„Partnerschaft der Versöhnung“

5.9.2011, 18:18 Uhr
„Partnerschaft der Versöhnung“

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In einem Festakt würdigten die Repräsentanten von Broumov/Braunau in der Tschechischen Republik und Forchheim das zehnjährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft. Der gastgebende Bürgermeister von Broumov, Milan Kotrnec, umriss die Gemeinsamkeiten aller Anwesenden: Jeder habe einen individuellen Bezug zu dieser Heimat im Braunauer Ländchen, aber jeder empfinde diesen anders und in einer anderen Zeit. „Aber wir sind nicht hier, um die Vergangenheit auf die Waage zu legen, und wir sind auch nicht hier, um sie zu vergessen. Eine Wiederholung vergangener Fehler aus Unkenntnis würde jedoch neues menschliches Versagen, Unglück und Tragödien hervorrufen“, mahnte er.

Kotrnec dankte denjenigen, die den Menschen aus Braunau und Umgebung eine neue Heimat gegeben haben. Den Abschluss des Städtepartnerschafts-Vertrags zwischen Forchheim und Broumov bezeichnete er als Ausdruck gegenseitigen Respekts und der Bereitschaft zum Aufbau neuer Freundschaften zur Überwindung der Teilung Europas.

OB Franz Stumpf betonte, die Partnerschaft zwischen Forchheim und Broumov sei eine Partnerschaft der Versöhnung, „weil sie sich gerade im Bewusstsein der historischen Ereignisse zwischen 1938 und 1946 zwischen zwei Kommunen des demokratischen Nachkriegsdeutschland und der demokratischen Tschechischen Republik entwickelt hat“. Sie sei ferner eine Partnerschaft der Versöhnung, „weil die seit 1955 bestehende Patenschaft der Stadt Forchheim mit dem früheren Landkreis Braunau maßgeblich an dieser positiven Entwicklung beteiligt war“. Zudem sei es eine Partnerschaft freundschaftlicher und konstruktiver Zusammenarbeit, weil sie von einem regen Kulturaustausch begleitet werde und es sei eine Partnerschaft der europäischen Freundschaft, „weil Europa gerade dort, wo es 45 Jahre geteilt war, wieder zusammenwachsen muss“.

Ehrliche Antworten geben

Abschließend wies Stumpf darauf hin, dass die jungen Menschen beider Länder Fragen an die Geschichte stellen und ehrliche Antworten erwarten und auf dieser Basis freundschaftliche Beziehungen und Kooperationen knüpfen wollen. „Die Partnerschaft zwischen Broumov, Forchheim und dem Heimatkreis Braunau darf für sich in Anspruch nehmen, dieser Entwicklung vorangegangen zu sein.“

In Anwesenheit des Vorsitzenden des Forchheimer Partnerschafts-Komitees, Alfred Schwanse, überbrachte Günter Reichert, der vor knapp 20 Jahren diese „Dreiecks-Partnerschaft“ angeregt hatte, im Namen der Heimatvertriebenen aus dem Braunauer Land die Gratulation an die Städte Broumov und Forchheim zum zehnjährigen Bestehen ihrer Partnerschaft. Das in der Partnerschafts-Urkunde dokumentierte Vorhaben, „die Vorbehalte und Belastungen der Vergangenheit zu überwinden“, sei auf der kommunalen und menschlichen Ebene weitgehend erfüllt worden. „Wir beide lernen zunehmend die innere Belastung unseres Gegenübers zu verstehen. Wie im Spiegelkabinett können Tschechen und Sudetendeutsche die Vorderseiten und die Rückseiten von beiden Partnern betrachten. Dies schafft Vertrauen, vermittelt Verständnis für den anderen und wird letztlich zur Versöhnung führen“, sagte Reichert.

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