Nach der Wahl muss sich Effeltrich neu sortieren

31.3.2020, 16:29 Uhr
Nach der Wahl muss sich Effeltrich neu sortieren

© Foto: Ralf Rödel

"Natürlich war das eine Enttäuschung", sagt Kathrin Heimann (DEL). 50 Bürger mehr hatten sich für ihren Konkurrenten Peter Lepper von den Freien Wähler entschieden und sie damit nach der ersten Amtsperiode aus ihrem Bürgermeisterinnenamt gewählt. "Wir haben in Effeltrich wahnsinnig viel erreicht und ich habe gehofft, dass das die Wähler sehen und ein Stück weit honorieren."

Das demokratische Votum, die nicht ausreichenden 48,6 Prozent, akzeptiere sie freilich. "Aber es ist darüber nachzudenken, wie fair ein Wahlkampf abläuft." In Effeltrich war das in den vergangenen Wochen für Heimann nicht immer der Fall. "Es sind verschiedene Aussagen in den Raum gestellt worden, die nicht stimmten", sagt Heimann. Aussagen, die sie nicht mehr hat einholen können. Dass in der Nacht vor dem ersten regulären Wahltermin am Sonntag, 15. März, ein Drittel ihrer Wahlplakaten geklaut oder beschädigt worden seien – fast eine Nebensache. "Für mich ist klar, dass das beste Argument zählt", sagt Heimann. 

In der Stichwahl waren: Kathrin Heimann und Peter Lepper.

In der Stichwahl waren: Kathrin Heimann und Peter Lepper. © Collage: NN

Enttäuschung in der heißen Phase

Tatsächlich waren die sechs Jahre zuvor eher von einer ruhigen und gemeinsamen Gemeinderatsarbeit geprägt. Eine Einschätzung, die jeder der drei im Rat vertretenen politischen Gruppierungen teilt. Doch in den Wochen vor dem Wahltermin begann auch in Effeltrich eine heißere Phase. Eine Petition der DEL–Kandidatin Stefanie Brechelmacher für einen Radweg zwischen Effeltrich über Gaiganz nach Kunreuth hatte für Aufsehen gesorgt. CSU und Freie Wähler fühlten sich übergangen. Vor allem die CSU/ÜWG-Fraktion sah darin ein gezieltes Wahlkampfmanöver für die DEL. Tatsächlich ist Brechelmacher von Platz 13 auf der DEL-Liste nach vorne und in den Gemeinderat gewählt worden. 

Als die CSU/ÜWG-Kandidatin Christine Bertholdt am ersten Wahlsonntag mit 18,06 Prozent scheiterte, sprach sich die CSU-Fraktion für den FW-Kandidaten Peter Lepper aus. Diese Wahlempfehlung könnte in der Stichwahl nun den Ausschlag gegeben haben, glaubt auch Lepper. Denn noch im ersten Wahlgang hatte Heimann in allen sechs Stimmbezirken die Mehrheit geholt und mit 44,4 Prozent einen Vorsprung von 6,8 Prozent zu Lepper. Bei der Stichwahl war Heimann nur noch in zwei Briefwahlbezirken führend. In einem kam es zum Patt.

Dass die Stichwahl knapp werden könnte, hat ein Blick auf das Gemeinderatsergebnis verraten können. Dort hatte der FW-Kandidat, der bisher nicht im Rat vertreten war, 2002 Stimmen geholt. Heimann über 300 weniger, insgesamt 1696.

Streit um Baugebiet Lettenfeld

"Jetzt ist ein harter, langer Wahlkampf zu Ende", so Lepper. "Ich war erschöpft und habe den großen Moment der Entscheidung herbeigesehnt." Der Wahlkampf sei fair gewesen, findet wiederum der Gewinner. Als eines der ersten Themen will er das Baugebiet Lettenfeld auf den Prüfstand stellen. Auch darüber war ein Streit entbrannt. Platz für 300 Neubürger soll es schaffen. Der Vorwurf von Heimann: "Es wurde von Herrn Lepper boykottiert." Mit dem Argument hoher Kosten seien die Bürger eingeschüchtert worden. Heimann habe versucht aufzuklären, auch bei Veranstaltungen der Freien Wähler. Doch Lepper und die FW hätten sich davon unbeeindruckt gezeigt. Ihr Fazit: "Fair Play sieht anders aus."

Dass der frisch gewählte Bürgermeister immer noch seine Zweifel mit dem Baugebiet hat, verhehlt er nicht. "Ich glaube, dass wir so ein großes Baugebiet nicht brauchen." Sein Fahrplan: "Ich werde mir den konkreten Stand anschauen und eine Meinung dazu bilden. Danach prüfen wir im Gemeinderat, ob das Gebiet machbar ist und was auf die Bürger zukommt." Ein großer Kostenpunkt sei der Schmutzwasserkanal. Dieser müsse im gesamten Dorf ertüchtigt werden, wenn das Baugebiet wie geplant verwirklicht werde, so die Aussage, die Lepper vom Wasserwirtschaftsamt vorliegt.

Ist die dörfliche Gemeinschaft in Gefahr?

Darüber hinaus sind es in Leppers Augen zu viele Neubürger, die auf Effeltrich zukommen würden. "In Folge müssten wir unsere komplette Infrastruktur auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls erweitern." Auch die dörfliche Gemeinschaft im Ort sieht er in Gefahr. "Bleibt sie mit dem neuen Baugebiet so, wie sie bisher ist?" Lepper will das nicht alleine entscheiden und nach dem Gemeinderat die Einwohner via Bürgerentscheid abstimmen lassen. 

Während Heimann jetzt vor der Entscheidung steht, wieder in ihren alten Beruf in der Sparkasse zurückzukehren, erwägt Lepper als Jurist im öffentlichen Dienst in Nürnberg seine Arbeitszeit zu reduzieren. Die ehemalige Bürgermeisterin schlüpft in den nächsten sechs Jahren in die neue Rolle als Gemeinderätin. Für Lepper rückt Benno Messingschlager für die Freien Wähler in den Rat nach.

Heimann spricht von einem "Scherbenhaufen"

Von einem "Scherbenhaufen", den der Wahlkampf hinterlassen hat, spricht Heimann. Sie wolle aber weiterhin ihre Erfahrungen einbringen. Auch Lepper betont, dass es um die Sache gehen sollte. "Aber ich gehe davon aus, dass es eine Opposition geben wird." Fair, aber kritisch zu bleiben, das verspricht Heimann.

Erste Kritik am neugewählten Bürgermeister ist bereits laut geworden. Am Wahlsonntag hat er angesichts der aktuellen Ausgangsbeschränkungen mit einem Autokorso seinen Sieg gefeiert, Böllerschüsse waren zu hören. Lepper: "Natürlich haben wir dabei Distanz gewahrt." 

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