Notbetreuung: Fast normaler Betrieb in den Kitas um Forchheim?

8.2.2021, 05:56 Uhr
Notbetreuung: Fast normaler Betrieb in den Kitas um Forchheim?

Überall liest man, dass Kitas geschlossen sind. Doch die Auslastung der Notbetreuung ähnelt teilweise dem Normalzustand in den Einrichtungen. Abstand halten ist für Erzieherinnen schwierig. Die Ansteckungsgefahr ist hoch, dennoch werden sie beim Impfen nicht priorisiert.


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In der Kita in Gräfenberg werden aktuell von 130 Kindern rund 75 Kinder betreut. Die Mitarbeiterinnen arbeiten gruppenhomogen in Schichten, damit sich weder Personal, noch Kinder vermischen. "Wir haben nie richtig geschlossen gehabt", sagt Michaela Raum, die Leiterin der Kita unter Trägerschaft der Diakonie Bamberg-Forchheim. Anfang des Jahres haben einige Mitarbeiterinnen Rest-Urlaub und Überstunden abgebaut, jetzt laufe der Betrieb fast normal weiter.

"Kinder gehen gut damit um"

Jede Woche werde an die Daheimgebliebenen eine E-Mail mit Rezepten, Bastel- oder Spielideen geschickt, um mit allen in Kontakt zu bleiben. Außerdem werden zu besonderen Anlässen – wie jetzt zu Fasching – Überraschungstüten zu den Kindern nach Hause gebracht. Auch die Vorschulkinder bekommen Material, das sie zu Hause mit den Eltern durcharbeiten können. "Die Zusammengehörigkeit der Vorschulkinder, die sonst da war, fehlt natürlich ein wenig", sagt Raum, die froh ist, dass die Kinder im Alter zwischen ein und sechs Jahren so gut mit der Situation umgehen.

Fasching werde trotzdem in den Kleingruppen gefeiert, zwar mit weniger Tanzen, ohne Singen und Faschingsbuffet. "Wir schminken trotzdem und alle dürfen sich verkleiden", so Raum, die möglichst viel Normalität ermöglichen möchte. Sie sieht sogar einen kleinen Vorteil in den neuen Abläufen: Da die Eltern ihre Kinder jetzt an der Kita-Tür abgeben, seien viele Kinder selbstständiger geworden, weil sie sich selbst an- und ausziehen müssen.

Stammgruppen bleiben zusammen

Auch im Kinderhaus Don Bosco in Forchheim läuft der Betrieb weiter. Zwar werden aktuell nur 30 Prozent der Kinder betreut, aber die Stammgruppen bleiben zusammen mit dem Stammpersonal, alle Kolleginnen arbeiten. "Bei uns läuft alles wie immer, nur mit weniger Kindern", sagt Ursula Rank. Die Kinder würden es genießen, dass der Betreuungsschlüssel in Randstunden 1:1 ist, so die Leiterin der katholischen Einrichtung. Da könne man andere Dinge, wie kürzlich einen Wellnesstag mit einigen Mädchen, machen. "Wir können die einzelnen Kinder besser fördern", sagt die Sozialpädagogin, die mit ihrem Team versucht, den Kontakt zu den Daheimgebliebenen zu halten.

Jeden Tag gibt es auf der Kita-Webseite Basteltipps, Spielideen oder Filme auf dem eigenen Youtube-Kanal. Für die Vorschulkinder werden eigene Arbeitsblätter vorbereitet.

Notbetreuung: Fast normaler Betrieb in den Kitas um Forchheim?

Ursula Rank ärgert sich, dass ihr Berufsstand im ersten Lockdown nicht mal systemrelevant war. Auch beim Impfen werden die Erzieherinnen nicht priorisiert, obwohl sie bei ihrer Arbeit kaum Abstand halten und sich schwer vor einer Infizierung schützen können. Das kritisierten in den vergangenen Tagen bundesweit Politiker, Beschäftigte und Träger.

Verschleiß an Masken

Das Team der Kita Elmar Egloffstein hat hohen Verschleiß an medizinischen Masken, denn diese müssen mehrfach täglich gewechselt werden. Bei manchen Kindern – vor allem bei denen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist – merke man in der sprachlichen Entwicklung, dass nur noch hinter der Maske gesprochen werde, so Elke Raschzok-Falk.

