Paukenschlag bei Forchheimer CSU: Kaletsch tritt zurück

29.5.2013, 10:00 Uhr
Paukenschlag bei Forchheimer CSU: Kaletsch tritt zurück

© Maria Däumler

Die Forchheimer CSU-Stadträtin, die sich letzte Woche als Landtagskandidatin beworben hatte, reagiert mit ihrem Rückzug zum einen darauf, wie „wir Frauen in der CSU ignoriert werden“, zum anderen reagiert sie auf die Delegiertenversammlung in Forchheim-Kersbach, bei der Michael Hofmann zum Landtagskandidaten gewählt worden war (wir berichteten). Kaletsch selbst, die sich zwar zur Wahl stellte, aber an diesem Abend beruflich verhindert war, erhielt nur fünf Stimmen.

Dass nicht einmal die 32 Frauen unter den 164 anwesenden Delegierten für sie stimmten, hat die 55-Jährige schwer enttäuscht. Als eine „Unverschämtheit“ aber, wie Kaletsch am Telefon sagt, empfand sie die Äußerungen der stellvertretenden CSU-Kreisvorsitzenden Gisela Steinlein. Jene war kurz vor der Wahl des Landtagskandidaten in Kersbach ans Mikrofon getreten und hatte Birgit Kaletsch vor vollem Saal vorgehalten, dass sie bei vielen Versammlungen der Frauen- Union gefehlt habe.

Mit einem per Mail verschickten „Offenen Brief“ an CSU-Vertreter und an örtliche Medien reagierte Kaletsch auf diese Vorwürfe. In der Mail an die „Liebe Gisela!“ nimmt Kaletsch kein Blatt vor den Mund: „Jemand, der erst seit drei Monaten in der FU-Politik mitwirkt, ohne wirklich was getan zu haben, sollte sich nicht anmaßen, der Kreis-FU-Leitung zu unterstellen, bei vielen FU-Veranstaltungen gefehlt zu haben!“ Sie rät Steinlein, ihre Tätigkeitsberichte auf der FU-Homepage nachzulesen.

Birgit Kaletsch, seit 17 Jahren in der Frauen-Union und seit 16 Jahren in der CSU, schreibt weiter, sie habe ihren „Sonnenhut zur Kandidatur für die Frauen in die Arena geworfen“, weil es darum ging, ein deutliches Zeichen zu setzen, „um ein Symbol für die Frauen, die hier seit langen Jahren ausgeschlossen sind“. Aber, so Kaletsch weiter, „die Zeit ist bei der CSU in Stadt und Kreis Forchheim noch nicht reif dafür“.

„Wir haben ein Ziel“

Gisela Steinlein wiederum verteidigt ihre Rede vor der Delegiertenversammlung. „Ich stehe dazu, was ich gesagt habe.“ Kaletsch’ Mail nehme sie nicht persönlich. Im Gegenteil: „Meine Hand ist ausgestreckt. Wir haben doch ein Ziel.“ Aber Kaletsch habe nie das Gespräch mit ihr gesucht.

Im Telefonat mit den Nordbayerischen Nachrichten erläutert Birgit Kaletsch: Sie habe viel Zeit und Herzblut in die Arbeit für Frauen-Union und CSU gesetzt, „aber wenn das nicht einmal die Frauen erkennen“, dann sei es Zeit, „andere Wege zu gehen“. Man könne seine Freizeit auch angenehmer verbringen. Wie die CSU seit vielen Jahren mit den Frauen in ihren Reihen umgehe, daran „hat sich nichts verändert“. Mit dem Rückzug von Udo Schönfelder, der die Frauen immer mit ins Boot geholt habe, sei es „viel schlechter geworden“, kritisiert sie weiter. Beim Umgang miteinander sei da „von christlich und sozial gar nichts zu spüren“. Ihren Rücktritt als Kreisvorsitzende der Frauen-Union habe sie den Frauen am Vorabend bei einer Versammlung mitgeteilt, dann sei sie gegangen. Ihre Stellvertreterin bei der Kreis-FU Antje Müller sagte gestern: „Ich kann da nichts dazu sagen. Wir müssen uns erst mal finden.“ Und weiter: „Birgit Kaletsch war eine sehr gute Vorsitzende.“ Deren Schritt, sich um die Landtagskandidatur zu bewerben, bezeichnete Müller als „mutig“.

Birgit Kaletsch hat am Montagabend noch eine weitere Mail an die CSU-Mitglieder verschickt, in der sie mitteilt, als stellvertretende Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes Forchheim zurückzutreten. Dieses Schreiben, an den Ortsvorsitzenden Thomas Werner adressiert, landete auch — ohne Absender — im Briefkasten der NN. In der Mail kritisiert Kaletsch heftig Thomas Werner. „Ich bin nicht bereit, duckmäuserisch alles hinzunehmen, was Du mit ein paar speziellen Leuten...schon im Vorfeld von Sitzungen besprichst und beschließt.“

Handelt „eigenmächtig“

Werner würde „ständig eigenmächtig“ und „ohne Absprache mit den Stellvertretern“ handeln. Kaletsch schreibt zum Schluss: „Eine weitere Zusammenarbeit mit Dir ist mir daher unmöglich geworden! Hiermit trete ich als stellvertretende CSU-Ortsvorsitzende zurück.“

Thomas Werner, auf die Vorwürfe und den Rücktritt seiner Stellvertreterin angesprochen, sagt dazu: „Da bitte ich um Geduld. Wir treffen uns heute Abend und morgen kommt dann eine Stellungnahme.“ Mit „wir“ meine er den „inneren Parteivorstand des Ortsvereines“. Auch vom CSU-Kreisvorsitzenden Benedikt Graf Bentzel war gestern keine Stellungnahme zu Kaltesch’ Rücktritt zu bekommen. Graf Bentzel sei im Urlaub, hieß es im Erlebnispark Schloss Thurn. Bentzel hatte nicht einmal die Mailbox seines Handys angeschaltet. Stefan Förtsch, stellvertretender Kreisvorsitzender, hatte zwar seine Mailbox an, rief aber nicht zurück, sein Kollege Konrad Rosenzweig weilt in Griechenland und CSU-Landtagskandidat Michael Hofmann macht derzeit Urlaub in Italien.

Wortkarg gibt sich auch CSU-Kreisgeschäftsführerin Renate Reichelt, der Kaletsch vorwirft: „Sie war uns Frauen nie eine Stütze.“ Und was sagt der Bundeswahlkreisgeschäftsführer Gerold Braunreuther zum Rücktritt von Birgit Kaletsch? „Ich äußere mich da nicht dazu. Das muss vor Ort geklärt werden. Ich arbeite mit jedem.“

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