Samel: "Handball gehört ins TV"

12.1.2018, 05:41 Uhr
Die Nationalmannschaft jubelt. Ob der Freudentaumel morgen weitergeht?

© AFP Die Nationalmannschaft jubelt. Ob der Freudentaumel morgen weitergeht?

Herr Samel, die Spiele der deutschen Auswahl werden wieder im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt. Eine Genugtuung?

Dirk Samel: Diese Entscheidung war aus meiner Sicht überfällig, weil Handball als eine der gewichtigen Sportarten nach Fußball einfach öfter ins öffentlich-rechtliche TV gehört. Es braucht die Aufmerksamkeit, um durch das Interesse an der Basis Nachschub zu generieren. Der WM-Erfolg 2007 war so ein Beispiel und wirkte sich tatsächlich positiv auf die Spielerzahl aus. Auch die gemeinsam verfolgten Fernseh-Übertragungen sind ein Sympathie-Faktor, der für mich bei der vergangenen WM in Katar beim privaten Internet-Stream weggefallen ist.

 

Samel:

© Foto: Johnston

Immerhin findet jedes Jahr ein Großturnier statt und der EM-Modus berechtigt zwölf von 16 Teilnehmern zum Einzug in die Zwischenrunde. Wird damit die Begeisterungsfähigkeit des Publikums nicht überspannt?

Dirk Samel: Den jährlichen Rhythmus zwischen EM und WM zu entzerren, wäre eine Überlegung wert. Für die Profis sind die zusätzlichen Spiele eine erhebliche Belastung und mindern die Qualität der Turniere. Die Leistungsdichte auf dem europäischen Kontinent ist aber nach wie vor extrem hoch, daher kann ich mit dem Modus leben. Der Gruppensieg ist umso erstrebenswerter, weil er einen Tag mehr Pause garantiert.

 

Der Bundestrainer hat bei der Nominierung überrascht. Was ist von der Mannschaft zu erwarten?

Dirk Samel: Mit Frankreich, Dänemark, Gastgeber Kroatien und Schweden sehe ich einige ambitionierte Mitfavoriten. Trotzdem muss das Halbfinale machbar sein. Über die Kaderzusammenstellung habe ich ebenfalls gestaunt. Es ist eine mutige Entscheidung, mit Finn Lemke auf einen gestandenen Abwehrchef zu verzichten. Der Trainer hat taktische Überlegungen als Grund genannt. Umso gespannter wird jetzt beobachtet, welche Spielphilosophie dahintersteckt. Ob richtig oder falsch, die Bewertung wird letztlich am Ergebnis gemessen.

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