Rote Linie stürzt Bürgermeister in Verwirrung

22.11.2012, 18:25 Uhr
Rote Linie stürzt Bürgermeister in Verwirrung

Bürgermeister Franz Josef Kraus traute seinen Augen nicht: „So geht das auf gar keinen Fall“, sagte er. „Da müssten ja Häuser abgerissen werden.“ Vor sich auf dem Bildschirm hatte Kraus dieser Tage eine Karte von Bayern, in die die Staatlichen Bauämter sämtliche Wünsche nach Änderungen der Fernstraßen eingezeichnet hatten.

An Ebermannstadt rechts vorbei führt eine dicke rote Linie. Sie beginnt auf der B470 vor der Stadt, kreuzt dann die Staatsstraße nach Pretzfeld, führt im hohen Bogen unter der Wallerwarte (oder darüber?) an der Innenstadt vorbei und kommt hinter der Straße nach Gößweinstein, die ebenfalls gekreuzt wird, wieder auf ihre heutige Trasse zurück.

„Diese Ostumgehung ist unmöglich“, sagt Bürgermeister Kraus. Ratlos blickt er auf die rote Linie. Andererseits fasst er sich gleich wieder und sagt: „Ich freue mich, dass sich jemand Gedanken macht und dass Ebermannstadt nicht vergessen wird.“

Nicht offiziell beschäftigt

Die Stadt, sagt Kraus, hat sich schon lange nicht mehr offiziell mit dem Thema beschäftigt. Sie hat auch keinen Antrag beim Staatlichen Bauamt gestellt. Freilich will sie etwas dagegen getan haben, dass Ebermannstadt täglich von 14000 bis 16000 Autos überrollt wird. Aber wer, wenn nicht die Stadt Ebermannstadt, hat dann die seltsame rote Linie veranlasst?

Die Recherchen der NN bringen es zutage: Es war doch Bürgermeister Kraus, und zwar am 16. Februar diesen Jahres, ungefähr um 16.30 Uhr, im Rathaus zu Wiesenthau. Doch Kraus wusste nicht, was er tat.

Oder anders ausgedrückt: Wenn er geahnt hätte, dass seine Äußerungen gegenüber Andreas Eisgruber, dem stellvertretenden Leiter des Staatlichen Bauamtes Bamberg, solche Folgen haben würden, hätte er vermutlich etwas weiter ausgeholt. An jenem 16. November trafen sich die Bürgermeister von Forchheim, Pinzberg und Wiesenthau sowie die Bürgermeisterin von Kirchehrenbach mit dem bayerischen Staatssekretär Gerhard Eck. Thema: eine mögliche Trasse für den östlichen Teil der Südumgehung Forchheims. Franz Josef Kraus, dessen Ebermannstadt ja nicht direkt an dieser Trasse liegt, hatte sich selbst dazu eingeladen. Und im Rahmen des munteren Meinungsaustausches prägte er den denkwürdigen Satz: „Vergesst Ebermannstadt nicht.“

Kraus’ Argument: Wenn der Verkehr von Forchheim her durch weitere Ortsumgehungen (in diesem Fall von Gosberg) flüssiger gemacht wird, dann hat dies Auswirkungen auch auf das östliche Wiesenttal. Denn die B470 werde dann immer attraktiver als Verbindung zwischen A3 und A9.

Andreas Eisgruber nahm Kraus später kurz zur Seite und fragte ihn, ob es für eine Umgehung von Ebermannstadt schon irgendwelche Pläne gebe. Ja, sagte Kraus. Die gibt es im Prinzip. Allerdings sind die schon so alt, dass die Zeit darüber hinweggegangen ist. Sprich: Wo mal Straßen eingezeichnet waren, stehen heute Häuser.

Wie kommt also die rote Linie in den Osten von Ebermannstadt? Das weiß Andreas Eisgruber. Er aber sieht den Unterschied zwischen einem gezeichneten Strich und einer real möglichen Straßentrasse äußerst gelassen. In diesem Stadium des Bundesverkehrswegeplans, sagt er, geht es nur darum, einfach mal alles einzuzeichnen, was als „Bedarf“ bekannt ist.

Kleine rote Schlenkerer

Deswegen hat das Bauamt auch gleich mal bei Oesdorf und Wimmelbach kleine rote Schlenkerer eingezeichnet. Sie sollen eine „Ortsumgehung“ andeuten. Denn wie sich Eisgruber erinnert protestierten doch bei der Eröffnung des Westteils der Südumgehung im letzten Dezember viele Bürger und auch die Ortsvorsteher von Hausen und Heroldsbach gegen den zunehmenden Verkehr, der jetzt unweigerlich auf sie zurollen würde. Also: Da gibt es einen Bedarf, da zeichnen wir eine Umgehung ein.

Und wie geht es jetzt weiter? Bis zum 14. Dezember kann jedermann seine Anregungen zu dem Plan bei der Obersten Baubehörde in München einreichen. Die Obersten Planer legen dann dem Ministerrat eine Liste mit Vorhaben vor, die aus ihrer Sicht einen gerechtfertigten Bedarf darstellen. Was das Kabinett verabschiedet, wird im Laufe des nächsten Jahres dem Bundesverkehrsministerium übermittelt: „Und die bewerten das dann“, sagt Andreas Eisgruber. Mit Kosten und Nutzen.

Mit dabei ist auch wieder der östliche Teil der Südumgehung Forchheim. Über die mögliche Trassenführung soll die Öffentlichkeit im Dezember informiert werden. Von den beteiligten Gemeinden hat sich nur Wiesenthau gegen die vorgeschlagenen Varianten ausgesprochen.

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