Rocklegende Randy Maxbauer lebt in Sollenberg und blickt auf bewegtes Leben

21.9.2019, 15:55 Uhr
60 Jahre später: Rudolf Maxbauer blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Musik macht er heute noch.

© Repro: Chiara Riedel 60 Jahre später: Rudolf Maxbauer blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Musik macht er heute noch.

Im Flur hängt eine goldene Schallplatte für sein Lebenswerk. Wichtiger ist der Rock‘n‘Roll Legende aber eine andere Platte: "Meine Enkelinnen haben mir eine silberne Platte mit der Auszeichnung als bester Opa der ganzen Welt geschenkt", erzählt der Jubilar.

Stolz zeigt er die Bilder mit seinen Kindern und Enkeln im Wohnzimmer. Dort zeugt ein Glaskasten voller Medaillen von seinen sportlichen Leistungen. Über dem Sofa hängt die Skyline von München. In dieser Stadt hat seine Karriere begonnen und hierhin wollte Rudolf Maxbauer zurück kehren. Eigentlich. Doch es kam anders.

Ordner voller Erinnerungen

Über dem Wintergarten steht die Mittagssonne. Der Holztisch ist mit Tischdecke und Folie geschützt. Darauf liegen drei dicke Aktenordner voller Erinnerungen. Davor sitzt Maxbauer, besser bekannt als "Randy", wie ihn seine Fans und die ganze Dorfgemeinde bis heute nennen. Er trägt ein rot blau kariertes Hemd und Jeans. Mit einem breiten Lächeln blättert er in den Ordnern – seinen Erinnerungen.

Randy zeigt auf ein Bild: Hier steht er auf der Bühne von Bayern 1 oder hier ein Auftritt mit den "Early Birds". Eine Cover-Band aus Stöckach und Neunkirchen am Brand. Neben den Fotos von Auftritten findet sich jeder Zeitungsartikel, der über ihn erschienen ist, ausgeschnitten und mit Datum oder zusätzlichen Informationen versehen in einer Klarsichtfolie. In einem anderen Ordner ist jedes einzelne Foto, das Maxbauer als freier Fotograf für die Nordbayerischen Nachrichten gemacht hat, archiviert.

Der 76-jährige Maxbauer hat heuer gleich zwei Jubiläen zu feiern. Seit 60 Jahren steht er auf der Bühne und seit 40 Jahren fotografiert er für die Nordbayerischen Nachrichten.

Dass er heute seine Familie um sich hat, seine Kinder haben direkt neben ihm gebaut, und er als Musiker erfolgreich ist, hätte er sich als Junge vom Dorf in Niederbayern nicht träumen lassen: Randy wuchs ohne Vater auf. Der war im Krieg gefallen. Als Kind lebte er zunächst in wechselnden Pflegefamilien. Dann, mit sechzehn, holte ihn seine Mutter nach München. "Damit du einen anständigen Beruf lernst", sagte sie. München, das war eine andere Welt. An der Berufsschule waren Gesellen aus ganz Deutschland. Neben der Bäckerlehre begann Randy seinem Vorbild Elvis nachzueifern. So machte er sich schon früh als Rock‘n‘Roll-Interpret einen Namen.

Ein Plattenvertrag von Polydor

Als 16-Jähriger stand Randy erstmals auf der Bühne. Im Jahr 1959 wurde er nach einem Wettbewerb für Nachwuchssänger ins Studio des Bayerischen Rundfunks zur Probeaufnahme eingeladen. Die Plattenfirma Polydor bot ihm einen Plattenvertrag an, doch seine Mutter wollte nicht unterschreiben. Für sie war Musiker kein Beruf.

Maxbauer sang trotzdem weiter – auch ohne Vertrag. In den frühen Morgenstunden ging er seinem Handwerk als Bäcker nach. Nachts wurde dann aus Rudolf mit Betreten der Bühne Randy. "Mir wurde damals gesagt, Rudolf das passt nicht zum Rock’n’Roll. Du brauchst einen anderen Namen", erinnert er sich. Beim Lesen der ,Bravo‘ stieß er auf einen Schauspieler mit Namen "Randy" – das ist es!, dachte er damals.

