Mit "Silphie" viel weniger Arbeit

24.8.2020, 20:00 Uhr
Mit

© Foto: Pauline Lindner

"Ich will ordentlich bewirtschaftete und nicht ausgebeutete Flächen meinen Nachkommen hinterlassen", nennt er als Motiv, dass er nun daneben im zweiten Jahr zwei Hektar Silphie anbaut. Er hatte sich vergangenes Jahr für das Test- und Förderprogramm der Regierung beworben, war aber der 112. Bewerber und nur 100 wurden bezuschusst. Das hat ihn erst einmal gefuchst. Da zwei seiner Brüder Imker sind, hat er sich entschlossen, auf eigene Rechnung einen Versuch mit dem Korbblütler aus Nordamerika zu machen.

Nahrung für Bienen

Für die Brüder ausschlaggebend ist die späte Blütezeit der an kleine Sonnenblumen erinnernden hochwüchsigen Pflanze. Durch ihren Nektar und Pollen können sich Bienenvölker noch einen dicken Wintervorrat einsammeln. Denn etwa Mitte August schleudert der Imker den Honig aus Sommerblüten. Danach sammeln die Bienen natürlich weiter, für sich selbst.

Mit

© Foto: Pauline Lindner

Aber – und das ganz besonders in trockenen Sommern – um diese Zeit blüht fast nichts mehr; nach der Heuernte sind heuer die Wiesen eher vertrocknet, als dass Gras und Blütenpflanzen fürs Grummet (zweiter Schnitt) aufgekommen wären. Die Silphie kann sich gegen Trockenheit schützen. Ihre Blätter sind becherförmig um den Stängel angelegt, so dass sich dort Regen und Tau sammeln.

Im ersten Jahr hatten es die Silphie-Pflanzen und auch Eisen nicht leicht. Ohne menschliche Hilfe würden die mehrjährigen Stauden sich nicht gegen die gängigen Ackerwildkräuter wie Kamille und Kornblumen durchsetzen können. Mehr oder weniger von Hand hat ihnen Eisen den nötigen Freiraum verschafft.

Nur einmal spritzen

Die Alternative sei Spritzen, was aber bei den mageren Böden nicht geklappt habe. "Man muss nur im ersten Jahr einmal Herbizide spritzen", betont Eisen ausdrücklich. Beim einjährigen Mais muss das jedes Jahr sein. Wie groß der Unterschied im Spritzmitteleintrag ins Grundwasser ist, kann man sich leicht ausrechnen.

In diesem Jahr sind die Pflanzen gewaltig in die Höhe geschossen, auch wenn man die unterschiedliche Bodenqualität an ihrem Wuchs deutlich merkt. Bis zu zweieinhalb Meter können das sein. Dementsprechend groß ist die Biomasse; sie liefert etwa 80 Prozent der Energie von Mais, wenn sie gehäckselt zu Biogas verarbeitet wird. Zum Ausgleich hat Eisen mit seinem Abnehmer, dem Biogaswerk Ackermann in Trailsdorf vereinbart, dass er sowohl Mais von seinen anderen Äckern wie auch Silphie anliefert. Den Rückgewinn aus der Gärmasse, die sehr nährstoffreich ist, holt sich Eisen zurück und bringt ihn als Dünger auf seinen Äckern aus.

Akribisch dokumentiert

Die geringere Energieausbeute ist der einzige Punkt, an dem der Mais Silphie übertrifft. Er hat akribisch die beiden Pflanzenarten, die er selber anbaut, gegenüber gestellt. Mais braucht viel Dünger; er gilt als Bodenzehrer. Silphie dagegen puffert Stickstoff in ihren tiefgründigen Wurzeln. Dabei durchlüftet das Wurzelwerk auch den Boden und lässt die Pflanze an Wasser gelangen. Das ist ein entscheidender Vorteil auf sandigen Böden, die wenig Wasser speichern können. Insgesamt sorgt Silphie für den Humusaufbau.

Ein Maisacker ist nach der Ernte meist kahl, weil es zu spät für eine Zwischensaat ist. Silphie dagegen treibt nach dem Schnitt noch einmal kurze Triebe. Sie bilden im Winter einen niedrigen grünen Bestand.

Das dient sowohl dem Erosionsschutz, als auch dem Niederwild als Unterstand. Ein spezielles Heroldsbacher Problem gibt es bei Silphie nicht: In den weiten Flächen des Markwalds leben viele Wildschweine, sie lieben Mais, verschmähen aber die andere Amerikanerin.

Auch die Kostenseite hat sich Eisen angeschaut. Für einen Hektar Silphie musste er 2000 Euro aufwenden. Bei einem Hektar Mais kommen Saatgut, Dünger und Spritzmittel auf rund 300 Euro pro Jahr. Dabei hat er nicht einkalkuliert, wie teuer der mehrmalige Maschineneinsatz im Jahr für Umbrechen, Säen, Düngen und Spritzen kommt.

Der Gewinn liegt in der Lebensdauer einer Silphie-Anpflanzung. Von rund 15 Jahren gehen die Fachleute aus. Und auf der Seite des Bauern, dass er deutlich weniger Arbeit aufwenden muss – für einen Nebenerwerbslandwirt sei das nicht zu unterschätzen.

1 Kommentar