Frühlingskonzert in Bamberg

Mystisch und gleichzeitig ein wilder Ritt: Bläserphilharmonie Forchheim begeistert in der Sinfonie

Redaktion Nordbayerische Nachrichten

21.4.2022, 19:33 Uhr
Solist Alexander Wurz in kraftvollem Einsatz neben Maestro Mathias Wehr.

© Hans Baumann, NN Solist Alexander Wurz in kraftvollem Einsatz neben Maestro Mathias Wehr.

In der Tat, dieses Gefühl spiegelte sich in der Art der Interpretation der gleichermaßen anspruchsvollen wie auf besondere Art unterhaltsamen musikalischen Beiträge wider. Dabei standen im ersten Programmteil neben den beiden Wettbewerbsbeiträgen der Bläserphilharmonie beim "Flicorno d'Oro" in Riva del Garda der phänomenale Solovortrag von Alexander Wurz im Mittelpunkt.

Wo selbst für geübte Ohren die Grenze der Virtuosität erreicht sein dürfte, da setzt der Solist auf dem Tenorhorn aus Baden-Württemberg lässig noch eins drauf. In diesem Fall bei der Komposition mit dem Titel "Pantomime" aus der Feder von Philip Sparke.

Frühlingskonzert der Bläserphilharmonie Forchheim in Bamberg: Die 65-köpfige Bläserphilharmonie Forchheim steht auf der Bühne.

Frühlingskonzert der Bläserphilharmonie Forchheim in Bamberg: Die 65-köpfige Bläserphilharmonie Forchheim steht auf der Bühne. © Hans Baumann, NN

Vorab jedoch gab es jene vorzügliche Programmmusik zu hören, die erst vor Wochenfrist von einer internationalen, hochkarätigen Fachjury in Riva del Garda streng bewertet wurde. Faszinierend für das Publikum zu erleben war, wie ein berühmtes Gemälde des Malers Ignazio Pinazo in sinfonischer Art und Weise zur Musik wird. Der Komponist Saül Gomez Soler versucht dabei nicht, dieses Gemälde mit Musik zu unterstreichen, sondern er nimmt diverse bildliche Mittel als Metapher für die verschiedenen Abschnitte seiner Komposition.

Ein mystischer Start in den zweiten Teil

Das alles dem Publikum verständlich zu erklären, diese anspruchsvolle Aufgabe übernahm Christian Libera, Vorstandsstellvertreter und erster Flügelhornist der Bläserphilharmonie, in der Rolle des Moderators.

Auf mystische Art wurden zum Start des zweiten Programmteils die etwa 750 Zuhörer auf eine Fahrt mit ungewissem Ziel mit dem "Ghost Train" (Eric Whitacre) entführt. Die große Frage, wohin die Reise geht, blieb unbeantwortet, doch kam man schon fünf Minuten später wieder gesund in der Konzerthalle in Bamberg an.

Mit stehendem Applaus gefeiert

Nach derlei Aufregung führte das Wiegenlied "The Seal Lullaby" vom selben Komponisten dann hin zu einem weiteren besonderen Moment des Abends: Vorstandschef Bernd Froese bat zwei Persönlichkeiten nach vorne, die beide sehr viel von Musik verstehen und die beide die Entwicklung des Vereins und seiner Orchester in den letzten Jahrzehnten maßgeblich prägten: Im Jahr 1972, als das zarte Pflänzchen "Knabenkapelle Buckenhofen" zu verkümmern drohte, fand man in dem Landwirt und Musiker aus Gunzendorf, Willi Saffer, einen echten Kenner seines Faches. Er, der im nächsten Frühjahr seinen 90. Geburtstag feiern kann, führte die Jugendblaskappelle von da an fast dreißig Jahre lang von Erfolg zu Erfolg. 50 Jahre später durfte sich "der Willi" für dieses Jubiläum mit stehendem Applaus feiern lassen.

Willi Saffer aus Gunzendorf trat 1972 auf den Plan und führte fast 30 Jahre den Taktstock

Willi Saffer aus Gunzendorf trat 1972 auf den Plan und führte fast 30 Jahre den Taktstock © Hans Baumann, NN

Im Jahr 2012, nach inzwischen drei anderen Kurzfrist-Dirigenten, trat der Wunschkandidat des damals "Großen Blasorchesters" aus Schwabach, Mathias Wehr, erstmals an das Dirigentenpult an der Staustufe. Mit ihm, seinem Können und seinem Charisma, entwickelte sich der Klangkörper zur "Bläserphilharmonie Forchheim" und zu einem der besten Laienblasorchester im nordbayerischen Raum.

Danach wurde es noch einmal richtig fetzig in der Sinfonie an der Regnitz. Unter anderem mit einem Höllenritt durch die Weiten des Wilden Westens der USA bei "The Cowboys" vom John Williams, dem Gottvater der Filmmusik.

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