Neunkirchen öffnet die Schatztruhen des früheren Klosters

29.8.2014, 16:54 Uhr
Im Zuge der 700-Jahr-Feier gibt es auch eine Jubiläumsausstellung im Skriptorium.

© Harald Hofmann Im Zuge der 700-Jahr-Feier gibt es auch eine Jubiläumsausstellung im Skriptorium.

Die katholische Pfarrei rückt sie in den nächsten Tagen mit Ausstellungen und Führungen in den Blickpunkt und öffnet dabei auch Truhen und Türen in der „Schatzkammer“ und der ehemaligen Klosterschreibstube, die sonst meist verschlossen sind. Als Eröffnungstag der Neunkirchener Ausstellung hatte man den Gedenk- und Todestag des Kirchenvaters St. Augustin von Hippo gewählt. Er lebte von 354 bis 430 vorwiegend im heutigen Algerien, wo er an einem 28. August verstorben sein soll.

Auf sein geistiges und religiöses Erbe beriefen sich die Augustiner-Chorherren, und nach ihm benennt sich heute auch die von St. Michael Neunkirchen, „Unserer Lieben Frau“ Dormitz, St. Heinrich Kleinsendelbach und St. Laurentius Hetzles gebildete Pfarreiengemeinschaft. Diese Pfarrsprengel waren schon in der Klosterepoche seelsorgerisch verknüpft. Daran erinnerte der Neunkirchener Dekan Peter Brandl bei einem gemeinsam mit seinem Pfarrvorgänger, Geistlichen Rat Veit Dennert, zelebrierten Festgottesdienst.

Kapellen-Retter gewürdigt

Im Beisein zahlreicher Gäste, darunter amtierende Gemeindeoberhäupter und Alt-Bürgermeister wie Alfred Derfuß (Neunkirchen), skizzierte der Ehrenvorsitzende der Kolpingsfamilie, Wilhelm Geist, nochmals die auch in unserer Zeitung schon mehrfach veröffentlichte Klostergeschichte, und Bürgermeister Heinz Richter stellte in Kurzfassung den Patron St. Augustin vor.

Kirchenpfleger Rainer Obermeier, der gemeinsam mit Wilhelm Geist und den Pfarrgemeinderäten Sebastian Kufner und Winfried Hoffmann die Ausstellung und Führungen vorbereitet hat, erinnerte an zwei der Retter und Bewahrer des Klostererbes.

Der frühere Pfarrer Matthäus Schmittlein (ab 1964 im Amt) sorgte dafür, dass die jahrhundertelang als Abstellraum, Holzschuppen und Kuhstall zweckentfremdete Augustinuskapelle und deren Wandmalereien renoviert wurden. Unter seinem Nachfolger Veit Dennert führte man dann bis 1994 eine 2,8 Millionen teure Sanierung des Kirchen- und des Klostergebäudes durch.

Wer die Kunstschätze in der Kirche und dem klösterlichen Kapitelbau kennenlernen will, der sollte in den kommenden Tagen die Ausstellung und die Führungen nutzen. Die Stein- und Holzplastiken sowie die Wand- und Tafelmalereien aus dem 14. bis 16. Jahrhundert werden fachmännisch erklärt und einige selten gezeigte Kostbarkeiten vorgestellt. So wird die schon weithin zu Ausstellungen gereiste und streng gehütete gotische Monstranz von 1491 zu sehen sein und ein um 1500 entstandenes Tafelbild, das kniend die damaligen Chorherren, Ritter und Adelige sowie „Fußvolk“ zeigt.

Meisterhafte Buchmalerei

Mit Fotowiedergaben und per Video wird außerdem an die frühere Klosterbücherei und Schreibstube erinnert. Die Bibliothek, deren einstiger Bestand (frühe Drucke und Niederschriften auf Pergament und Papier) auf viele hundert religiöse, pädagogische, schulische und auch medizinische Werke geschätzt wird, ist in alle Winde zerstreut und großteils verschollen. Die Fotoreproduktionen stammen vom Staatsarchiv Bamberg, das noch über etwa 30 Neunkirchener Handschriften verfügt.

In der Ausstellung sind Ablichtungen von einigen Seiten der dreibändigen Bibel des bekanntesten Neunkirchener Schreibers und Buchmalers Konrad Allexis von Eggolsheim zu betrachten. Sie sind mit prachtvoll bebilderten Initialen versehen.

Zu einem erschwinglichen Preis kann man eine reich bebilderte Festschrift erwerben, die Beiträge zahlreicher Fachautoren über alle Facetten des Neunkirchener Klosterlebens enthält.

Die Ausstellung in der Augustinuskapelle und im Skriptorium ist am Samstag, 30. August, von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 31. August, von 11 bis 17 Uhr geöffnet. An diesen Tagen gibt es auch Führungen. Weitere Ausstellungstage sind vom 1. bis 5. September von 18 bis 20 Uhr, am 6. 9. von 14 bis 16 Uhr und am 7. 9. von 11 bis 14 Uhr.

Keine Kommentare