Rad der Heroldsmühle dreht sich wieder

30.10.2013, 00:00 Uhr
Rad der Heroldsmühle dreht sich wieder

© Anestis Aslanidis

Von Anfang an war den Liedtkes klar, dass sie in ihrem neuen Heim viel zu tun haben werden. Im August ersteigerten sie die Heroldsmühle, das alte Ausflugslokal nahe der Quelle der Leinleiter. Dass jedoch so viel zu tun ist, um die alten Gemäuer in Stand zu setzen, war nicht abzusehen.

200 bis 250 Arbeitsstunden schätzt Ariane Liedtke, haben sie und ihr Mann Jürgen, unterstützt von der Familie, seitdem in die Mühle gesteckt. Das aus Frankfurt zugezogene Paar lebt noch in Stegaurach südwestlich von Bamberg. Die beiden hatten nach einem idyllischen Haus im Grünen weitab vom Schuss gesucht — die Gemeinde Heiligenstadt nach neuen Betreibern für das Ausflugslokal am Frankenweg, das seit 2010 geschlossen war.

Ende der Ruhe

Ruhig ist es um die Heroldsmühle spätestens seit einigen Wochen nicht mehr. Mitte September drehte sich das alte Mühlrad aus dem Jahr 1916 zum ersten Mal wieder, mittlerweile klappert es durchgängig. Immer wieder kommen Besucher, um das Rad mit sieben Metern Durchmesser — eines der größten in Deutschland — zu begutachten. Manchmal tritt dann die lange Geschichte der Mühle hervor. „Es waren einmal zwei Radfahrer da“, erzählt Ariane Liedtke. „Der Vater des einen war 1952 für die Welle des Rades zuständig und hat es gangbar gemacht.“

Mit speziellem Fett, das gar nicht so leicht zu beschaffen war, und viel Arbeit, um die Rinne auszuräumen, haben die Liedtkes das festsitzende Rad nun wieder zum Laufen gebracht. Die Leinleiter wurde umgeleitet, um mehr Wasserdruck auf das Rad zu bekommen. „Vielleicht kann es irgendwann einmal wie früher Strom erzeugen“, so Liedtke.

Dass nun „Menschenmassen“ zur Heroldsmühle pilgern, stört die neuen Besitzer nicht. „Es ist toll“, sagt Liedtke. „Wir fühlen uns richtig wohl.“ Auch, weil die Nachbarn sich äußerst hilfsbereit zeigen und die Renovierung unterstützen.

Mehr Zeit für Umbau

Dabei haben zunächst die Wohnräume über dem Gastraum Vorrang. Bis Dezember wollen die Liedtkes einziehen — und dann richtig Gas geben. „Dann nimmt das ganze erst Fahrt auf“, ist sich Ariane Liedtke sicher. Die Pendelei falle weg, für den Umbau bleibt mehr Zeit.

Bis dahin ist jedoch noch viel zu tun. Schon kurz nach dem Kauf der Heroldsmühle stellte sich heraus, dass Wasser- und Heizungsrohre aufgefroren waren, auch alle 18 Heizkörper mussten ausgetauscht werden. Momentan wartet der neue Kessel auf den Einbau. Zuletzt wurde eine neue Kläranlage geliefert und in eine 126 Kubikmeter fassende Grube eingesetzt.

Rund 20000 Euro haben die Liedtkes bislang investiert. Sogar das Holz für die Bänke auf der Terrasse ist schon bestellt. Dort sollen im nächsten Sommer wieder Gäste der Heroldsmühle Rast machen können. Im April oder Mai wollen die Liedtkes die Gasträume wieder eröffnen — zunächst als Brotzeitstation.
 

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