Praxis oder Wohnung statt Lager: Debatte in Forchheim

18.7.2019, 15:56 Uhr
Praxis oder Wohnung statt Lager: Debatte in Forchheim

© Foto: Peter Roggenthin

Martin Bischof ist untröstlich. Der Forchheimer Unternehmer hat Karl Heilmann einen Teil des Gebäudes Hauptstraße 7-11 abgekauft, darunter auch das Geschäft mit Mietboxen. Das sind im Prinzip Container, in denen Privatleute und Gewerbetreibende Möbel und anderes Inventar auf Zeit abstellen können, bis sie einen besseren Platz dafür gefunden haben. Bischof sagt, er hätte sich für den ersten Stock des Gebäudes auch eine Arztpraxis vorstellen können, so wie es der Bauausschuss des Stadtrates wollte. Doch leider habe dieser Plan nicht geklappt.

Und deswegen will er das boomende Geschäft mit den Mietboxen ins Obergeschoss ausweiten. Seine Kunden kämen überwiegend aus Forchheim. Sie bräuchten dringend Unterstellmöglichkeiten. Zum Teil wegen Scheidungen, wegen Haushaltsauflösungen, wegen plötzlicher Sterbefälle, wegen Weg- oder Herzugs – Gründe gibt es viele. Doch das Bauamt wollte den Plan nicht genehmigen lassen.

Aus Sicht der Stadtverwaltung sollte im ersten Stock der Geschäftshäuser der Innenstadt keine Lagermöglichkeit eingerichtet werden, sondern gewohnt oder zumindest in einer Praxis gearbeitet werden. Der Hinweis, dass im zweiten Ober- sowie im Dachgeschoss Wohnraum geschaffen wurde, verfing im Bauamt nicht.

"Es ist halt jetzt so"

Wohl aber bei der großen Mehrheit des Bauausschusses, der letztlich die Mietboxen-Geschäftserweiterung genehmigte. Markus Schmidt, Holger Lehnard, Martina Hebendanz (CSU), Erwin Held, Ludwig Preusch (FW), Manfred Mauser (FBF) und Reiner Büttner (SPD) machten sich zum Fürsprecher der "Geschäftsexpansion" (Büttner). "Es ist halt jetzt so", sagte Hebendanz, "lassen wir es zu". Mauser: "Im ersten Stock sieht das kein Mensch mehr", die Mietboxen störten also dort niemanden. "Keiner jubelt über Lagerboxen", so Markus Schmidt, "aber der Bedarf ist da".

Absolut dagegen sprach sich Buchhändlerin Heike Schade (FGL) aus, auch im Namen der Händlergemeinschaft "HeimForteil". "Nichts gegen das Gewerbe", sagte sie, "aber nicht in der Innenstadt". Sie störte sich an der Be- und Entladesituation, den damit verbundenen Lkw-Bewegungen im verkehrsberuhigten Bereich, es sei "laut und optisch nicht schön". Außerdem kritisierte sie die Argumentationslinie der Befürworter: "Einerseits sagen Sie: Wir haben die Mietboxen nur mit Bauchschmerzen genehmigt. Und jetzt, wo es um die Ausweitung geht, heißt es: Jetzt haben wir es ja sowieso schon."

Betreiber Martin Bischof hält das Thema Lkw-Verkehr für überbewertet. Derzeit verzeichne er pro Tag im Mittel 5,5 "externe Zugänge" ins Lager. Wenn er die Kapazität mit dem Ausbau im ersten Stock um die Hälte erhöhe, werden es nach seinen Berechnungen "acht bis neun" externe Zugänge in 24 Stunden sein.

"Noch ein Stück toter"

Heike Schade konnte das nicht beruhigen: "Mit jedem Geschäft, das nicht innenstadtrelevant ist und das wir dafür opfern, machen wir die Stadt ein Stück toter." Sie frage sich: "Was ist mit dem Citymanagement?" Doch ihre "Bitte an alle, am Konzept für den Einzelhandel zu stricken" und nicht "zu kurz zu springen", blieb erfolglos, nur Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) unterstützte sie.

Erwin Held: "Der Bauwerber hat dort alles versucht." Weder Praxen noch Wohnungen waren zu verwirklichen. Also bleiben nur noch die Mietboxen. Zur Auflage wird Bischof lediglich gemacht, die auffällige Werbung auf den Schaufenstern dezenter zu gestalten. Er sagte dies zu. Die Sitzung dauerte bis in den Abend. Am nächsten Morgen standen die Mietboxen im ersten Stock.

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