Randy 1959 im Alter von 16 Jahren in München. Dort begann seine Sängerkarriere.

Randy 1959 im Alter von 16 Jahren in München. Dort begann seine Sängerkarriere. © Repro: Chiara Riedel

Maxbauer wurde in jenen Jahren, in denen deutsche Rock‘n‘Roller wie Ted Herold und Peter Kraus zu Superstars wurden, ein gefragter Unterhaltungsmusiker, der bis heute am liebsten den amerikanischen Größen der 1950er Jahre wie Bill Hailey oder Gene Pitney huldigt.

In Nürnberg lernte er bei der Bäckerei Baum weiter. 1965 wurde er als Nordbayerns jüngster Meister ausgezeichnet. Mehr nebenbei widmete er sich dem Sport, speziell dem Ringen beim Nürnberger Verein SC 04 Maxvorstadt. Im Kasten im Wohnzimmer die Medaille: bayerischer Juniorenmeister. Sport das war schon zuvor sein Ausgleich gewesen: "Mit 15 Jahren habe ich in München geboxt, wurde südbayerischer Vizemeister. Als ich aber mit einer gebrochenen Nase nach Hause kam, nahm mir meine Mutter den Kampfpass ab. Ich begann heimlich mit dem Ringen", erzählt Maxbauer.

Seiner Frau zuliebe nach Sollenberg

Neben dem Ringen, standen Laufen und Fußball auf dem sportlichen Programm. Was sich später für ihn bezahlt machen sollte. Mit 34 Jahren war er mittlerweile als Post-Ausbilder beschäftigt.

Mitte der Siebziger zog er seiner Frau Marga zuliebe nach Sollenberg. Mehr als hundert Urkunden lagern heute hier im Keller. Seine Erfahrung gab er unter anderem als Trainer beim TSV Gräfenberg weiter. Außerdem vererbte er sein sportliches Talent an Sohn Peter und Enkelin Jasmin.

Doch wie kam er, der Sportler und Musiker zur Zeitung? "Ich wollte etwas über die Vereine schreiben und wurde gleich Fotograf für die NN. Das Fotografieren musste ich mir erstmal selber beibringen", sagt er. An der Treppe zum Keller hängen die Bilder, damals noch schwarzweiß und auf Film aufgenommen.

Wenn ihn eines ausmache, dann sei das sein Ehrgeiz. Heute freuen sich die Fußballvereine, wenn er auf dem Platz ist, um zu fotografieren. "Die kennen mich halt und wissen, dass ich den Sport kenne."

Seit 40 Jahren ist er jetzt nach einem Zufall für die Nordbayerischen Nachrichten tätig und schätzt besonders den kollegialen Zusammenhalt. Wenn er in der Vergangenheit ins Krankenhaus musste, bekam er Besuch und Unterstützung. "Sie wollten auch immer, dass ich wieder zurück komme."

Eine schwere Rheumaerkrankung und fünf Herzoperationen kosteten ihn beinahe das Leben. Seine Ärzte hätten ihn "schon fast abgeschrieben", erzählt er. Doch die Kämpfernatur erholte sich und widmete sich wieder der Musik.

Alle Lieder auswendig

Er pflegt Rituale – vor seinen Auftritten, trinke er immer etwas warmes entweder Kaffee oder Tee mit Honig. Alkohol und Zigaretten meidet er. Hat er einen Auftritt am Samstag übe er dafür Montag, Dienstag, Mittwoch und mache dann zwei Tage Pause. Am Freitag schaue er nochmal die Texte an. Auf der Bühne singt er alle Lieder auswendig.

Seine härteste Kritikerin ist dabei seine Frau. "Ohne sie wäre ich heute nicht dort, wo ich jetzt bin." Seit 53 Jahren sind sie nun verheiratet. Ihr Herz gewann er bei einem Auftritt, als er "sweet little sixteen" für sie sang. Wenn er auf der Bühne stehe, sei der Applaus wie eine Droge.

"Man darf sich nicht aufgeben", sagt Randy. Er freue sich jeden Tag, wenn er aufstehe. Das Leben sei ein Geschenk. "Solange ich das noch machen kann, was mir Spaß macht, bleibe ich jung."

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