Neuer Dolinenweg rund um Seidmar

24.8.2015, 10:00 Uhr
Neuer Dolinenweg rund um Seidmar

© Foto: Franz Galster

Es ist spannend, einer wissenschaftlichen Projektgruppe bei ihrer Arbeit an einer Doline auf der Jurahochfläche zwischen Seidmar und Hetzelsdorf zuzuschauen. Alfons Baier vom Lehrstuhl für angewandte Geologie der Universität Erlangen-Nürnberg leitet die Forschungsarbeiten von sieben Studenten. Die Doline soll Teil eines „Dolinenweg rund um Seidmar“ werden, der nach bisherigem Stand, vier Dolinen zwischen Seidmar, Hetzelsdorf und Haidhof einschließt.

Die Karsthochfläche des Jura ist von Dolinen durchzogen. Dolinen (aus dem Slowenischen „dolina“ = Tälchen) sind dabei flache und trichterförmige Geländemulden mit unterirdischem Abfluss. Ihr Durchmesser reicht von wenigen Metern bis zu mehreren hundert Metern und entsprechender Tiefe.

Vor einer mächtigen Vertiefung, die von Wanderern meist gar nicht wahrgenommen wird und teilweise durch Hecken und Bäume verdeckt ist, steht die Forschergruppe dann am Wiesenweg in der Hetzelsdorfer Flur. Baier erläutert, dass Dolinen häufig zusammengebrochene Höhlen sind.

Zur Entstehung müssen große Kalkmengen durch Niederschlagwasser gelöst werden. Der Karst besitzt nur eine geringe Reinigungskraft und lässt durch seine poröse Struktur das Wasser schnell in das Grundwasser und ins Quellwasser gelangen. Es fehlt, im Gegensatz zu anderen Regionen, die Filterfunktion einer Kies- oder Sandschicht.

„Die Schadstoffe kann man nicht sehen oder riechen, aber sie sind mitunter im Wasser enthalten und gesundheitsgefährdend“, erläutert Baier. Deshalb ist es für das Team auch interessant, Quellen in der Nähe auf ihre Qualität zu untersuchen und mögliche Auswirkungen zu analysieren. Bei einer ersten Wasserprobe zeigte sich Baier aber sehr zufrieden mit der Wasserqualität.

Große Wasserreserven

Etwa 50 Prozent der Niederschläge gelangen durch den Karst in das Grundwasser und bilden so auch gewaltige Wasserreserven. Damit werden heute ganze Städte versorgt. Der Vorgang ist wasserwirtschaftlich sehr interessant. Unterdessen stiegen vier Studenten wieder in die Tiefe der Doline hinab. Einer von ihnen, Tobias Winhart, gräbt mit einem Handspaten an einem schmalen Höhleneingang. Die Forscher möchten mehr erfahren über das Entwässerungssystem und die Beschaffenheit im Erdinneren. Mit einer Kamera machen sie Aufnahmen, ein Begehen ist nicht möglich. Die Tiefen der Erde behalten hier ihre Geheimnisse noch für sich. Gut möglich, dass sich dahinter mehrere Höhlen anschließen. An anderen Orten auf dem Jura versinkt schon einmal ein Haus wegen des porösen Karst oder sackt plötzlich die Autobahn ab, wie an der A 9 geschehen. Spannend bleibt die Arbeit allemal.

Ein Begehen der Höhlen soll ausdrücklich unterbleiben, die geheimnisvolle Unterwelt soll geschützt bleiben.Letztlich bedeutet dieser Dolinenweg rund um Seidmar eine wertvolle kulturelle Aufwertung der Region einhergehend mit der Bereicherung des Tourismus.

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