In der Oberpfalz

Schiff Ahoi von Forchheim nach Forchheim

28.7.2021, 08:00 Uhr
Die imposante Kirche in Forchheim. 

© Stefan Braun Die imposante Kirche in Forchheim. 

Auf dem Weg nach Kauerlach muss ein kleiner Bach überquert werden, dadurch wechselt man dann gleichzeitig von Mitelfranken in die Oberpfalz. Es handelt sich demnach nicht um unser schönes Forchheim, sondern um das ebenfalls sehr ansehnliche 750 Seelendorf Forchheim, dem zweitgrößten Ortsteil der 9100 Einwohner zählenden Stadt Freystadt in der Oberpfalz (Landkreis Neumarkt). Forchheim liegt, ebenso wie die große Schwester, unmittelbar am Main-Donau-Kanal, fünf Kilometer in östlicher Richtung von der Autobahnausfahrt Hilpoltstein an der A9 entfernt.

Fast zu ruhig

Der erste Eindruck von Besuchern ist: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Der Kirchturm ist das höchste Gebäude im Ort, man kommt in eine fränkische… pardon: oberpfälzische Mustergemeinde: einige kleinere Gewerbebetriebe, einige überschaubare Bauernhöfe und jede Menge gepflegte Ein- oder Zweifamilienhäuser mit individuell gestalteten Gärten. Es ist ruhig in Forchheim, irgendwie sogar etwas zu ruhig. „Vor zwei Jahren hat hier unser letztes Gasthaus mit eigener Metzgerei zugemacht“, informiert der Orts- und Heimatpfleger Robert Hackner. „Das hat uns schon sehr wehgetan.“

Hofladen mit Bäckerei

Wenige Jahre zuvor hat auch ein kleiner Lebensmittelladen seinen Betreib eingestellt, der „Tante-Emma-Laden“ war ein beliebter Treffpunkt in Forchheim. Eine Grundversorgung mit Lebensmitteln ist durch einen Hofladen mit Bäckerei sichergestellt, der aber nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet hat. „Die Versorgung unserer Bewohner erfolgt mehr und mehr über den fünf Kilometer entfernten Hauptort Freystadt“, so Hackner. Der stellt aber auch fest, „dass unser Zusammenhalt trotz der fehlenden Gaststätte nach wie vor sehr groß ist.

Fast alle Bewohner Forchheims sind Mitglied in einem der Vereine. Man ist einfach dabei.“ Der gesellschaftliche Höhepunkt im Jahreskalender ist in normalen Zeiten das mehrtägige Fischereifest, das zahlreiche Besucher, auch über die vielen Radwege, die sich in Forchheim kreuzen, anzieht. „Wie bereits im Vorjahr muss das Fest aber auch heuer wegen der Pandemie ausfallen“ bedauert Hacker.


(von links): Bürgermeister  Alexander Dorr, Archivar Lorenz Zellner und Heimatpfleger Robert Hackner.

(von links): Bürgermeister Alexander Dorr, Archivar Lorenz Zellner und Heimatpfleger Robert Hackner. © Stefan Braun

Beim Rundgang durch das Dorf fällt es fast schwer zu glauben, dass die Geschichte Forchheims bis ins Hochmittelalter zurückgeht. Der Großteil der Häuser wirkt sehr neu. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte aber bereits im Jahre 1282, in den folgenden Jahrhunderten hatte das kleine Dorf stetig wechselnde Grundherren. Nach dem Einfall der Schweden im Dreißigjährigen Krieg im Jahre 1632 stand kaum mehr ein Stein auf dem anderen. Bis zum 30. Juni 1972 war Forchheim eine selbständige Gemeinde im damaligen Landkreis Beilngries. „Auf einer Bürgerversammlung im März 1972 stimmten damals 49 Bürger für und 13 gegen den Anschluss an Freystadt. Am 1. Juli des gleichen Jahres erfolgte dann die Eingemeindung“, erinnert sich Hackner gemeinsam mit dem Freystädter Archivpfleger Lorenz Zellner an die Zeiten der Gebietsreform. Der alte Landkreis Beilngries wurde damals aufgelöst.

Schiff Ahoi von Forchheim nach Forchheim

© Stefan Braun

Neben der imposanten, im Jahre 1724 fertiggestellten Pfarrkirche St. Ägidius ist das „Alte Schulhaus“, in dem derzeit die Feuerwehr untergebracht ist, eines der ältesten Gebäude Forchheims. Seine Tage sind aber gezählt. „Wir müssen es demnächst abreißen, die Räumlichkeiten sind nicht mehr ausreichend. Es entsteht an gleicher Stelle ein größeres Dorf-Gemeinschaftshaus, in dem auch die Feuerwehr mit ihrem neuen Fahrzeug wieder einziehen wird“, informiert Bürgermeister Alexander Dorr. Der weist auch auf den derzeit bekanntesten Bürger Forchheims hin. Franz Pröbster Kunzel ist 1950 In Forchheim geboren. Der gelernte Landwirt schuf sich seit den 70er Jahren einen internationalen Ruf als „Land-Art-Künstler“ mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland.

Per Boot anreisen

Abschließend hat der Bürgermeister auch einige Worte für seinen Amtskollegen im oberfränkischen Forchheim parat: „Ich grüße ganz herzlich aus dem kleinen Forchheim meinen Amtskollegen, den Oberbürgermeister Uwe Kirschstein, im großen Forchheim. Außer dem Namen haben wir noch gemeinsam, dass beide Orte am Kanal liegen. Von daher meine Einladung an den Kollegen: Er kann uns sehr gerne besuchen, auch auf dem Wasserweg. Er muss dann aber mit einem kleinen Boot kommen, denn wir haben keine Schiffsanlagestelle, sondern nur eine Bootsanlegestelle.“ Also dann, Uwe Kirschstein: Leinen los und Kurs nach Forchheim. Ein Kompass ist nicht notwendig.

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