Peter Spätling (18) will Rüstungsschmied werden

29.8.2014, 06:00 Uhr
Peter Spätling (18) will Rüstungsschmied werden

Besonders faszinieren ihn Rüstungen und Waffen. Und genau deshalb war er bei Museumsleiter Rainer Hofmann richtig. Denn im Museum ist der Teil eines alten Harnischhandschuhs ausgestellt, eines der interessantesten Stücke. Peter Spätling hat ihn ausgemessen und berechnete davon die weiteren Teile.

Aller Anfang ist schwer

Seit gut zwei Wochen steht er an der kleinen Schmiede neben Ofen, Meißel und Hämmern. Er erhitzt Metall, biegt es, erhitzt es wieder — nur um herauszufinden, dass sein Metallblech zu dick ist, oder dass mancher Meißel zu scharf ist. „Es ist passiert, dass ich einen Teil des Handschuhs durchgeschlagen hab. Und ich hab auch gemerkt, dass es zu schwierig ist, zu dickes Metall richtig in die Form zu biegen. Aber was soll’s, dann fange ich eben noch mal an“, sagt er und arbeitet mit stoischer Ruhe weiter. Der englische Ausdruck „learning by doing“ trifft bei Peter Spätling zu 100 Prozent zu.

Rainer Hofmann nennt seinen Einsatz eine „Win-win“-Situation — jeder hat etwas davon. Zum einen das Museum: Wenn Spätling mit seinem Eisenhandschuh fertig ist, wird der im Museum ausgestellt. Zum anderen hat der junge Mann die Möglichkeit, weitere Modelle anzufertigen. „Ich mach dann noch zwei weitere Paare. Eins verkauf ich, eins behalt ich.“ Aber bis er hier fertig ist, wird es dauern. Momentan sind gerade einmal die Grobformen zu erkennen.

Die Besucher des Museums können Peter Spätling bei seiner Arbeit beobachten — beim Erfolg und eben auch beim Scheitern. Und Spätling steht jedem auch jederzeit Frage und Antwort. Denn er kennt sich mit der Geschichte des Mittelalters aus.

Peter Spätling (18) will Rüstungsschmied werden

Das Buch „Mit eiserner Faust“ von Matthias Goll liegt neben ihm, während er schmiedet. Dort ist eine Abbildung eines Ritterhandschuhs abgedruckt. Danach richtet er sich. Spätling deutet auf ein anderes Stahlblech und sagt, dass daraus irgendwann einmal ein Ritterhelm wird. Wann genau, kann er nicht sagen. Erst einmal will er nämlich mit diesem Projekt fertig werden.

„Wenn ich die groben Formen alle habe, dann muss ich noch die Flutungen machen“, erklärt er. Das sind die Verzierungen, die wie Wellpappe aussehen und zur damaligen Zeit, als man tatsächlich noch mit der Lanze aufeinander einstach, dazu dienten, dass die Lanze abrutschte.

Blitzblank scheuern

Dann muss alles noch vernietet werden und ganz am Schluss wird poliert. Ganz fest, ganz oft, bis man sich darin spiegeln kann. Dazu nimmt Peter Spätling Stoff und ein sehr feines Mineral, das sich Polierrot nennt.

Wegen der Flutungen fährt Peter Spätling am kommenden Wochenende sogar nach Rust. Denn dort wohnt Peter Müller. Das ist ein Spezialist für Rüstungen.

Er war es auch, der dem Autor des Buches, welches neben Spätling liegt, alles Wissenswerte beigebracht hat. „Ich darf dort im Winter sogar einen Monat arbeiten“, freut sich der junge Schmied.

Der Abiturient hat auch schon einen Plan für die Zukunft: Er will Rüstungsschmied werden. Seines Wissens gibt es davon weltweit nur fünf — ist ja auch kein Wunder. Zum einen ist in der heutigen Zeit eine Rüstung nicht alltagstauglich, zum anderen hält so was lange. „Ich will der Sechste sein“, sagt Peter Spätling.

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