Projekt Ärztehaus bekommt neuen Schwung

7.4.2009, 00:00 Uhr
Projekt Ärztehaus bekommt neuen Schwung

© Günter Distler

Seit 1. April haben sich sieben Ärzte zu einer fachübergreifenden Gemeinschaftspraxis zusammengeschlossen, die sich Medikon nennt - die größte derartige Kooperation in Forchheim. Momentan praktizieren die Mediziner noch an drei Standorten in der Stadt, dazu kommt das OP-Zentrum in der Unteren Kellerstraße. Geplant aber ist ein Kompetenzzentrum für Orthopädie und Chirurgie an einem gemeinsamen Ort. «Jeder behält seine Patientenkartei. Da aber jeder von uns Tätigkeitsschwerpunkte hat, kann im Spezialfall der Patient auch schnell weitervermittelt werden», so Dr. Hans-Ulrich Neglein, einer der Medikon-Fachärzte. Mit der Suche nach einem Standort für die Gemeinschaftspraxis kommt wieder Bewegung in das seit Jahren vor sich hin dümpelnde Projekt «Ärztehaus».

Viel Ärger

Die Medikon-Ärzte sind stark interessiert, in das Haus zu ziehen, das in direkter Nähe des Klinikums gebaut werden soll. «Gerade entwickeln die Architekten die Detail-Pläne», so Dr. Günther Bundgaard, der für Medikon die Verhandlungen führt.

Seit Franz Stumpf das Ärztehaus 2004 zum ersten Mal vorgestellt hat, hat ihm die Idee viel Ärger eingebracht. Die zunächst beauftragte Firma IMG, die die Ärzte-Akquise vorantreiben sollte, wurde Anfang 2008 wegen Erfolglosigkeit gefeuert. Weil man immer wieder monatelang nichts über den Stand der Dinge hörte, kritisierten vor allem die SPD und die Forchheimer Grünen die Informationspolitik des OB. Auch dieses Mal scheint Franz Stumpf die Angelegenheit lieber still vorantreiben zu wollen. Zweiter Bürgermeister Franz Streit, der den im Urlaub weilenden OB vertritt, weiß nichts über den aktuellen Stand. Die Verhandlungsgespräche führt Ex-CSU-Stadtrat Bundgaard mit Stumpf persönlich. Dabei wurde eine Immobiliengesellschaft mit Sitz in Forchheim als IMG-Nachfolger bestimmt.

Zuletzt war der Mustermietvertrag im Stadtrat durchgefallen, weil er nicht eindeutig festlegt, dass die Ärztehaus-Mieter mit dem Klinikum kooperieren müssen. Das «Muss» halten die Medikon-Fachärzte für problematisch. «Wir sind Belegärzte im Klinikum und schätzen die Zusammenarbeit», so Neglein. Man müsse aber die Freiheit haben, beispielsweise ein Brandopfer in eine Spezialklinik zu überweisen. Kooperationen seien in mehreren Bereichen sinnvoll, unter anderem im Einkauf.

Die Planung des Ärztehauses hat der Forchheimer Architekt Herbert Amtmann mit Fritz Galuschka vom Münchner Architekturbüro Rappmannsberger, Rehle und Partner übernommen. Insgesamt sollen drei Gebäude errichtet werden (siehe Grafik). Im ersten Haus direkt an der Krankenhausstraße ist geplant, eine Apotheke, eine Cafeteria, medizinische Fachgeschäfte und Fachärzte unterzubringen.

Die Medikon-Gemeinschaftspraxis will in Haus Nummer zwei ziehen. Im einzelnen sind das Dr. Günther Bundgaard, Dr. Ekkehard Templer, Dr. Franz Roßmeißl, Dr. Jürgen Waibel, Dr. Eike Schuster, Dr. Lothar Unterburger und Dr. Hans-Ulrich Neglein.

Im Erdgeschoss sollen ein Rehazentrum mit Krankengymnastik eröffnen, der erste Stock ist für die Sprechstunde reserviert und im zweiten Stock werden die operativen Eingriffe durchgeführt. In das dritte Haus soll ein Dialysezentrum einziehen.

Neben den Medikon-Mitgliedern sollen sich noch drei weitere Fachärzte für das Ärztehaus interessieren, so Architekt Amtmann. 2010 plant Bundgaard den Umzug. Soweit so hoffnungsvoll. Allerdings befand sich das Projekt schon öfters in diesem Planungsstadium. Es sind noch keine Verträge unterschrieben. Und erst wenn 70 Prozent der zirka zwölf Fachärzte «Ja» gesagt haben, wird mit dem Bau begonnen, der mit einem Kredit der Vereinigten Pfründnerstiftungen und damit mit öffentlichen Geldern finanziert wird. Geschätzte Kosten: sieben Millionen Euro.