Profi Kurt Albert beim Klettern tödlich verunglückt

1.10.2010, 04:00 Uhr
Profi Kurt Albert beim Klettern tödlich verunglückt

© privat

Das Unglück am Sonntag ist kaum zu erklären: Der Freikletterer Albert hatte mit einer Gruppe einen der drei Felsen des Steigs in Angriff genommen, der mit einem Seil gesichert war. Für ihn, der schon mit 17 Jahren die Eigernordwand bezwang und später auf den höchsten Bergen der Erde zu Hause war, eigentlich eine harmlose Übung. Hatte Albert sich doch gesichert, wie Schilder an den Felsen empfahlen.

Nach dem Sturz, 100 Meter hinter dem „scharfen Eck“, dessen Ursachen bis jetzt noch unbekannt sind, schwebte der Kletter-Pionier in Lebensgefahr. Ein eilends herbeigerufener Rettungshubschrauber konnte Albert noch in die Erlanger Universitätsklinik bringen. Dort musste er auf der Intensivstation künstlich beatmet werden. Eine Todesmeldung, die am Montag vom Onlinedienst frankenjura.com voreilig abgesetzt wurde, erwies sich zunächst noch als falsch. Am Dienstag um 20.45 Uhr allerdings bestätigte die Polizei, dass Albert seinen schweren Verletzungen erlegen ist.

Profi Kurt Albert beim Klettern tödlich verunglückt

© Michael Matejka

Auf Bergunfälle spezialisierte Ermittlungsbeamte der Polizei haben den Unglücksort schon in Augenschein genommen. Von einer Befragung der 17 Teilnehmer der Kletterveranstaltung erhofft sich die Polizei wichtige Anhaltspunkte zur Aufklärung des Unfalls. Fremdverschulden wurden ausgeschlossen.

„Offenheit, Herzlichkeit und ein anscheinend nie versagender Humor“ attestierte Martin Joisten seinem Freund Kurt Albert in einem Porträt im Internet. Bergsteigen ist nicht seine Sache, 8000er zu bezwingen langweilte Albert. „Ich brauche wenigstens 80 Prozent Fels“, so der Pionier des Freikletterns, der in seiner fränkischen Heimat die schwierigsten Routen gemeistert hat.

Trotzdem wagte er sich eines Tages in die Welt hinaus und beteiligte sich auch an Expeditionen. Im Karakorum erfasste Albert mit 26 Jahren die Abenteuerlust. „Es gibt viele schöne Felsenwände auf der Erde, die nur darauf warten, bestiegen zu werden“, verriet er seinem Freund Joisten. Sogar ins Segelboot stieg der Gasseldorfer Extremkletterer und umrundete das sagenumwobene Kap Hoorn am Ende der Welt.

In der DDR freies Klettern

In Patagonien, am Südzipfel der Erde, fühlte sich Kurt Albert am wohlsten. In den Big Walls gelangen ihm großartige Erstbesteigungen, so der Royal Flush am Mount Fitz Roy in Argentinien. Der Globetrotter, 1954 in Nürnberg geboren, hat das Klettern bereits mit 14 Jahren gelernt. In der Frühzeit begnügte er sich noch mit den Felsmassiven in seiner Heimat. Zum Freiklettern kam er aber schon 1973 in der Sächsischen Schweiz in der DDR. Im Elbsandsteingebirge entdeckte er, dass für die Alpinisten hier das Sportliche am Klettern im Vordergrund stand. Und der Haken zur Nebensache wurde. Jeden von ihnen wollte er fortan mit roter Farbe übermalen. Am Ende begnügte sich Albert aber damit, den Haken am Einstieg zu markieren. „Für uns in Westdeutschland war das eine Revolution“, so Albert-Freund Joisten. Kurt Albert wurde auch in den Marketing-Kampagnen der Metropolregion Nürnberg als Aushängeschild präsentiert. Der Gasseldorfer bekam auch 1985 vom Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker die höchste deutsche Sportauszeichnung, das Silberne Lorbeerblatt.

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