Neues Betreuungsprojekt

Mit Unterstützung so lange wie möglich, in den eigenen vier Wänden leben

10.1.2022, 20:00 Uhr
Mit Unterstützung so lange wie möglich, in den eigenen vier Wänden leben

© Petra Malbrich, NN

„Wir haben festgestellt, dass Bedarf da ist“, sagt Horst Franke, Vorsitzender des Vereins „Hier lässt sich‘s leben“ in Kunreuth. Der Verein möchte deshalb ein Projekt mit diesen niederschwelligen Angeboten durch Ehrenamtliche initiieren. Zunächst in Kunreuth, so war es gedacht. Doch nun wird eine Kooperation mit der Gemeinde Igensdorf daraus, mit dem Kunreuther Verein als Träger.
Es könne irgendwann auch eine Genossenschaft daraus werden, meint Franke.

Konzept erstellt

Der Kunreuther Verein hat sich mit Irmgard Ginzel besprochen, die in Unterrüsselbach ein Pflegeberatungsbüro hat und als langjährige Leiterin der Sozialstation in Gräfenberg und der Tagespflege in Mostviel genug Erfahrung und Wissen für den Pflegedschungel besitzt. Irmgard Ginzel, der ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen Räumen ein großes Anliegen ist, erstellte ein Konzept. Das Gute an dem Projekt: „Wir haben die Zulassung, über die Pflegeversicherung abzurechnen.“

Natürlich kann das Projekt auch von Menschen ohne Pflegegrad in Anspruch genommen werden. Derjenige muss es dann aus der eigenen Tasche bezahlen. Je nachdem, ob der Alltagsbetreuer mit dem Patienten arbeitet oder ohne, sagt Ginzel. Sie ist sich sicher, dass ohne solche Alltagsbetreuer Pflege und Versorgung künftig nicht mehr machbar sind. Zudem sei es eine Entlastung für die Angehörigen.

Von zu Hause abholen

Denn abgesehen davon, dass der Alltagshelfer ins Haus kommt, um zu helfen, sollen auch Betreuungsgruppen angeboten werden. Hier werden die zu Pflegenden von zu Hause abgeholt und können in der Gruppe mit dem Alltagshelfer etwas unternehmen. Die Vormittagsgruppe erhält Frühstück, die Nachmittagsgruppe Kaffee und Kuchen. Zwei Gruppen werden in Igensdorf stattfinden, zwei Gruppen im Gemeindehaus in Kunreuth. Je zwei Vormittage und zwei Nachmittage. Auch Mittagessen könne besorgt werden. Das müsse allerdings extra bezahlt werden.

Mit Unterstützung so lange wie möglich, in den eigenen vier Wänden leben

© Foto: Petra Malbrich, NNZ


Trotzdem: „Wir pflegen nicht und sind keine Konkurrenz zu bestehenden Sozialstationen“, betont Ginzel. Sie sprach auch die Igensdorfer Seniorenbeauftragte Edeltraud Rösner auf das Projekt an. „Das wäre auch für unsere Gemeinde eine Bereicherung, eine Ergänzung, zu unserem Pflegedienst“, meint Rösner. Sie regte dann die Kooperation mit Kunreuth an. „Mir war es ein Anliegen, dass nicht jede Gemeinde ein eigenes Süppchen kocht, sondern sie sich als Netzwerk verbinden“, betont Ginzel.

Ehrenamtliche gesucht

Bei den gemeinsamen Treffen war auch Igensdorfs Bürgermeister Edmund Ulm (CSU) dabei und Ernst Strian, Mitglied des Vereins und Bürgermeister von Kunreuth. Denn die Gemeinden sollen in das Konzept involviert werden, braucht es doch Zuschüsse, um das Vorhaben umsetzen zu können. „Von den 20 Euro Vereinsbeitrag können wir das nicht stemmen“, gibt Vereinsvorsitzender Franke zu. Doch zunächst steht und fällt das Projekt mit den Ehrenamtlichen.
Auch Bundesfreiwilligendienstleistende oder Menschen, die ein soziales Jahr absolvieren, dürfen sich bewerben. Zwischen acht und zehn Euro pro Stunde bekommen sie im Einsatz vergütet, je nachdem ob der zu Betreuende mit eingebunden wird wie beim Kochen oder Arztbesuch oder nicht, wenn ein Ehrenamtlicher beispielsweise putzt oder den Garten pflegt. Wer in einer Betreuungsgruppe arbeitet, erhält acht Euro Vergütung, da keine Fahrten wie Arztbesuche anstehen. Diese Ehrenamtlichen werden nun gesucht und in 40 Stunden zu Alltagsbetreuern geschult. Die Schulungen, finanziert von der deutschen Alzheimergesellschaft und dem Kunreuther Verein „Hier lässt sich`s leben“, finden im Gemeindehaus in Kunreuth statt und werden von der deutschen Alzheimergesellschaft durchgeführt. Hauptsächlich von Irmgard Ginzel, die für diese Schulungen zugelassen ist.

Ein Auto anschaffen

Ein weiteres noch in der Zukunft liegendes Ziel ist ein eigenes Auto, mit dem die Alltagshelfer ihren Dienst ausüben können. Für die künftigen Alltagsbetreuer findet Ende Januar ein Informationstag statt. Auch Rentner und vor allem Männer sind gesucht. Damit alles geordnet ist, steht dem Projekt ein Kümmerer vor. „Eine ausgebildete Pflegekraft muss im Verein angestellt sein“ sagt Franke. Wie und wie oft Igensdorf das finanziell unterstützt, will Bürgermeister Ulm noch im Gemeinderat besprechen.
Auch Kunreuths Bürgermeister Ernst Strian sieht eine Hilfestellung als selbstverständlich an, gerade für die Lauflernphase. „Ziel bleibt, dieses tolle Angebot systematisch nicht nur auf eigene Füße zu stellen und zur Selbstständigkeit mit entwickeln zu helfen“, sagt Strian und freut sich über die Zusammenarbeit mit Igensdorf. „Zusammen schafft man mehr“, findet Strian. Weitere Netzwerkpartner und Spenden sind willkommen. Sieben Alltagsbetreuer haben sich bereits angemeldet.

Weitere Informationen

Die Schulungen sind am: 12. Februar, 19. Februar, 5. März, 12. März, und 26. März, jeweils 9 bis 17 Uhr im Gemeindehaus Schloßstraße 3, in Kunreuth. Anmeldung bei: Irmgard Ginzel, Telefon (0 91 92) 9 94 38 20, oder per E-Mail an ginzel@gmx.net

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