Piastenbrücke: Wie breit muss der Gehweg sein?

2.2.2019, 08:00 Uhr
Piastenbrücke: Wie breit muss der Gehweg sein?

© Archivfoto: Mark Johnston

Mit ungeübtem Auge ist es kaum zu erkennen, aber der Gehweg auf der Piastenbrücke ist heute nach Aussage des städtischen Bauamtes 2,25 Meter breit. Davon sind 25 Zentimeter fürs Geländer abzuziehen, aber auch 1,75 Meter sind noch komfortabel, gemessen an den 1,50 Metern, die nach dem Neubau der Brücke übrig bleiben sollen. Der Stadtrat war in seiner jüngsten Sitzung entsetzt. Das Schimpfen auf "die Bahn" und ihre Vertreter nahm kein Ende, vom Oberbürgermeister bis zum einfachen Stadtrat. Vielleicht half dabei die Tatsache, dass "die Bahn" nicht anwesend war.

Jedenfalls hatte die Stadt im Rahmen einer Vereinbarung mit der Bahn über die Piastenbrücke einen Sonderwunsch geäußert, woraufhin Abriss und Neubau um ein Jahr verschoben wurden: Auf die Zeit zwischen den Annafesten 2020 und 2021. Das Problem hat einen sperrigen Namen: Abkommenschutz. Es geht darum, neben der Fahrbahn auf dem Gehweg einen Schutz für den Fall zu bauen, dass ein Auto von der Straße abkommt — und in die Tiefe, auf die Gleise stürzen könnte. Die Bahn bot ihre Standardlösung an: eine Betonwand aus Fertigteilen, rund 80 cm hoch, 50 cm breit. Bleiben vom Gehweg abzüglich Geländer: 1,50 Meter.

Für Lkw-Spiegel

Trotzdem, so der zuständige Mann vom Bauamt, Roland Eismann, ist die Bahn der Meinung, damit die Brücke so wiederherzustellen, wie sie heute ist. Denn: Von den zwei Metern effektive Breite heute seien 50 cm als "Profilraum" für die (von der Fahrbahn her überhängenden) Lkw-Außenspiegel abzuziehen. Diesen Raum füllt künftig die Betonwand, so dass schon heute praktisch nur 1,50 Meter effektiver Breite vorhanden sind.

Diese Information sollten Sie vor dem Weiterlesen erst einmal sacken lassen. Denn es kommt noch besser. Der Stadtrat hat sich nach längerer Diskussion und viel Wutablassen dafür entschieden, anstelle der Betonwand für den "Abkommenschutz" ein Stahlrohrgeländer zu verwenden. So sind wieder 25 Zentimeter zu gewinnen (lichte Breite dann: 1,75 m). Nur: Für diese Sonderausstattung muss Forchheim tiefer in die Kasse greifen. 415 000 Euro kostet das nämlich extra. Die Kosten sind zwar "grundsätzlich zu 70 Prozent förderfähig", so Roland Eismann, aber ob die Regierung von Oberfranken die Stahl-Extra-Lösung genauso fördert wie die Beton-Normal-Wand sei mit einem gewissen Risiko behaftet.

Im Übrigen will die Bahn, wenn sie die Brücke erst einmal gebaut hat, der Stadt schenken. Sie wirft der Stadt sogar noch einen "Ablösebetrag" in Höhe von 457 400 Euro nach. So billig, äh: günstig komme die Stadt so schnell nicht mehr in den Besitz einer nagelneuen Haupterschließungsbrücke, meinte Roland Eismann. Freilich erkannten die Stadträte sofort den kleinen Haken an der Sache: Der Brückenunterhalt (Wartung, Instandhaltung) bleibt fürderhin an der Stadt hängen, Geschenk hin oder her.

Udo Schönfelder (CSU) und Annette Prechtel (FGL) sowie Lisa Hoffmann (SPD) und Paul Nerb (FBF) entrüsteten sich besonders über die Haltung der Bahn. Sie riefen in Erinnerung, dass der Gehweg schon heute auch als Radweg benutzt werde. Auch künftig würden Kinder mit ihren Rädern darauf fahren und Eltern mit Fahrradanhängern. Bei 1,50 Metern Breite sei hier jeder Begegnungsverkehr, etwa mit einem Kinderwagen, gefährlich bis unmöglich.

Heike Schade (FGL) und Udo Schönfelder brachten daher die Idee ins Gespräch, die Brücke insgesamt zu verbreitern. Werner Schaup vom Tiefbauamt sagte, "technisch" sei das durchaus machbar. Forchheim müsse aber auch dann die Mehrkosten tragen. Doch hier legte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein den Bremsschalter um: Der Feststellungsbeschluss für den jetzt geplanten Bau ist rechtsgültig und kann nicht so einfach wieder aufgeschnürt werden. Das würde nur wieder Jahre dauern.

Karl-Heinz Fleckenstein (CSU) regte eine "Resolution" der Anliegerkommunen in Sachen Bahnausbau zum Bundesverkehrsministerium an. Der OB hielt dies für eine "gute Idee". Albert Dorn (neuerdings: FW) rief daraufhin zu Fleckenstein hinüber: "Schalten Sie doch mal Ihren Abgeordneten ein. Sie haben doch auch den Zugang zu Ihrem Verkehrsminister."

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