Pretzfelderin ging nicht der Saft aus

1.11.2020, 14:50 Uhr
Pretzfelderin ging nicht der Saft aus

Für die geübte Ultra-Läuferin war es ein Ersatzlauf in einem Jahr, das eigentlich für Größeres bestimmt war. Ursprünglich hatte die 31-Jährige beim Spartathlon in Griechenland teilnehmen wollen. Dort laufen die Sportler die 246 Kilometer lange Strecke von Athen nach Sparta. Der Clou dabei: Ein Zeitlimit begrenzt den Lauf auf maximal 36 Stunden. Zwei Jahre lang hatte sich Angelika Müller vorbereitet, im August kam die Absage: "Die Nachricht traf mich wie ein Schlag ins Gesicht", sagt sie rückblickend.

Seit vier Jahren ist sie als Ultraläuferin aktiv, nach dem ersten Ultramarathon von 70 Kilometern Länge wuchs der Traum, 100 Kilometer am Stück laufen zu können. Diesen erfüllte sie sich daraufhin beim Thüringen Ultra im Juli 2017. Für die Strecke brauchte sie 13:03:05 Stunden, 2200 Höhenmeter galt es dabei zu überwinden.

Müller kommt eigentlich vom Marathon. Der machte ihr dann jedoch aufgrund der starren Zeitfokussierung keinen Spaß mehr. "Irgendwann muss man sehr rumdoktern", erklärt sie. Die Läuferin stellte schnell fest, dass ihr die längeren Läufe liegen.

"Erstmal reinkommen"

Die Art des Laufens unterscheidet sich dort stark vom Marathonlauf. "Die ersten Stunden sind erst einmal da, um reinzukommen", erläutert sie. Man laufe nicht am Limit. Trotzdem gehe es irgendwann bergab, man müsse mit Müdigkeit klarkommen. Einige Ultraläufer haben mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen, können keine Nahrung mehr zu sich nehmen. "Für mich ist das kein Problem", sagt Müller. Sie verzichtet bei ihren Läufen komplett auf die Ernährung durch Gels.

Beim 24-Stunden-Lauf in Bernau kam dazu, dass eine Runde lediglich 1,8 Kilometer lang ist. "Am Anfang habe ich mir das sehr eintönig vorgestellt", meint Müller. Beim Lauf sei das aber dann weniger ein Problem gewesen. "Es gibt verschiedene Phasen. Mal möchte man sich unterhalten, irgendwann gibt es dann Phasen, in denen man einfach seine Ruhe haben möchte", berichtet sie.

Nach 24 Stunden lag sie bei 187 Kilometern. "Das war ungefähr die Strecke, die ich mir erhofft habe", sagt Müller. 200 Kilometer seien die magische Grenze, zwischenzeitlich habe sie auch gehen müssen. In ihrer Altersklasse belegte sie damit den dritten Platz hinter Diana Dzaviza mit knapp 229 Kilometern und Luise Wuttke mit 218 Kilometern. "Die Frauen waren sehr stark", stellt Müller fest.

Spartathlon im nächsten Jahr?

Ihr gefalle am Ultralauf vor allem, dass man sich im Ausdauerbereich auf Augenhöhe messen könne. "Manche Gesetzmäßigkeiten, etwa die Muskelmasse, spielen bei diesen Zeiten keine Rolle mehr", meint sie.

Ob und wie Ultraläufe im nächsten Jahr stattfinden, hängt von der Corona-Entwicklung ab. Im Januar möchte Müller wieder anfangen, zu trainieren. Dabei läuft sie kleinere Distanzen bis zu drei Stunden. "Ich muss mich genauso aufraffen, wie jeder andere auch", meint sie lachend. Schritt für Schritt kommt sie damit ihrem Ziel näher: Den Spartathlon von Athen nach Sparta zu laufen und auch zu beenden.

Verwandte Themen


Keine Kommentare