Pretzfeld: Ehemaliges Uhrmacherhaus wird renoviert

24.11.2020, 19:09 Uhr
Pretzfeld: Ehemaliges Uhrmacherhaus wird renoviert

Oliver Saam verbringt seit 18 Monaten jede freie Minute auf seiner Baustelle – und kommt damit der Erfüllung eines langen gehegten Traums schrittweise näher. Nach langen Gesprächen mit seiner Frau Petra hatte er sich Anfang 2019 dazu entschlossen, beide Anwesen zu erwerben. "Eigentlich wollten wir nur das "Glashaus" kaufen, da war aber nahezu alles kaputt. Also fragte ich den Eigentümer wegen dem Haus daneben, dem früheren Uhren- und Schmuckgeschäft. Wir wurden uns einig."

Das linke Haus musste abgetragen werden, "wir hatten aber die Auflage, den Keller zu erhalten. Petra hatte dann die Idee, darauf einen Freisitz zu errichten, das wurde uns so auch genehmigt", berichtet Saam. Er zeigt den ehemaligen Verkaufsraum. Dort sieht man, was von außen bereits zu erahnen ist. Der Raum ist voll mit Farbeimern, Pinseln, Werkzeug und anderen Utensilien, die zur Innenrenovierung benötigt werden. Sitzmöglichkeiten gibt es außer einem umgedrehten, leeren Bierkasten keine.

Engen Bezug zum Dorf

Im Hintergrund fällt ein restaurierter alter Küchenschrank auf, den der neue Eigentümer selbst wieder salonfähig gemacht hat. Für Wärme sorgt, zumindest in diesem Raum, ein neuer Holzofen. "Sonst hat das Haus noch keine Heizung, das kommt erst noch", erzählt Saam. Derzeit wohnt er mit Frau und Kindern noch in Kirchehrenbach. Zu Pretzfeld hat er aber einen großen Bezug: "Ich zog als Kind von fünf oder sechs Jahren hierher und habe in Pretzfeld meine Kindheit verbracht." Das Haus, das er jetzt gekauft hat, kannte er schon, als dort noch Uhren verkauft und repariert wurden. "Hier am Judenfriedhof habe ich einmal ein Bajonett gefunden und behalten. Seither bin ich Sammler erzählt", Saam weiter.

Geholfen hat ihm das beim Ausräumen des alten Gebäudes, speziell des Dachbodens. "Wir haben wochenlang ausgeräumt und fanden dabei viel Kleinkram. Wenn es irgendwie ging, haben wir Dinge aufgehoben, um sie beim Umbau zu integrieren." Die besten Ideen, was man wie für welche Räume wieder verwenden kann, "die kommen von meiner Frau Petra, ohne die ich das hier ohnehin nicht stemmen könnte", lobt der künftige Pretzfelder seine Frau. Die meisten Gegenstände stammen aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, denn in den 1920er Jahren wurde das Gebäude von Grund auf saniert, informiert Saam, der sich mit der Historie des Hauses genauer beschäftigt hat.

Pretzfeld: Ehemaliges Uhrmacherhaus wird renoviert

© Foto: Stefan Braun

"Es gehörte in früheren Jahrhunderten zur Kirche und wurde an bedürftige Menschen günstig vermietet. Im 18. Jahrhundert stürzte der Kirchturm hier ein und beschädigte sehr viel, das Haus aber blieb verschont. Später kam es dann in Privatbesitz." Ursprünglich, so Saam, habe er mit einer Renovierungszeit von fünf Jahren gerechnet. "Nun bin ich aber optimistisch, dass wir etwas früher einziehen können." Auch wenn er sehr viel selbst macht und Unterstützung von vielen Seiten bekommt, "ganz ohne Fachfirmen kann man so ein Gebäude nicht renovieren. Bei den Firmen achte ich aber darauf, dass sie aus der Region kommen".

Alte Fliesen verarbeitet

Beim Rundgang durch das 16 Meter lange, aber nur etwas mehr als vier Meter breite Gebäude wird ersichtlich, dass auf Petra und Oliver Saam noch sehr viel Arbeit zukommt, aber auch, dass bereits sehr viel erreicht worden ist. So ist zum Beispiel das Badezimmer im ersten Stock bis auf die Heizung schon fertig. Geht man über eine schmale Holztreppe (Achtung: Kopf einziehen!) hinauf ins Dachgeschoss, so fällt auch hier ein fertig gefliestes Gäste-Badezimmer auf. "Die Fliesen habe ich hier auf dem Dachboden gefunden und wollte sie erst entsorgen. Dann dachte ich mir aber, das sind Jurafliesen, die viel Geld kosten. Warum soll ich die nicht verwenden", berichtet Saam.

Pretzfeld: Ehemaliges Uhrmacherhaus wird renoviert

Beim Gang durch weitere Räume, in denen Arbeiten wie Fußböden abschleifen warten, erzählt der Hausherr von den ersten Wochen auf seiner Baustelle vor eineinhalb Jahren. "Am Anfang wollte ich eigentlich gar nicht so viel machen, aber wenn man anfängt, dann kommt schnell eines zum anderen. Bei der wochenlangen Entsorgung des Schuttes, da mussten wir schon durchhalten, das war eine harte Zeit."

Haustür bleibt jetzt zu

Ständig betreten zudem fremde Leute die Räume. "Die wollten sich nur mal umschauen, denn hier haben sie sich vor Jahrzehnten ihre ersten Ohrlöcher stechen oder ihre alte Uhr reparieren lassen." Dafür habe er zwar Verständnis, so Saam, "das hält aber ungemein auf, wir schließen seither die Haustüre zu, wenn wir arbeiten." Gerne erinnert er sich aber an die Sommermonate zurück. "Wenn ich im Pfarrgarten hinter dem Haus meine Brotzeit machte, gesellte sich oftmals Pfarrer Stark hinzu, der sich nach dem gemeinsamen Mahl gerne persönlich über den Baufortschritt im Gebäude informierte." In den Wintermonaten fehlt die Brotzeit im Freien, aber auch zur Baustelle nebenan hat der Geistliche nur ein paar Meter.

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