Aktionen von Ver.di und Landkreis
Mehr Wertschätzung für Erzieherinnen und für Frauen allgemein
9.3.2022, 10:00 Uhr"Gleicher Lohn für gleiche Arbeit": Das Thema ist immer präsent, doch sollte es einmal im Jahr im Mittelpunkt stehen, findet Christine Galster. Sie ist Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes Forchheim und organisiert alljährlich die Aktionen zum Frauentag. In diesem Jahr sind diese mit dem Equal Pay Day verknüpft, der jeweils einen Tag früher begangen wird.
Würden Frauen und Männer den gleichen Stundenlohn bekommen, "dann steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu dem Frauen theoretisch unbezahlt arbeiten, während Männer schon ab dem 1. Januar für ihre Arbeit entlohnt werden", erklärt sie. Die Lücke zwischen den durchschnittlichen Brutto-Stundenlöhnen von Frauen und Männern beträgt 18 Prozent.
Am Infostand in der Forchheimer Hauptstraße haben die Gleichstellungsbeauftragte und viele andere Frauen von Vereinen und Organisationen auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. Dazu passte, dass die Dienstleistungsgesellschaft Ver.di den Anlass nutzte, um die in der Gewerkschaft organisierten Frauen aus dem Erziehungssektor zu einer Mittagspausenaktion einzuladen.
Hintergrund sind die gestarteten Verhandlungen des Manteltarifvertrags für die Beschäftigten im Sozial-Erziehungsdienst, bei denen die Gewerkschaft auf deutliche Verbesserungen drängt. "In Nürnberg und München werden unsere Forderungen schon heute mit Streiks der Beschäftigten untermauert", erklärt Dirk Schneider, stellvertretender Geschäftsführer des Bezirks Oberfranken-West. Für Forchheim sollte es zum Auftakt eine "symbolische Aktion" sein.
Auch, weil die Personalsituation in den Kindertagesstätten brenzlig sei - durch Krankheitsfälle, durch coronabedingte Quarantäne, aber auch durch den Fachkräftemangel, der dazu führt, dass die offenen Stellen in vielen Einrichtungen gar nicht mehr besetzt werden können. "Und da sehen wir, dass sich die Katze in den Schwanz beißt", sagt der Gewerkschaftssekretär. "Weil die Belastung so hoch ist, gibt es beim Personal kaum Kapazitäten, solche Aktionen zu unterstützen."
Ein paar Kolleginnen der städtischen Kindertagesstätten Sattlertor und Gerhardinger Kinderhaus sind dennoch gekommen. "Weil es wichtig ist, dass sich etwas ändert", sagt eine Beschäftigte des Kindergartens Sattlertor. Und das müsste nach ihnen einiges sein. Eine bessere personelle Ausstattung, kleinere Gruppen und mehr Zeit für die Kinder. Für sie sind das die wichtigsten Anliegen.
Dirk Schneider von Ver.di fasst die Forderungen der Arbeitnehmerinnen so zusammen: Verbesserung der Arbeitsbedingungen, wirksame Mittel gegen den Fachkräftemangel und eine finanzielle Aufwertung. "Dazu muss man auch anerkennen, dass wir die Berufsgruppe sind, die seit Beginn der Pandemie ohne besonderen Schutz direkt mit den Kindern gearbeitet habe - und da reicht kein Klatschen. Das muss auch finanziell geschehen." Darauf macht Monika Kaiser aufmerksam. Sie ist Leiterin des Gerhardinger Kinderhauses in Forchheim und bei Ver.di in der Landesfachgruppe Sozial- und Erziehungsdienst engagiert.
Sie bedauert ausdrücklich, dass es nach Coronalockdowns, Gruppenquarantänen und krankheitsbedingten verkürzten Öffnungszeiten wieder die Familien sein werden, auf deren Rücken der Arbeitskampf ausgetragen werde. "Wenn wir nicht für deutliche Verbesserungen kämpfen würden, hilft das zwar den Eltern kurzfristig, aber langfristig würde sich nichts ändern." Es sei also wahrscheinlich, dass Kolleginnen und Kollegen in den folgenden Tarifrunden den Streikaufrufen der Gewerkschaft folgen werden.
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