Modehaus Heilmann: Haus mit Geschichte

26.4.2018, 09:15 Uhr
Modehaus Heilmann: Haus mit Geschichte

© Foto: Roland Huber

Karl Heilmann arbeitet seit 20 Jahren hauptberuflich als Schauspieler. Der studierte Betriebswirt, Jahrgang 1949, verkaufte damals nach eigenen Angaben "alle meine Firmen" und widmet sich seither der darstellenden Kunst auf der Bühne – in seiner neuen Heimat Lübeck.

Forchheim ist nur noch Herkunftsort und Ankerplatz, das Modehaus hat Karl Heilmann nie selbst betrieben, es war immer verpachtet. Zuletzt an die Firma Vögele, die nicht mehr existiert.

Spielkamerad von Franz & Franz

Heilmanns Eltern und alle anderen Familienmitglieder, die einst Teile des Komplexes in der Hauptstraße besaßen, sind inzwischen tot. Karl Heilmann, von klein auf Spielkamerad von Ex-OB Franz Stumpf und Bürgermeister Franz Streit, ist Alleinbesitzer. Zurzeit betreibt er hier einen, wie er sagt, sehr lukrativen Self-Storage-Betrieb: Menschen können Container mieten um ihre Habe zwischenzulagern.

Zum Jahresende "möchte ich hier weg sein", so Karl Heilmann, während er durchs Haus führt. 2,15 Millionen Euro möchte er erlösen für mehr als 1800 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche, verteilt über vier Etagen. Schon vor Jahren habe er erkannt, dass mit Textilhandel in der Innenstadt nicht mehr viel zu verdienen sei, so Heilmann. Daher stellte er erfolgreich Anträge auf Umnutzung: Ab dem ersten Stock können die riesigen Flächen zu Wohnungen umgebaut werden. Es gibt eine Schau-Wohnung, die derzeit als Feriendomizil oder für die Dauer von temporären Aufenthalten, etwa aus beruflichen Gründen, vermietet wird.

Nach hinten hinaus besteht die Möglichkeit, im ersten Obergeschoss eine Dachterrasse anzulegen, vielleicht mit einem Penthouse drauf. Vom dritten und vierten Geschoss aus, wo ebenfalls noch draufgesattelt werden darf, ist der Blick übers Storchennest auf dem Kolonnenhaus bis zum Walberla sehr schön. Den historischen, sanierten und somit trockenen Gewölbekeller kennt jeder Forchheimer, der hier schon mal nach Herrenmode gestöbert hat. Die künftige Nutzung des Kellers erfordert Fantasie.

Die Adresse Hauptstraße 7 - 11 hat Geschichte. 1973 ließ die Familie Heilmann zweieinhalb von drei Häusern abreißen und neu aufbauen. Daher die moderne Anmutung mitten zwischen historischen Fassaden. 1933 erwarb Heilmanns Großmutter eines der drei Häuser und verlagerte ihren zuvor am Paradeplatz (im Eckhaus Marktplatz 1, bekannt von der langjährigen Kinderärztin Dr. Gertrud Gückel) betriebenen Textilhandel hierher.

Ab jetzt wird’s schwierig mit der Erinnerung. Karl Heilmann sagt, sein Großvater habe "seinem besten Freund" in den 1930er Jahren eines der Nachbarhäuser abgekauft, einem Juden, der gerade noch rechtzeitig emigrieren konnte. Nach Lage der Dinge, wie sie in der Literatur über die Geschichte der Forchheimer Juden dokumentiert sind, müsste dies die Familie Wertheim gewesen sein. Sie betrieb in Hausnummer 11 das damals seit 30 Jahren bestehende Kaufhaus Rosenthal. Paul und Elly Wertheim flohen mit ihrem Sohn und Ellys Mutter Klara Lefebre vor dem Nazi-Terror, der auch in Forchheim am härtesten die Juden traf, zunächst nach Kuba, als dies gerade noch möglich war (April 1939), und eröffneten später in Milwaukee, USA, erneut einen Laden. Ihr Sohn hatte einen typisch Forchheimer Namen: Martin. Nach der NS-Zeit, sagt Karl Heilmann, hätten sich seine Eltern und Großeltern nach seiner Kenntnis mit den früheren Besitzern gütlich geeinigt: "Es lief für alle Beteiligten relativ gut ab." In den 1960ern kaufte dann sein Vater von der Familie Streit das dritte Haus dazu. Nach Abriss und Neubau 1973 wurde das "Modehaus Heilmann" weitergeführt. Zum Beispiel von Familie Becker, von Michael Wöhrl aus Schweinfurt und von Vögele. Die letzte Sanierung fand 2001 statt. Nun sucht Heilmann einen Investor für die Zukunft. Am Samstag, 28. April, ist Schautag von 12 bis 16 Uhr, begleitet von der Firma Von Poll Immobilien Forchheim.

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