Mit dem SSV auf den Spuren des nächsten Jonas Mursak

8.10.2014, 17:42 Uhr
Mit dem SSV auf den Spuren des nächsten Jonas Mursak

© Foto: Andreas Kummer

Ein früher Samstagmorgen im Königsbad, große Halle. Die Wasseroberfläche ist noch spiegelglatt, Gäste dürfen erst zur offiziellen Öffnungszeit um 9.30 Uhr ins Bad. Die Ruhe wird unterbrochen von SSV-Trainer Thomas Wende, der mit zehn Schützlingen an ihrer Kraultechnik arbeitet. Auf sein Kommando „Fertig, ab“ stoßen sie sich nacheinander vom Beckenrand ab, mit einem prüfenden Blick begleitet Wende die acht- bis 16-jährigen Schwimmer, die wie an einer Perlenschnur aufgezogen ihre Bahnen ziehen.

Jeder Zweite unter 18

Während Schätzungen zufolge bundesweit ein Drittel der Kinder nicht schwimmen kann, hat der Forchheimer Verein keinerlei Nachwuchssorgen. „Wir liegen stabil bei 500 Mitgliedern, darunter mindestens 50 Prozent unter 18 Jahren“, sagt SSV-Vorsitzender Thomas Bätzel. Um ihre Jüngsten kümmern sie sich sogar besonders intensiv. Ab fünf Jahren werden sie in Anfängerkursen von erfahrenen Übungsleitern betreut und auf das spätere Training unter anderem bei Thomas Wende vorbereitet. „80 Prozent der Kinder wollen nach dem Anfängerkurs weitermachen“, sagt Heike Hahn, eine der lizenzierten Jugendtrainerinnen beim SSV.

Die große Nachfrage — auch die Hobby-Kurse für Erwachsene verzeichnen große Zuwächse — sorgt beinahe schon für Probleme. Zum einen werden immer mehr Betreuer benötigt, die sich in übersichtlichen Gruppen noch möglichst individuell um ihre Teilnehmer kümmern können. Zum anderen sind mehr Bahnen und Trainingszeiten erforderlich. Wo in kleineren Orten wie Kirchehrenbach Hallenbäder aus Kostengründen geschlossen werden mussten, engagiere sich die Forchheimer Stadtverwaltung stark für Vereins- und Schulschwimmer, erklärt Thomas Bätzel.

Für all diejenigen, die etwas mehr Ehrgeiz besitzen, fördert der SSV seine Mitglieder auch im Leistungssportbereich. Unter der Leitung von Karsten Schmitt sind 50 Sportler in drei Wettkampfmannschaften aktiv. Viereinhalb Kilometer, also 180 Bahnen im 25-m-Becken, spulen die Nachwuchsathleten in knapp zwei Stunden ab. Zusätzlich stehen Gymnastik und Krafttraining in der Turnhalle auf dem Programm. „Für die Rolle bei der Wende braucht man Schnellkraft“, erklärt Wolfgang Gößwein, technischer Leiter beim SSV.

Dass im Erwachsenenbereich keine Wettkampfmannschaft am Start ist, treibt Thomas Bätzel keine Sorgenfalten auf die Stirn: „Das ist nichts Ungewöhnliches. Beim Eintritt in die berufliche Laufbahn fehlt heutzutage vielen die Zeit. Später einmal kehren sie zurück und schwimmen nur noch zum Spaß oder um in Bewegung zu bleiben.“

Bamberg bot Mursak mehr

Weit bevor die Komponente Gesundheitsprävention ins Spiel kommt, entscheiden sich die besten Forchheimer Talente oft für einen Wechsel zu einem anderen Verein. So wie vor zwei Jahren der deutschlandweit erfolgreiche Brustschwimmer Jonas Mursak, der nach Bamberg wechselte. „Ich sehe uns nicht in Konkurrenz zu den größeren Vereinen. In Erlangen haben sie einen Leistungsstützpunkt, eine größere Halle und arbeiten mit hauptamtlichen Trainern. Sechs Einheiten pro Woche können wir nicht anbieten.“ Trotzdem sieht sich der SSV Forchheim als solide Ausbildungsschmiede, die den Branchenriesen ab und an mit einer besseren Platzierung bei einer Jahrgangsmeisterschaft ärgern — beziehungsweise nassmachen kann.

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