Hilfe bei der Mahd

Rehe und Hasen schützen: Die Kitzrettung Pinzberg ist wieder im Einsatz

14.4.2021, 17:20 Uhr
Rehe und Hasen schützen: Die Kitzrettung Pinzberg ist wieder im Einsatz

© Foto: privat

Die Mahd beginnt und damit kommt der Verein Kitzrettung Pinzberg wieder zum Einsatz. Wobei die Kitzrettung nicht nur für die Sicherheit der kleinen Rehe sorgt, sondern auch für die der anderen in der Wiese brütenden Tiere. Dazu nahm die Kitzrettung Pinzberg auch an einem Projekt des Landesamts für Umweltschutz teil.


Forchheim: Wie Drohnen bei der Mahd helfen


Jedes Tier reagiert auf unvorhergesehene Ereignisse anders. Auch wenn es dieses als Gefahr einstuft. Einen Drohnenflug zum Beispiel, wie es nun mit Beginn der Mahd wieder öfter geschieht. Während sich Kitze und Hasen in der Regel weiter ruhig verhalten, betrachten Kiebitze das als Gefahr. "Sie werden nervös, wenn eine Drohne startet", sagt Ulrich Wagner von der Kitzrettung Pinzberg.

Projekt des Landesamt für Umweltschutz: Zum 7. Mal Gebiete in Bayern erfassen

Diese Erkenntnis war auch für ihn neu. Gewonnen hat er sie durch die Teilnahme am "Projekt Rebhühner und Kiebitze" für das Landesamt für Umweltschutz (LfU). "Wir kartieren das Vorkommen der Rebhühner und Kiebitze im nordbayerischen Raum und Würzburg", sagt Wagner.

Wie das LfU auf seiner Homepage informiert, wird mit der Wiesenbrüterkartierung der Grundstein für den Schutz wiesenbrütender Vogelarten in Bayern gelegt. Seit über 35 Jahren habe der Schutz der Wiesenbrüter in Bayern Tradition. Dazu sollen heuer zum siebten Mal sämtliche Gebiete in Bayern mit Wiesenbrütern erfasst werden.

Schutz für die Tiere durch Drohnen-Flüge

Ulrich Wagner sieht durch die Mitwirkung des Projekts zugleich, wie Kiebitze und Rebhühner auf Drohnen reagieren. "Die Rebhühner reagieren nicht. Die Kiebitze fliegen weg, sobald die Drohne startet", erklärt Ulrich Wagner. Kollidiert das mit den Interessen der nun beginnenden Kitzrettung mit Hilfe der Drohne? Denn wenn es auch immer Kitzrettung heißt, so wurden auch Feldhasen, Wiesenbrüter und Fasane mit ihren Küken aus Wiesen geholt, bevor die langen Schneidmesser der Erntemaschinen über das Gras fegen.

Die Antwort: Die Interessen kollidieren nicht: "Kiebitze sind Bodenbrüter. Sie legen ihre Eier bevorzugt in bearbeiteten Äckern", weiß Wagner. Trotzdem liegt in der weiten Flur nicht Acker neben Acker, sondern auch Wiese neben Acker. Und die Drohnen kreisen über den Wiesen, wenn sie vor der Mahd Kitze und Wildtiere aufspüren. Und wenn die Drohnen zu nahe heran kommen? "Die Kiebitze drehen ein paar Runden, kehren dann aber schnell zum Nest zurück und bebrüten es weiter", sagt Wagner.

Neue Erkenntnisse durch das Projekt

Selbst wenn der Kiebitz-Nachwuchs geschlüpft ist, erschrecken die Jungen nicht: "Kiebitze sind Nestflüchter und somit sehr bald in den Flächen unterwegs", sagt der Experte. Mit seinen Drohnenflügen zwecks Kartierung hat er festgestellt, dass die Kiebitze erst nervös werden, wenn er mit der Drohne auf 50 Meter Höhe herunterkommt.

Das bestätigt auch der LBV: "In einer ausreichenden Höhe geflogen, werden die Drohnen von den Tieren nicht als Gefahr gedeutet und der Einsatz ist dann unbedenklich", sagt Helmut Schmitt, Vorsitzender der Kreisgruppe Forchheim des Landesbunds für Vogelschutz (LBV). Die Kitzrettung ist also zugleich eine Wiesenbrüterrettung. Denn: "Die Wiesenbrüter teilen sich oft mit den Kitzen die gleichen Wiesen", sagt Schmitt. So sind auch die Wiesenbrüter vorher oft den Mähwerken zum Opfer gefallen, wenn die Wiese nicht nach Kitzen, Wiesenbrütergelegen oder Jungvögeln abgesucht wurde.

Standorte markiert und vor dem Mähen geschützt

Um dem vorzubeugen, hat man vor der Mahd die Wiesen begangen, konnte solche Standorte markieren und so vor dem Mähen schützen. "Noch besser eignet sich der Überflug über den Wiesen mit Drohnen. Hier bekommt man den besten Einblick in eine Wiese", sagt Schmitt. Das macht die Kitzrettung Pinzberg seit 2018 professionell.

Mit großem Erfolg: "In der Gemeinde Poxdorf gibt es Rebhühner. Eine gute Population", sagt Wagner. Und diese Rebhühner werden auch nicht bejagt. Immer wieder komme es aber vor, dass Rehkitze und kleine Feldhasen, obwohl unverletzt von Spaziergängern mitgenommen werden, wenn das Muttertier nicht in der Nähe zu sein scheint: "Die Leute meinen es gut und geben diese Tiere bei den Wildtierstationen ab", weiß Wagner. Allerdings überleben das die Tiere nur selten. Deshalb der Rat: Die Jungtiere in der Wiese lassen. Meist sei ein Alttier vor Ort, wenn auch nicht zu sehen.

115 Kitze im Ehrenamt gerettet

Vergangenes Jahr wurden 115 Kitze vor dem Mähwerk gerettet. Im Ehrenamt. Die meisten Jagdpächter oder Landwirte geben Kilometergeld oder eine kleine Spende. Aus Neunkirchen hat die Kitzrettung Pinzberg letztes Jahr eine größere Summe erhalten. Davon konnte die Ausstattung um eine Kamera erweitert werden, damit nicht immer auf und ab geflogen werden muss, um näher an die Wiese zu gelangen. Auch Kiebitze müssen deshalb nicht nervös werden.

Übrigens muss eine Wiese vor der Mahd abgesucht werden. Allerdings nicht von irgendjemandem, sondern immer nach Rücksprache mit dem Jagdpächter. Sonst wäre es Wilderei.

Spendenkonto: Kitzrettung Pinzberg und Umgebung e.V., IBAN: DE29 8306 5408 0004 0975 80

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