Psychisch Kranke aus der Tabuzone holen

6.10.2007, 00:00 Uhr

Von 11 bis 14 Uhr werden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Organisationen, die in Forchheim für Menschen mit psychischen Problemen zuständig sind, an einem Infostand auf dem Paradeplatz informieren: über psychische Erkrankungen wie über Hilfsangebote. Parallel findet ein Flohmarkt statt, dessen Erlös für die Kontaktgruppe der «Insel» gedacht ist.

Angesichts der Häufigkeit seelischer Erkrankungen ist, so die Helfer im Gespräch mit den NN, die Tabuisierung eigentlich nicht nachvollziehbar.

Jeder dritte Mensch hat in seinem Leben bereits einmal eine behandlungsbedürftige Krise durchlebt. Jeder zehnte Mann und jede vierte Frau erkranken im Lauf ihres Lebens an einer Depression. Bis zu vier Millionen Menschen in Deutschland suchen jährlich psychiatrische Hilfe, 400 000 werden stationär behandelt.

Psychische Erkrankungen sind somit kein Phänomen, das man vernachlässigen darf. Das versuchen die Betreuungsstelle des Landratsamtes, der Betreuungsverein der Awo, die Werkstatt «Schritt für Schritt» der Lebenshilfe, der sozialpsychiatrische Dienst «Die Insel» und die betreuten Wohnformen des Sozialdienstes Katholischer Frauen sowie der Angehörigenverein mit ihrer ersten gemeinsamen Aktion zu verdeutlichen.

Zurück in den Alltag

Manuela Liebscher und ihre Kollegen von «Schritt für Schritt» helfen psychisch kranken Menschen über Arbeitsprozesse und Freizeitgestaltung Strukturen zu finden, die sie in den Alltag zurückführen können.

«Die Insel» bietet Information und Beratung für Menschen mit psychischen und psychosozialen Problemen sowie für deren Angehörige, erklärt Monika Rösch. Zudem gibt es Kontaktgruppen, die von insgesamt 24 ehrenamtlichen Helfern geleitet und betreut werden, «mit Freude», wie Helferin Ingrid Lorenz bestätigt. Und die Leiterin der «Insel», Irmgard Pees, verweist auf die Wohngemeinschaften, die ein Stück Reintegration sind. Dazu plant der sozialpsychiatrische Dienst, eine Tagesstätte.

Lisa Hoffmann berichtet von 50 Menschen, die der Betreuungsverein der Awo professionell betreut, dazu kommen noch zehn bis 15 ehrenamtliche Betreuungen. Die Betreuungsstelle am Landratsamt, so Michael Friedrich, übernimmt Aufgaben im Bereich der Vormundschaftsgerichtshilfe, vermittelt und bemüht sich, Netzwerkarbeit zu leisten.

Für den Angehörigenverein, so dessen Vorsitzender Klaus Rudy, stehe die Öffentlichkeitsarbeit an erster Stelle. Es gelte das Stigma der Unberührbarkeit loszuwerden und Berührungsängste abzubauen. DIETER KÖCHEL