schauspieler ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen.

Nachhilfe vom Museumsschmied

So war es auch im filmdreherprobten Freilandmuseum, wo vier Tage lang Schauspieler und Techniker, Regisseur und Unterstützer von den Gästen beobachtet werden konnten. Marcus Roth kennt das Museum schon vom Dreh des Märchens "Die drei Federn". Der Ort – Kulisse war die Baugruppe Mainfranken-Frankenhöhe – sei eher dörflich als museal geprägt. Zudem schätzt Roth die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Museum. Nachdem bereits in der Schmiede eine Szene gedreht wurde, bei der der Museumsschmied dem Schauspieler Stefan Wilkening zeigte, wie der Hammer beim Schmieden zu halten ist, wurde auf dem Dorfplatz die wichtige Brunnenszene unter der Regie von Matthias Steurer gedreht, nach der die Prinzessin sich dann in den Wald aufmacht. Dafür wurde extra ein Brunnen aufgebaut und das Büttnerhaus aus Wipfeld wurde zum Gasthaus "Zum Guthen Mann". Auch in der Mühle waren die Schauspieler im Einsatz.

Übrigens: Die Hüterin des Waldes bleibt im Film am Leben und: "Wir wollen auch nicht erzählen, dass ,Der starke Hans‘ am Ende die Prinzessin heiratet", sagt Marcus Roth. Klischees werden aufgebrochen. "Wir nehmen die Figuren ernster", betont Roth. Märchen seien nicht nur für Kinder. Es seien uralte Mythen, die ganz tiefe Wahrheiten ansprächen, aber Hoffnung gäben. Zu Weihnachten umso passender.

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