Piastenbrücke: Radler bleiben auf der Strecke

6.6.2019, 16:00 Uhr
Piastenbrücke: Radler bleiben auf der Strecke

© Athina Tsimplostefanaki

Es ist ein Mammutprojekt, das auf die Stadt zukommt: Die Bahn reißt, vermutlich nach dem Annafest 2020, die Piastenbrücke ab, baut eine neue "piastenrote" Brücke mit größerer Spannweite und übergibt die fertige Brücke, vermutlich vor dem Annafest 2021, als Geschenk an die Stadt.

Doch wie das mit Geschenken halt so ist, man kann sie oftmals nicht umtauschen oder umändern: Will heißen: Brückenunterhalt, Wartung und Instandhaltung bleiben an der Stadt Forchheim hängen. Vielmehr noch: Dass das Neubau-Präsent nicht wirklich Neuerungen oder gar Verbesserungen mit sich bringt, mussten die Stadträte des Planungs- und Umweltausschusses zähneknirschend hinnehmen.

Die gute Nachricht hat Tiefbauamtsleiter Werner Schaup gleich vorneweg: Die Rampenbereiche der Piastenbrücke bleiben erhalten, die Lager an den Bestandspfeilern werden um sechs Meter verschoben. Der Vorteil für die Stadt: Die "einfachere Konstruktion für die Lagerbänke" heißt auch geringere Unterhaltskosten. Ein Vorteil für die Stadt also. Auch der Versorgungskanal der Stadtwerke könne gehalten werden.

Der Haken an der Sache: Weil die Rampen erhalten bleiben und "nur" die Brücke neu gebaut wird, kann auch die Fahrbahn auf der Brücke nicht breiter werden. Denn die Rampen geben quasi die Brückenbreite vor. 11,50 Meter breit wird die neue Brücke, davon entfallen 7 Meter auf die Fahrbahn, und jeweils 2,25 Meter auf die Brückenränder. Weil eine Brücke auch einen sogenannten "Abkommensschutz" braucht, das ist eine Stahlschutzplanke an der Gehsteigkante, damit Autos nicht über die Brücke hinausschießen, muss man pro Seite nochmal 50 Zentimeter abziehen. Bleiben 1,75 Meter für die Gehwege auf jeder Seite.

Doch wohin mit den Radlern? Dass ein auf die Straße aufmarkierter "Radfahrschutzstreifen" des Rätsels Lösung bieten könnte, das verwirft Roland Brütting, vom Forchheimer Straßenverkehrsamtes, noch während seines Sitzungsvortrags: "Ich bin mir nicht sicher, ob das die Lösung ist", meint Brütting, denn der mit 1,25 Meter aufs unterste Maß reduzierte breite Radler-Streifen suggeriere dem Pedal-Ritter Sicherheit, die aber nicht gegeben sei. Brütting zitiert dabei die Statistik: "Das Unfallrisiko ist doppelt so hoch, wie bei einem Normalmaß ab 1,50 Metern." Überdies würde durch die Radler-Streifen die Fahrbahn für die Autos noch schmäler, was aber auch hieße, dass laut Vorschrift keine Mittelmarkierung mehr auf der Brücke aufgebracht werden könne und auch die Abbiegespuren etwa in die Hans-Sachs-Straße würden wegfallen. "Das kann nicht die Lösung sein", so Brüttings Fazit: Brütting plädiert für einen "Mischverkehr", also dafür, dass Autos und Radler sich die Fahrbahn teilen.

Oberbürgermeister Kirschstein warnt: "Ein Schutzstreifen erzeugt ein Schutzgefühl, das nicht da ist." Im übrigen, so das Stadtoberhaupt, sollte man für die Autofahrer "an der Mittelmarkierung festhalten".

"Nicht befriedigend" findet Holger Lehnard (CSU) die Lösung. Überdies, so Lehnard, mache ein Radweg nur dann Sinn, "wenn er vom Keller bis zum Netto geht" und nicht abrupt am Fuß der Brücke aufhört. Roland Brütting und Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) halten einen "Radweg zwischen Piasten und Adenauerallee nicht darstellbar". Reiner Büttner (SPD) "versteht nicht, dass die Sicherheit verschlechtert wird" und auch Udo Schönfelder (CSU) "gefällt die Lösung nicht", schließlich baue man die Brücke für die nächsten Jahrzehnte. Schier entsetzt zeigen sich die beiden FGL-Stadträte: "Eine Verkehrsplanung ohne Einbeziehung der Fahrradfahrer ist Quatsch. Eine Planung ohne vernünftige Radwege ist nicht mehr Stand der Technik!", schimpft Gerhard Meixner und auch Sabine Dittrich befindet: "Das ist kein Fortschritt." Dittrich plädiert auch dafür, "eine Geschwindigkeitsbegrenzung anzudenken". Eine "pauschale Geschwindigkeitsbeschränkung finde ich falsch", meint Josua Flierl und hält den "Kompromiss von Herrn Brütting tragfähig".

Mit drei Gegenstimmen (Büttner, Dittrich, Meixner) wird einer erneuten Prüfung in puncto Radführung und Geschwindigkeit abgelehnt und dem Beschlussvorschlag zugestimmt.

3 Kommentare