Pfarrer-Ehepaar teilt sich Pfarrstelle an Christuskirche in Forchheim-Nord

11.10.2020, 18:11 Uhr
Pfarrer-Ehepaar teilt sich Pfarrstelle an Christuskirche in Forchheim-Nord

© Foto: Udo Güldner

Eigentlich wollten die Cramers nach der Geburt ihrer Tochter Mathea (fünf Monate) längst schon wieder am anderen Ende der Welt sein. Doch die Corona-Pandemie machten ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung. Noch zwei Jahre sollten es in Papua-Neuguinea werden. Doch nun sind alle Flüge dorthin gestrichen. Die medizinische Versorgung gilt als nicht besonders solide. So musste sich das Pfarrers-Ehepaar nach einem anderen Ort umsehen. Die Wahl fiel auf Forchheim-Nord.

Ein Grund, der für die Christuskirche sprach, ist auch deren Nähe zu Erlangen. Denn dort ist Annegret Langner einst mit drei Brüdern aufgewachsen. Hier betrieb ihre Mutter Monika Scholz-Langner mit ihrem Mann eine Möbel-Schreinerei. Das christliche Elternhaus, das zur Johannis-Gemeinde gehörte, inspirierte Annegret, Diakonin zu werden. Nach einem halben Jahr in Rummelsberg aber fiel die Entscheidung, Pfarrerin werden zu wollen.

Einen ähnlichen Weg hatte Knut Cramer hinter sich, der aus dem kleinen Dorf Stapel im Landkreis Leer stammt. Seine ostfriesischen Eltern sind Bankkaufleute und Buchhalter.

Ein zweiter Grund, nach Oberfranken zu ziehen, sei Forchheim selbst. Es sei die ideale Kombination aus städtischer Infrastruktur und landschaftlicher Schönheit, sagt Annegret Cramer. Die Christuskirche war zuvor 15 Jahre lang das Wirkungsfeld von Pfarrer Christian Muschler, der Forchheim im Mai verließ. 

Annegret und Knut trafen inmitten der Lüneburger Heide aufeinander. Im "Geistlichen Rüstzentrum Krelingen" lernten beide Alt-Hebräisch und Alt-Griechisch, um hernach Theologie studieren zu können. Von da an waren sie unzertrennlich. In Leipzig studierten sie nicht nur, sie atmeten auch die für Protestanten so wichtige Kirchenmusik Bachs und des Thomanerchores ein. Hier begann Annegret Langners Leidenschaft für den Chorgesang.

Mehrere Auslandsstationen

Kurzzeitige Trennungen gab es nur, wenn sie ein Praktikum in Williamsport im US-Staat Pennsylvania absolvierte. Später kümmerte sie sich in London ein halbes Jahr um Obdachlose. Dafür hatte Knut Cramer seinerseits die Welt erkundet, er hatte vorm Studium zwei Jahre in Brasilien gelebt. Das Studienende und der Beginn der Ehe ereigneten sich in Mainz. Es folgte das Vikariat, das das frisch getraute Paar am Rande Würzburgs durchlief. Er in Eisingen, Kist und Waldbrunn; sie in Zell am Main, Erlabrunn und Margetshöchheim. Nach der Geburt der Tochter Nora (6) und des Sohnes Jaron (4) wurde der Wunsch nach einer Tätigkeit im Ausland stärker.

Mit dem Partnerschafts- und Missionswerk der evangelischen Landeskirche "Mission EineWelt" ging es Anfang 2017 nach Papua-Neuguinea. Mitten im Busch galt es, gemeinsam mit Kollegen aus der Gegend, aus Australien und von den Philippinen, lutherische Pastoren auszubilden. Die Basis dazu hatte der Missionar Johann Flierl aus Neuendettelsau in den Jahren 1886 bis 1930 gelegt.

Das Seminarhaus in Logaweng lag so abgeschieden, dass die Cramers zum Einkaufen vier Stunden mit dem Boot fahren mussten. Eine Straßenverbindung in die nächstgrößere Stadt Lae gab es nicht. Dafür aber Studenten, die mit ihrer ganzen Familie rund um das College lebten und sich mit eigener Feldarbeit selbst versorgten. Die Cramers lernten die dort gebräuchliche Kreolsprache Tok Pisin und fühlten sich trotz oder gerade wegen der großen kulturellen Unterschiede sehr wohl. Dort lernten sie auch Pfarrer Christoph von Seggern kennen, dessen Frau Ute an der Partnergemeinde St. Johannis Forchheim wirkt.

Auf dem Papier ist Papua-Neugunea ein christliches Land. Auf Grund der vielen, lange Zeit völlig abgeschieden lebenden Völker und deren traditioneller, magischer Kulte haben es Altes und Neues Testament dennoch schwer. Der christliche Glaube sei nicht allzu tief verwurzelt, gibt Annegret Cramer zu.

Ähnliches gilt, freilich in etwas anderer Form, für den Forchheimer Norden. Es gebe, so Annegret Cramer, keine große Bindung mehr an die christlichen Kirchen. Vielleicht sind da zwei missionserfahrene Pfarrer nicht die schlechteste Wahl. An der Christuskirche werden sich die Cramers die Pfarrstelle teilen, sobald sie aus der Elternzeit zurück ist.

Sie wollen wieder mehr für die Kirche werben, Menschen für den Glauben gewinnen. Das wird ein missionarischer Marathonlauf. Dafür hat Knut Cramer allerdings die besten Voraussetzungen. Wenn alles nach Plan läuft, dann läuft er im nächsten Jahr beim Fränkische Schweiz-Marathon den Halbmarathon mit.

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