Pistolen, Action-Szenen und verbranntes Geld: Film-Preview in Forchheim

19.1.2020, 09:49 Uhr
In Forchheim und im Landkreis wurde der Film unter anderem gedreht.

© Johannes Zenk In Forchheim und im Landkreis wurde der Film unter anderem gedreht.

Im April wird der Kurzfilm "Die Pilzräuber" im Rahmen der Ohm-Rolle im Nürnberger Kino Cinecittà zu sehen sein. In der Stadtbücherei Forchheim zeigten die drei Design-Studenten der TH Nürnberg auf Einladung der städtischen Kulturbeauftragten Katja Browarzik in einer Vorabpremiere ihr Werk. Im Grashopper Collective war auch Simon Haendl dabei, ein gebürtiger Forchheimer.

Da staunten die Bewohner des Wichern-Heims in Forchheim nicht schlecht, als sie aus dem Fenster blickten. In der Zweibrückenstraße laufen Kameraleute umher. Sechs kräftige Männer tragen einen Smart eine Straße weiter. Er steht im Halteverbot – und stört ganz nebenbei das Bild.

Wie im Actionfilm

In einem 30 Jahre alten schneeweißen Mercedes-Oldtimer sitzen vier Schauspieler. Mit ihren Skimasken über dem Kopf und den Pistolen in der Hand sieht es doch sehr nach einem Actionfilm aus. Dann rast das Fahrzeug Richtung Johanniskirche. Für andere Verkehrsteilnehmer besteht aber keine Gefahr, sie werden umgeleitet. Auch die Schusswaffen sind nicht echt, sehen aber so aus.

Pistolen, Action-Szenen und verbranntes Geld: Film-Preview in Forchheim

© Foto: Udo Güldner

Und die Polizei war auch schon da, damit da nicht wirklich Bankräuber ihre Flucht fortsetzen. Denn darum dreht sich die Geschichte, die mit vielen humorvollen Einfällen in 16 Minuten erzählt wird. Damit möglichst viele Zuschauer ins Kino gehen, soll nicht allzu viel verraten werden.

Psychedelische Pilze und viel Geld

Nur soviel: Es geht um psychedelische Pilze, eine Handgranate und jede Menge Geld, das buchstäblich verbrannt wird – und zwar außerhalb des Kreditinstitutes. Da bekommen die Begriffe "Kohle" und "Asche" eine ganz neue Bedeutung. Im Scheinwerferlicht stehen vier Versager, denen man trotz oder gerade wegen ihres Unvermögens eigentlich nicht böse sein kann.

Es ist nicht nur eine Szene, die im Landkreis gedreht wird. In der riesigen Scheune seiner Großeltern, den Kropfelds in Drosendorf, ist das filmische Finale angelegt. Nur einige Motorräder, die durch die Feuersteinstraße brettern, unterbrechen die Arbeit am Kunstwerk. Hier hat Simon Haendl schon einmal einen Kurzfilm erstellt, in dem seine Oma im Mittelpunkt stand. Damals jedoch eher dokumentarisch, es ging um die Kunst des Brotbackens.

Schauspieler haben auf Gage verzichtet

Die übrigen Drehtage hat das Team in Nürnberg an einem alten Güterbahnhof, der einen Steinbruch darstellen soll, sowie vor einem Hotel, das zur Bank herabgestuft wird. Die sehr intensive Zeit haben sie in schlaflosen Nächten gezählt. Mit maximal vier Stunden Bettruhe mussten sie auskommen. Dafür aber habe man die Freiheit eines Grashüpfers gehabt, der unbeschwert, infantil und naiv durchs Leben springe; und sich dennoch miteinander als Kollektiv für das Filmprojekt engagiert.

Mit einem geradezu lächerlichen Etat von 3400 Euro kommt die Produktion aus. Weil alle Schauspieler auf ihre Gage verzichtet haben, um einmal dem "Schrott" zu entkommen, den sie tagein tagaus spielen müssen, um Geld zu verdienen. Aber auch weil viele ehrenamtliche Helfer sich um das Drumherum gekümmert haben.

Den Fluchtwagen abfackeln?

Simon Haendls Eltern, Martin und Margit, sorgten mit weiteren Familienmitgliedern und Freunden dafür, dass am Set Dank fränkischer Tapas keiner verhungerte. Hätte man alles nach professionellen Maßstäben finanzieren müssen, 80 000 Euro hätten nicht ausgereicht. Dafür hätte man aber auch keine Freunde gewonnen, sondern nur Projektmitarbeiter. Auch wird auf das Abfackeln des Fluchtwagens großzügig verzichtet. Das wäre für das Trio auf Grund strenger Vorschriften auch gar nicht so einfach geworden.

Die Filmmusik stammt vom Tausendsassa Wladimir Bernaz (32), der aus dem ukrainischen Odessa kommt, aber schon lange in Nürnberg lebt. Er hat schon vieles studiert, etwa Psychologie oder Maschinenbau, aber erst dieser kreative Studiengang soll ihm den ersten Bachelor-Abschluss bringen. Er hat sich, seiner Kindheit eingedenk, von sowjetischen Animationsfilmen wie dem "Geheimnis des dritten Planeten" inspirieren lassen.

In Weißenohe aufgewachsen

Hinter der Kamera stand Lasse van Schoor (24), dessen Heimat in Heidenheim an der Brenz ist. Der Grund für die Preview in Forchheim ist Simon Haendl (24). Der junge Mann wurde in Forchheim geboren, wuchs in Weißenohe auf, ging in Igensdorf zur Grundschule. Als er das Gymnasium Eckental besuchte, drängte es ihn auf die Bühne. In einer Theatergruppe und später im P-Seminar Film.

Sein Studium in Theater- und Medienwissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg empfand er als zu praxisfern und wechselte an die Georg Simon Ohm-Hochschule Nürnberg. Nebenbei spielte er am Stadttheater Fürth im Jungen Ensemble und im Jugend-Club.

Inzwischen hat er sich eher den Aufgaben hinter der Kamera zugewandt. Er könne sich vorstellen, Regisseur zu werden oder an die Filmhochschule zu gehen oder erst einmal auch praktisch in einer Lichttechnik-Firma in Berlin Erfahrungen zu sammeln. Dem Film will er erhalten bleiben.

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