"Existenzbedrohende Lage"

Milliardenverlust: Schmetterling-International appelliert an die Politik

29.8.2021, 19:52 Uhr
Das Unternehmen Schmetterling International in Geschwand spürt die Auswirkungen von Corona. 

Das Unternehmen Schmetterling International in Geschwand spürt die Auswirkungen von Corona. 

Der Wahlkampf von Silke Launert nimmt so langsam Fahrt auf. Die CSU-Bundestagsabgeordnete hatte im Kreis Forchheim zu einer Bus-Tour von Geschwand bis nach Weißenhohe eingeladen. Der prominenteste Mitfahrer war der Chef der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Alexander Dobrindt, der nach der Präsentation der Firmenentwicklung von Schmetterling-International im Gespräch mit unserem Medienhaus von einer existenzbedrohenden Lage sprach.

Der frühere Bundesverkehrsminister und CSU-Generalsekretär ist kein Unbekannter bei der Firma „Schmetterling“ in Geschwand. War er doch schon einmal auf Einladung der Frauenunion auf dem Firmengelände zu Gast. Er wurde nun von Firmengründer Willi Müller mit einem kleinen Sektempfang begrüßt.

Geschäftsbereichsleiter Ömer Karaca hatte eine Präsentation vorbereitet, die es in sich hat. Karaca ist gebürtiger Pegnitzer mit türkischen Wurzeln und arbeitete sich als Praktikant bis in die Geschäftsleitung der international tätigen Firma hoch. „Insgeheim bin ich immer noch der Praktikant“, sagte Karaca, der über 7000 Technikkunden weltweit betreut.

Statt 471 Mitarbeitern nur noch 263 Beschäftigte

Die Firma Schmetterling wurde 1968 als kleines Busunternehmen von Willi Müller gegründet. Vor Corona hatte sie über 4000 Reisebüro-Partner, alleine 2000 in Deutschland. 3021 Reisebüro-Geschäftspartner gehören heute zu Schmetterling. 2019, also vor der Corona-Pandemie, waren am Mutterstandort in Geschwand 471 Mitarbeiter beschäftigt. Darunter fast 100 IT-Fachkräfte und Entwickler.

Dann kam der erste Lockdown, die komplette Reisebranche kam zum Erliegen. Deshalb habe Schmetterling in Geschwand aktuell nur noch 263 Beschäftigte, hieß es bei der Präsentation. Betriebsbedingt sei zwar niemand entlassen worden, aber viele suchten sich eine andere Arbeitsstelle.

„Aktiv wurden keine Kündigungen ausgesprochen, aber nach Corona brauchen wir mindestens wieder so viele Mitarbeiter wie vorher“, betonte Karaca. „Wir haben im Vergleich zu 2019 75 Prozent Minus gemacht“, warf Müller ein und sprach von einem enormen Verlust. Vor Corona lag der vermittelte Reiseumsatz bei knapp zwei Milliarden Euro. Jetzt seien es nur noch rund 200 Millionen. TUI habe ein Minus von 79 Prozent verzeichnet, DER-Touristik von 68 Prozent. Schmetterling habe 990 Geschäftspartner verloren. Es seien 25 Prozent weniger als vor Corona und es waren zu 100 Prozent Geschäftsaufgaben.

Ohne Corona-Hilfen des Staats hätten viele Geschäftspartner von Schmetterling nicht überlebt - Forderung für 2022

Schmetterling schnürte frühzeitig drei eigene Soforthilfeprogramme für seine Partner, im ersten wurden über eine Million Euro an die Partner vergütet. Enorm wichtig waren laut Müller die Überbrückungshilfen des Staates, ohne die auch Schmetterling nicht überlebt hätte. Müller forderte von der Politik Planbarkeit und Verlässlichkeit für die Reisebranche für das Jahr 2022 und einen Austausch mit Außenministers Heiko Maas (SPD). Er sprach sich auch für die 2G-Regel (geimpft und genesen) im Tourismus aus.

„Auf 2G können wir politisch noch nicht gehen“, so Dobrindt, weil dies wahrscheinlich einer juristischen Prüfung nicht standhalten würde. Allerdings würden Hotels ab Oktober, zum Beispiel in Oberbayern, nur noch Geimpfte oder Genesene beherbergen, sagte Dobrindt, der es auch konsequent findet, dass die Tests ab Oktober kostenpflichtig sind. Richtig sei auch der Weg weg von der Inzidenz als Indikator für Corona-Regeln, hin zur Hospitalisierung, so Dobrindt.

„Impfen ist der Weg in die Normalität, es gibt keinen anderen“, so Dobrindt, der die größte Schwachstelle darin sieht, dass es für Kinder unter zwölf Jahren noch keinen Impfstoff gibt. Als nächstes großes Problem, das auf die Reisebranche zukomme, sieht Müller das Fliegen als Klimakiller. „Der deutsche Tourist betreibt Entwicklungsförderung und treibt den Umweltschutz auch vor Ort voran. Jeder will grün sein, das muss aber auch jemand bezahlen“, mahnt Müller.

Dass Fliegen der Klimakiller wäre, lasse sich nicht begründen, so Dobrindt, der für die Zukunft auf CO²-lose Treibstoffe setzen will. Weitere Stationen der Bus-Tour waren das Freibad in Egloffstein, das bekanntermaßen saniert werden soll, die Innenstadt von Gräfenberg und Weißenohe.

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