28 der 114 angemeldeten Kinder besuchen aktuell die Einrichtung, eine Hälfte Kindergarten-, eine Hälfte Grundschulkinder. Denn der Hort ist in die Kita integriert. Den Großen fehle das Toben, die Rangel- und Raufspiele, die vor allem für die Jungs wichtig seien.

"Den Schulkindern kann man erklären, dass Abstand halten wichtig ist, aber man merkt, dass ihnen die körperliche Nähe untereinander fehlt", so die Kita-Leiterin, die beschreibt, dass die Turnhallennutzung derzeit schwierig sei, weil die Kinder sich nicht so nahe kommen und nicht schwitzen sollen.

Erhöhter Medienkonsum

Die Schwelle der Reizbarkeit sei niedriger, die Kinder seien teilweise schneller gefrustet und man merke einen erhöhten Medienkonsum. "Das will ich gar nicht kritisieren, da man bei den Familien hört, dass es nicht anders geht", so die Erzieherin, die mit den Kindern an den Schneetagen viel draußen Schlittenfahren war.

Auch die morgendlichen Routinen wie das Singen im Morgenkreis vermissen die Kinder. Da seit Herbst wieder in festen Kleingruppen betreut wird, fehle den Kindern das sonst gelebte offene Konzept. "Unsere Kinder sind gewohnt, sich ihren Spielpartner und -ort selbst auszuwählen, sonst können sie sich im ganzen Haus frei bewegen", so Elke Raschzok-Falk. Eine Mutter habe ihr erzählt, wie ihr Vorschulkind geweint hat, weil es dachte, seinen Freund nie wieder zu sehen. "Ein Jahr mit Corona bedeutet für einen Sechsjährigen eben ein Sechstel seines Lebens", so die Erzieherin, die wie ihre Kolleginnen Überstunden und Rest-Urlaub abgebaut hat. Kolleginnen mit Kindern haben die zusätzlichen Kinder-Krankentage in Anspruch genommen.

Arbeit in Schichten, einige Kolleginnen freigestellt

Man arbeite in der kommunalen Einrichtung jetzt in Schichten, aber einige Kolleginnen seien freigestellt. Der Tarifvertrag im öffentlichen Dienst ermögliche keine Kurzarbeit. So warten die Kolleginnen auf Abruf, ob die Anmeldezahlen sich ändern. Konzeptionelle Arbeit und Beobachtungsaufzeichnungen, die im Homeoffice erledigt werden können, wurden im ersten Lockdown im vergangenen Jahr ausführlich gemacht.

Von den Kita-Schließungen sind auch weitere Betriebe betroffen – unter anderem die "Küchenzwerge" in Baiersdorf, die zum Partyservice Bachmann gehören, und Kitas in Forchheim, Erlangen, Fürth und Nürnberg beliefern. "Im Januar sind wir dem Aufruf gefolgt, dass die Mitarbeiter zu Hause bleiben sollen und haben Kurzarbeit angemeldet", so Carmen Bachmann, die Leiterin der "Küchenzwerge", die normalerweise pro Tag Essen für 2000 Kinder ausliefern. Erst seit dieser Woche werden die Einrichtungen wieder beliefert, auch wenn es teilweise wesentlich weniger Portionen sind als sonst. Das sei nicht immer wirtschaftlich, deshalb hofft Bachmann, dass die Lage sich bald wieder normalisiert.

Ministerium über Auslastung informiert

Im Gegensatz zum ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr haben jetzt nicht nur Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, Anspruch auf die Notbetreuung. Sondern alle Eltern, die eine Betreuung nicht selbst sicherstellen können, haben die Möglichkeit, ihre Kinder zur Kita zu bringen. "Ich ermuntere die Kita-Leitungen, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen, ob man im Sinne der Nachbarschaftshilfe eine anderweitige Betreuung organisieren kann", sagt Ursula Fischer von der Fachaufsicht für Kitas im Landkreis Forchheim.

Die Einrichtungen müssen ihre Auslastung über ein Web-Portal ans Ministerium schicken. "Die Nachfrage bei den Eltern ist sehr unterschiedlich", so Fischer, die darauf hinweist, dass Beiträge für Januar und Februar nicht gezahlt werden müssen, wenn die Kinder höchstens fünf Tage pro Monat betreut werden. Anspruch auf die zusätzlichen zehn Kinder-Krankentage pro Kind bekommt jedes Elternteil, unabhängig davon, ob eine Notbetreuung angeboten wird.

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