Profi-Liga NHL hat fränkisches Eishockey-Talent im Visier

15.12.2018, 11:00 Uhr
Profi-Liga NHL hat fränkisches Eishockey-Talent im Visier

© Foto: DEB/Benedikt Siegert

Mehrmals in der Woche kutschierte Papa Hans Werner den Filius nach der Schule an der Franconian International School in Erlangen zum Training nach Nürnberg. Der EHC 80 Nürnberg unter der Leitung von Jugenddirektor Martin Jiranek war dem Talent tatsächlich schon bald zu klein. Mit 13 folgte der Wechsel an ein Internat in St. Pölten, um die sportliche Ausbildung in der Jugendakademie von RB Salzburg voranzutreiben. Einen richtungsweisenden Schritt machte der inzwischen zum 1,87 m hoch aufgeschossenen und knapp 90 kg robusten Verteidiger gereifte Franke, als er bei einem U18-Nachwuchsturnier in den USA zum auffälligsten Abwehrspieler avancierte und die Aufmerksamkeit der Talent-Späher auf sich zog. "Ich bin überzeugt, dass die härtesten Arbeiter früher oder später belohnt werden", sagt der Linksschütze, der gerade auch neben dem Eis beim Thema Ernährung eine professionelle Disziplin pflegt.

Sprungbrett an der Uni

Kaum von Verletzungen zurückgeworfen, durfte Wirth nach dem Abitur in Österreich für eine Saison in der US-Juniorenliga bei den Boston Bandits vorspielen und konnte sich für eine Anschluss-Verpflichtung bei den Minnesota Magicians empfehlen. Von der North American Hockey League (NAHL) soll im September 2019, "spätestens 2020", der wichtige Sprung in die höher angesiedelte College-Liga (NCAA) gelingen. "Die Chancen, von dort direkt in die NHL oder in eine der Farm-Mannschaften zu kommen, sind zurzeit mit 40 Prozent nicht so schlecht", weiß der 19-Jährige.

Profi-Liga NHL hat fränkisches Eishockey-Talent im Visier

© DEB/Benedikt Siegert

Freilich kennt er aber die Tücken des knallharten Geschäfts, würde das angestrebte Universitäts-Stipendium innerhalb eines Vertrags-Fensters von bis zu vier Jahren deshalb umso engagierter nutzen, um den eigenen Horizont im Fach Sport-Psychologie oder Business-Management zu erweitern. Bis eine berufliche Zukunftsentscheidung getroffen werden muss, zählt indes Spielpraxis über alles. Gerne misst sich Wirth aktuell mit der U20-Nationalmannschaft auf internationaler Bühne in der bayerischen Heimat.

Aufstieg im Nationaltrikot

Beim Sechs-Nationen-Turnier in Füssen strebt das mit weiteren Auslands-Legionären besetzte Team von Trainer Christian Künast der Rückkehr in die Erstklassigkeit entgegen. Das 3:2 nach Penaltyschießen gegen Österreich bereitete mehr Probleme als gedacht und beim 4:1 gegen Norwegen hätte ein aberkanntes Schlittschuhtor gegen die Skandinavier der Begegnung eine andere Wende gegeben. Recht souverän gerieten inzwischen ein weiteres 4:1 gegen Lettland und am Donnerstag vor 1700 Zuschauern ein 5:1 im vorgezogenen Finale mit den bis dato ebenfalls unbezwungenen Weißrussen. Nun reicht im abschließenden Duell am Samstag mit Frankreich bereits ein Remis nach regulärer Spielzeit zum Gruppensieg. "Wir müssen uns keinen zusätzlichen Druck machen. Wenn wir unser Leistungsvermögen abrufen, werden wir uns behaupten", verriet Wirth schon vor dem Weißrussland-Spiel seine ebenso selbstbewusste wie unverkrampfte Herangehensweise. Die Zuversicht stützt sich mitunter auf das Können zweier hochveranlagter Kollegen. Kapitän Moritz Seider aus Mannheim, den der Franke einen guten Freund nennt, und Torjäger Dominik Bokk (ausgeliehen nach Schweden) gelten als sichere NHL-Kandidaten.

Zurück in die Vereinigten Staaten geht es auch für Wirth, wo er nach zwei Vereinsspielen vor Weihnachten die Feiertage bei seiner Gastfamilie in Minnesota verbringt und seine Ernährungs-Disziplin auch einmal vernachlässigt.

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